Sonntag, 16. August 2015

Restaurant frank und frei in Hamburg


Zum Abschluss unseres Kurztrips in die Hansestadt Hamburg, haben uns meine beiden dort ansässigen Tanten zum Essen eingeladen. Ausgesucht haben die beiden das frank und frei, ein, nach eigener Aussage "angesagtes Lokal mit Pub-Atmosphäre und einer großen Auswahl an europäischen und amerikanischen Gerichten." Das Lokal befindet sich in der Schanzenstraße im kultigen Stadtteil St. Pauli, dessen nicht minder kultiger Fußballclub auch just an diesem Tage Greuther Fürth mit 3:2 geschlagen hat.

Ich habe das frank und frei natürlich vorher "gegoogelt". Da fanden sich neben etlicher Lobeshymnen auch Beschwerden über mäßiges Essen, unfreundlich bis patzige Bedienung und inkompetente Mitarbeiter. Meine Erwartungen waren also nicht besonders hoch, andererseits habe ich natürlich dem Urteil meiner Tanten vertraut. Wer bei einem "angesagten Szenelokal" Sternenküche erwartet, glaubt auch an den Weihnachtsmann. Was ich hier erwarte ist gutes, unkompliziertes Essen, weitestgehend frisch - gehobene Bistroqualität oder das, was der Franzose gemeinhin unter "Brasserie" versteht. Sind meine Erwartungen enttäuscht worden? Bitte weiterlesen.


Das Lokal liegt schräg gegenüber Tim Mälzers "Bullerei", der beim nächsten Hamburgaufenthalt hoffentlich ein Besuch abgestattet wird. 

Das frank und frei hat eine reichliche Frühtstückskarte, einen Mittagstisch und auch "normale" Menükarten. Europäisch-Amerikanisch stimmt schon als Beschreibung. Die Karte bietet natürlich nichts, was die Parameter des Kochens neu definiert, aber dafür Gerichte, die sich interessant lesen und Lust aufs Essen machen. Besonders das Frühstück scheint die starke Seite des Lokals zu sein.  

Ja, im frank und frei ist es laut. Das kann nerven oder aber auch als Indiz dafür gesehen werden, dass sich die Gäste wohlfühlen. Ein durch das Lokal schweifender Blick in die Gesichter der Anwesenden, lässt die zweite Option wahrscheinlich erschienen. Jung und Alt gemischt und alle gut gelaunt. Auch die Bedienung war freundlich und aufmerksam. In diesem Punkt sehe ich keinen Anlass zur negativen Kritik.


Gleich zu Beginn gab es einen kleinen "Gruß aus der Küche". In Scheiben geschnittenes Brot/Brötchen mit einer leckeren Creme. So ein Gaumenkitzler sollte meines Erachtens in jedem guten Restaurant Pflicht sein und ist ein guter Indikator für die Ambitionen der Küche.

Schummerlicht plus Smartphone - ain't no good. 


Eine der über alles geschätzten (Erb)tanten hatte Lachs in Basilikumsauce mit Röstitalern mit kleinem Salat. Tantchen hat es sehr gut geschmeckt. Ich habe zumindest die Sauce probiert und fand sie auch sehr lecker. Der Lachs hätte - rein optisch - glasiger im Kern sein dürfen, aber er sah trotzdem noch saftig aus. Die Röstitaler waren sicherlich nicht selbstgemacht, das wäre vielleicht ein erster Kritikpunkt. Ich mag halt von Grund auf handgemachtes Essen.      


Die andere (Erb)tante hatte Kabeljau in heller Sauce. Auch hier: Sauce sehr lecker. Wird nach Aussage der Mitarbeiter auch selbst gemacht.


Die Gattin und die Kleine hatten je einen Flammkuchen mit Speck und Zwiebeln. Fantastisch. Dünner Teig, knusprig, aromatischer Belag - was will man mehr? 


Ich habe den Tex-Mex Burger bestellt. 250 Gramm patty aus purem Rindfleisch mit Tomaten, Zwiebeln und Guacamole. Dazu Pommes und ein kleiner Salat. Letzterer war wirklich klein und hatte eher Alibifunktion. Fertiges Dressing brauche ich auch eher weniger.

Ob Kartoffeln in Stifte schneiden und frittieren wirklich länger dauert, als eine Tüte aufzureißen und tiefgekühlte Fritten in Fett zu garen, sei dahin gestellt. Ich bin da aus den Niederlanden und Belgien verwöhnt, aber mal Hand aufs Herz, welches Bistro-Szene-Pub-Restaurant macht die Fritten hierzulande noch selbst? 

Der Burger war als Portion genau richtig, die Guacamole lecker und auch das Fleisch aromatisch. Man kann sich darüber streiten, ob selbstgemachte Burgerbrötchen nicht besser wären, aber das ist hier nicht der Knackpunkt. Ich sage es noch einmal: der Burger war lecker. Leider etwas trocken. Zwei Tipps an den Koch: entweder Rinderhackfleisch nehmen, das einen höheren Fettanteil hat und beim Garen saftiger bleibt oder den patty nicht durchgaren sondern medium braten. Bei guter (Rind-)Fleischqualität eigentlich kein Problem.

Aber hey, wir meckern hier auf vergleichsweise hohem Niveau. Tolle Atmosphäre, nette und auch kompetente Bedienung, leckeres Essen, (fast) alles richtig gemacht, Daumen hoch.

2 Kommentare:

  1. das hätte ich nicht so wohlwollend kommentiert, was da auf dem teller hattest. so wie das aussah, würde ich dir unterstellen, du gehst da mit den tanten öfter hin, damit du schneller erben kannst.

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    1. Am Aussehen ist das schlechte Licht in Tateinheit mit der Handykamera nicht ganz unschuldig. Den Burger haqbe ich für das Foto selbst aufgeklappt, was die Optik nicht gerade verbessert hat.

      In erster Linie geht es mir aber um Geschmack und wenn der stimmt, ist Aussehen zweitrangig. Du hast ja selbst auch schon Kritik an deinen Fotos erlebt und trotzdem würde ich unterstellen, dass das Essen bei dir schmeckt. Hier hat es geschmeckt und der Flammkuchen war zum Beispiel super, die Saucen lecker und der Fisch handwerklich sauber gegart. Nen, ich gehe da nicht öfter hin. Ich war das erste Mal da und so oft komme ich ja auch nicht nach Hamburg.

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