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Samstag, 27. Dezember 2014

Nur mal so ... (Teil 25)


Solange ich denken kann, gab es bei uns zu Weihnachten immer Truthahn. Damals, als wir Kinder noch zu Hause wohnten, hatte der Vogel schon mal stolze zwölf Kilo. Den gab es dann an beiden Weihnachtstagen als Braten mit einem anschließenden Gulasch am Tag nach Weihnachten. Meist blieb dann sogar noch eine Brust zum Einfrieren über.  

Seit meine Schwester und ich vor Jahren nacheinander das elterliche Heim ("Solange du die Füße unter meinen Tisch steckst ...") verlassen haben und meist nur noch einen der beiden Weihnachtstage bei den Eltern verbringen, sind die Tiere natürlich kleiner geworden. Dieses Jahr waren es aber immerhin 7,5 Kilogramm. Auch eine Eigenschaft meiner Familie: das obligatorische Festtagstelefonat mit meinen Großeltern sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits. Dies begann stets mit den Worten: "Unser hat sounsosviel Kilo!" "Worauf geantwortet wurde: "Unser hat wasauchimmer Kilo!" Erst dann wünschte man sich frohe Weihnachten. Die Großeltern sind nun mittlerweile alle in den ewigen Jagdgründen, also werde ich nun telefonisch über Größe und Gewicht des Vogels informiert.

Zur Pute gibt es immer Mandelbällchen und Rotkohl. Letzterer aus dem Glas, weil Rentner ja nicht mehr so viel Zeit zum Dinge selber machen haben, wie arbeitende Menschen. Aber egal, es schmeckt trotzdem jedes Mal.

Die Sauce ist auch immer wieder lecker. Hier hat sich in den letzten Jahren ebenfalls ein interessantes Ritual entwickelt. Köchelt das Sößchen vor sich hin, gehe ich in die Küche, nehme einen Löffel aus der Besteckschublade und probiere. Sofort hören meine Eltern mit allem auf, mit dem sie gerade beschäftigt sind und schauen stillschweigend und gebannt zu mir. Mutter hält den Atem an. Nach entnommener und verzehrter Probe wende ich mich dann zur Familie und es herrscht eine erwartungsschwangere Stimmung, ganz so, als ob ich im Begriff sei, den nächsten Papst zu verkünden. Wenn ich dann sage. "Verdammt lecker!" atmen alle auf und gehen ihrem sonstigen Treiben wieder nach.

Zum Puter selbst. Es ist ein ganz einfaches Rezept. Der Vogel wird innen und außen gesalzen und gepfeffert manchmal auch mit Majoran gewürzt - dann mit ganzen Äpfeln und Zwiebeln gefüllt und im Backofen bei 180° C für ein paar Stunden gegart. Vor dem Tranchieren darf der Vogel dann abgedeckt und in Decken gewickelt einige Zeit ruhen. Lecker ohne Frage, eines ist mir jedoch aufgefallen. Seitdem ich auch Geflügel im Niedrigtemperatur Verfahren gare, merke ich immer wieder, welche Vorteile dies im direkten Vergleich zur konventionellen Methode hat. Das Fleisch bleibt deutlich saftiger. Vielleicht kann ich ja meine Eltern das nächste Jahr von diesem Garverfahren überzeugen.      

2 Kommentare:

  1. sehr schöne beschreibung, wie die soßenprobe abläuft. mittendrin statt nur dabei.

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  2. Mein Vater hat schon früher gern mal in der Küche gestanden. Er hat das Talent, jedes Gericht - sei es Hühnersuppe oder Topfkuchen - nach zweimaligen Aufwärmen und Nachwürzen in ein knoblauchlastiges hammerscharfes Chilli zu verwandeln (er hatte beruflich viel in in Südamerika und sowohl nahem als auch fernem Osten zu tun).

    Das Argument "Aber Lars hat gesagt ..." steht bei meinen Eltern sogar noch über "Tim Mälzer macht das aber so ...".

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