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Sonntag, 1. Juni 2014

Wein III

Ich bin ja, wenn es um Rotwein geht, eigentlich bekennender Anhänger italienischer Tropfen. Dabei müssen es nicht immer die teuren Piemonteser oder Toskaner sein. Auch Regionen wie Apulien und Sizilien bieten tolle Weine für vergleichsweise wenig Geld. Leider habe ich nicht immer Zeit, Weinfachgeschäfte zu durchstöbern, oftmals kommt es dann so zum Griff in das Supermarktregal. 

Neulich sah ich zufällig neben meinem Lieblings-Nero d'Avola (Sizilien) eine Flasche portugiesischen Rotweins aus der Douro Region, eigentlich bekannt für seine fantastischen Portweine. Dies erinnerte mich an einen anderen portugiesischen Wein, aus eben dieser Region, mit Namen "Fabelhaft", der vor einigen Jahren durch verschiedene Fernsehköche regelrecht "gehypt" wurde. Auch ich probierte ihn damals - dies muss so 2006 gewesen sein - und war sehr angetan. Ich habe Douro als Rotweingebiet dann aber irgendwie wieder aus den Augen verloren.



Egal, meine Neugier war geweckt und ich kaufte eine Flasche, einen Delaforce Colheita Tinto Jahrgang 2012 mit 13% Alkohol. Der Wein wird aus Tinta Roriz, Touriga Franca und Touriga Nacional Trauben gekeltert. Er hat eine schöne, tiefrote Farbe, leichte Säure und ein paar Tannine - das sind Gerbstoffe, die aus Schalen und Kernen der Trauben, aber auch aus Holzfässern bei der Reifung enstehen und für dieses typisch "pelzige" Zungengefühl verantwortlich sind, die trockene Rotweine hervorrufen. Geschmacklich und geruchlich erinnert der Wein an rote Waldbeeren mit leichter Kräuternote. Preislich liegen wir hier bei knapp sechs Euro, für einen Alltagswein schon recht nahe an meiner Schmerzgrenze.

Trotzdem wurde ich mutig - und Sonntag ist ja kein Alltag - und kaufte den "großen Bruder", den Tinto Douro. Aus den gleichen Rebsorten gekeltert, aber deutlich älter - Jahrgang 2009 - und mit 14% auch stärker, hat mich dieser Tropfen für einen Supermarktwein absolut überzeugt. Alles, was für den Colheita zutrifft, gilt auch hier, nur größer und besser. Hinzu kommen Holzaromen (der Tinto ist anders als der Colheita im Eichenfass ausgebaut), stärkere Frucht (eher dunkle Beere und ein bisschen Veilchen) und eine bessere Säure-Tannin-Balance. Der Abgang - also der Nachgeschmack im hinteren Rachen nach dem Runterschlucken - ist wesentlich länger, kräftig aber auch elegant. In einer Rezension habe ich etwas von "cremiger Minzschokolade" gelesen. Das kann ich so nicht bestätigen (der Abgang des Colheita hat für mich auch nichts von der ihm dort nachgesagten Milchschokolade), dafür ist tatsächlich ein leichtes Lakritzaroma zu verzeichnen. Obwohl natürlich trocken, schmecke ich außerdem eine leichte, nicht unangenehme Portwein-Süße, die sehr gut mit der Fruchtsäure und den herben Tanninen harmoniert. Mit gut 11 Euro beim gelben Supermarkt mit dem grünen M ist es kein ganz billiges Vergnügen, für besondere Anlässe jedoch empfehlenswert.

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