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Freitag, 17. November 2017

Gebratene Jakobsmuscheln


Für heute hatte ich keinen großen Plan im Kopf, also bin ich mal wieder blind drauf los gezogen, um mich vom Warenangebot der einschlägigen Lebensmittelhändler inspirieren zu lassen. Dabei bin ich über Jakobsmuscheln in der Schale gestolpert - die lagen da einfach so im Weg rum - und habe mir aus einer Laune heraus einfach mal drei Stück einpacken lassen. Die Dinger sehe ich hier bei uns nicht oft so frisch, also konnte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen. Einen Plan hatte ich zwar immer noch nicht, dafür nun aber drei schöne Jakobsmuscheln. Genau richtig für ein amuse guele.


Die Jakobsmuschel gehört zur Familie der Kammmuscheln. Charakteristisch ist die schöne, symmetrische Form und die tiefen, strahlenförmig verlaufenden Rillen auf der Schale. Zeitweilig waren sie völlig überfischt und auch die Erntemethode mit Schleppnetzen machte die Sache nicht besser. Mittlerweile haben sich die Bestände wohl sensationell erholt, trotzdem sollte man auf ökologisch verträgliche Fangmethoden achten. Aufmerksame Beobachter haben sicherlich den weißen Clip an der Muschel bemerkt, der garantiert, ...


... dass es sich um nachhaltige Fischerei aus Norwegen handelt und die Muscheln von Hand durch Taucher geerntet wurden. Ob man solchen Gütesiegeln immer vertrauen kann, weiß ich nicht, besser als gar nichts sind sie allemal.


In diesem Zustand lebt die Muschel noch. Darüber muss man sich im Klaren sein. Nun kann man beschließen, PETA beizutreten und die Muscheln im Salzwasserbecken zu halten, um sie beim nächsten Dänemarkurlaub ganz "Free Willy" mäßig in die Freiheit zu entlassen. Oder man öffnet die Schale und befördert die Muschel so vom Diesseits ins Jenseits.

Wie man sehen kann, hat die Muschel eine flache und eine gewölbte Seite. Wir legen das Schalengetier nun mit der flachen Seite nach oben ...


... und stecken eine feste Messerklinge zwischen den Schlitz ziemlich nahe am Scharnier. Dann drehen wir das Messer und hebeln so die Schale etwas auf. Nun fahren wir mit der Messerklinge direkt unterhalb der flachen Oberseite entlang, um die "Nuss" (das leckere Muskelfleisch der Muschel) von der oberen Schalenhälfte zu trennen. 


Jetzt können wir die Muschel öffnen. Das Innere ist jetzt nur noch mit der unteren Schalenhälfte verbunden. Es lässt sich problemlos völlig herausholen. Nun können wir einfach die weiße "Nuss" aus dem sie umgebenen Glibber herausdrücken. Das auf dem Foto rötlich-braun erscheinende Gelee um die "Nuss", ist das in Wirklichkeit eigentlich orange Corail, der Rogen der Muschel. Der ist auch essbar, aber ich teile hier Gordon Ramsays Meinung und finde Geschmack und Konsistenz nicht wirklich erbaulich. Ich möchte nur das schöne, helle "Nugget".   


Ramsay halbiert die Muschel oft einmal am Äquator, das habe ich hier nicht gemacht.


Lange habe ich geschwankt, ob ich die Muschel in der eigenen Schale nach galizischer Art überbacken sollte. Ich habe mich dann aber doch für den puren Geschmack entschieden und bin bei Gordon Ramsay geblieben. Der würzt diese Köstlichkeit mit Currysalz (Salz und Currypulver im Verhältnis 1:1 gemischt) und brät sie von beiden Seiten in Olivenöl scharf an. Bei halbiertem Muschelfleisch etwa eine Minute pro Seite. Da ich die Dinger nicht halbiert habe, durften die Kerlchen gut dreißig Sekunden länger pro Seite brutzeln. 


So soll es sein. Schöne Röstung außen, innen warm bis zum Kern. Nicht übergart oder gar strohig, sondern schimmernd und im Kern noch leicht glasig. Kein bisschen milchig oder gummiartig wie tiefgefrorenen Ware. Die leichte Currynote passt hervorragend zur natürlichen leichten Süße des Muschelfleisches.  


Ich habe meine Muscheln heute nur mal so, ganz ohne weiteren Schisslaweng gereicht. Gut schmeckt aber eine Vorspeise aus Ramsays 3-Sterne Restaurant, dem Gordon Ramsay in Chelsea, London. Dazu werden die Muscheln wie oben zubereitet (jedoch vor dem Braten einmal mittig in zwei Scheiben geteilt) und mit ebenfalls in Olivenöl gebratenen Scheiben von Drilling-Kartoffeln ringförmig angerichtet. Gutes Olivenöl darüber, Salat mit einer einfache Vinaigrette dazu und ein paar Trüffelspäne - fertig ist das Mahl und wir haben locker 100 Euro gespart. Das letzte Bild ist übrigens fast doppelt so alt, wie dieser Blog. Ich habe mal wieder tief im Archiv der Archive gewühlt. Sehr tief. Vielleicht zu tief. Hoffentlich habe ich keinen Balrog geweckt. Dafür gibt es nämlich sicher kein Rezept und flambieren hilft da auch nicht.

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Flashback:


Heute vor einem Jahr: Gratin Savoyard

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