Freitag, 26. Februar 2016

Wan-Tan-Suppe


Es ist schon erstaunlich, wie so manche Gerichte scheinbar unabhängig voneinander an völlig verschiedenen Orten der Welt entstanden sind. Lange ging man davon aus, das Marco Polo die Nudel aus China nach Italien brachte. Das ist aber mittlerweile widerlegt, da man weiß, dass bereits in der Antike Nudeln auf dem Speiseplan der Europäer standen. Trotzdem mögen sie ein Import aus dem fernen Ostens sein, denn es gab, zumeist indirekte Kontakte zwischen den Staaten der Antike und dem fernen Reich der Mitte. Und wenn ein kultureller, philosophischer (viele griechische Denker hatten eindeutig Kenntnis fernöstlicher Philosophie) oder wirtschaftlicher Austausch herrschte - römisches Glas gegen chinesische Seide - warum da nicht auch ein kulinarischer? Die ungeheuer leckeren Tortellini in brodo alla Bolognese waren bisher immer eine meiner Lieblingssuppen. Ich sage es ja nicht gerne, aber die haben hier eine ernsthafte Konkurrenz (oder Vorbild?) gefunden. Mehr noch. Man soll ja mit Superlativen vorsichtig sein, aber das hier ist geschmacklich eine der besten Suppen, die ich je gegessen habe. 


Je nach Größe reicht das hier für 50 bis 60 Wan-Tans. Es lohnt sich, die volle Menge anzufertigen, da sich die Kerle gut einfrieren lassen.

Für die Füllung:
  • 250 g Hackfleisch
  • 125 g Chinakohl
  • 1 EL chinesischen Reiswein (Shaoxin)
  • 2 EL helle chinesische Sojasauce
  • 1 TL Sesamöl
  • Salz 
  • weißer Pfeffer

Kohl fein hacken und mit den anderen Zutaten vermengen. Thüringer Mett isst man ja auch roh, also ruhig mal abschmecken. In China nimmt man auch gerne Pak Choi (chinesischer Senfkohl). Da würde ich die Blätter vor Verwendung ein paar Sekunden blanchieren, kalt abschrecken und gut ausdrücken.


Für den Teig:
  • 250 g Mehl
  • 2 Eier (L)
  • Wasser
  • Prise Salz
Zutaten zu einem geschmeidigen Nudelteig vermengen. Das geht am besten mit den Händen. Es ist außerdem hilfreich, bei den Eiern nur dass Innere und ausdrücklich nicht die Schalen in den Teig zu kneten. Ich hatte nur "M-Eier" (im Kühlschrank, honi soit qui mal y pense) also brauchte ich etwas mehr Wasser. Mehr Wasser, kein Meerwasser. In Folie einwickeln und mindestens eine halbe Stunde bei Zimmertemperatur ruhen lassen.


Teig in sehr dünne Bahnen ausrollen, am besten mit einer Nudelmaschine. Ich habe den Teig bei mir auf Stufe 9 ausgerollt, dünner geht es nicht. Mit meinem Anrichterahmen habe ich 8 x 8 Zentimeter große Quadrate ausgestochen. 


Teigquadrat mit Wasser bepinseln. Etwas Füllung darauflegen, ...


... zu einem Dreieck falten, ...


... Spitze umklappen .,..


... und die Enden zusammendrücken.

Das war die erste Teigtasche. Sie erschien mir aber noch zu dick. Also habe ich die folgenden Teigquadrate noch einmal durch die Nudelmaschine gegeben und siehe da, ich hatte plötzlich hauchdünnen Teig von etwa 10 x 10 Zentimetern.


Je ein paar Spritzer Sesamöl und einen Schuss helle chinesische Sojasauce in Suppenschalen geben. In Ringe geschnittene grüne Frühlingszwiebelteile dazugeben.


Wan-Tans zwei Minuten in kochendem Salzwasser garen. In jede Suppenschale vier Nudeltaschen geben.


Mit heißer Brühe - nach diesem genialen Rezept, bloß mit Salz abgeschmeckt - aufgießen und genießen.


Hauchdünner Teig, saftiges Inneres. Könnte ich so jeden Tag essen, ja sogar stündlich.
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Flashback


Heute vor einem Jahr: Bremer

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