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Dienstag, 7. August 2018

Links Rum, rechts Rum - auf den Spuren Hemingways


Karibische Temperaturen in Norddeutschland? Viele meckern ja über die Hitzewelle, aber auch wenn ich selbst zerlaufe wie Gelatine im heißen Wasserbad, denke ich, wir werden uns noch früh genug über Regen, Nebel, Eis und Kälte beschweren. Bis dahin sollten wir die Zeit genießen und uns Urlaubsfeeling nach Hause holen. Das machen wir mit zwei kubanischen Spezialitäten, die vermutlich jeder kennt, viele allerdings entweder aus der Cocktailbar oder fertig gemixt in Flaschen abgefüllt. Wir mischen das heute aber mal von Grund auf selbst. Es wird alkoholisch, also alle Leser unter 18 Jahren bitte rechts ran fahren und diesen Beitrag überspringen.


Beginnen wir mit dem Mojito. Der Legende nach hat der berühmte Schriftsteller, Lebemann, Hobbyboxer und Vieltrinker Ernest Hemingway diesen Longdrink in der Bodeguita del Medio in der kubanischen Hauptstadt eimerweise getrunken. Was für einen Literaturnobelpreisträger gut ist, kann für uns nicht schlecht sein, obwohl mir hier einfache Latte Macchiato-Gläser (klassisch wären Collinsgläser) reichen. Der Dink ist kubanisch, also sollte auch ein kubanischer Rum die Waffe der Wahl sein. Da kann man, wie bei Whisky, eine teure Wissenschaft draus machen, mir persönlich reicht im Alltag ein "Havana Club". Das ist keine Schleichwerbung und ich bekomme das auch nicht bezahlt, ich finde bloß geschmacklich passt er hier sehr gut und außerdem ist er überall problemlos erhältlich. Ich nehme den hell-goldenen, drei Jahre alten "3 años". Man muss nur aufpassen, dass man beim Schreiben nicht die Tilde auf dem "n" vergisst, sonst ist das ähnlich peinlich, wie ein fehlendes "n" in penne all'arrabbiata.

Meine Mischung ist ein Vorschlag und wer will, variiert. Für ein normal großes Latte Macchiato-Glas:
  • 2 fingerbreit heller Rum
  • 2 TL heller, feiner Rohrzucker
  • 1 Schuss Limettensaft
  • ein paar Blätter Minze
  • Soda oder sprudelndes Mineralwasser
  • Crushed Ice
Minze mit dem Zucker ins Glas geben und mit einem Barstößel (kostet nicht viel) andrücken. Hat man keinen Stößel, die Blätter kurz mit dem Nudelholz anklopfen oder an einigen Stellen einreißen. So können die ätherischen Öle besser an den Drink abgegeben werden.

Rum und  Limettensaft dazu, gut umrühren, bis sich der Zucker auflöst. Ein, zwei Esslöffel Crusehd Ice dazu und mit Soda auffüllen. Fertig.

Traditionell wird kubanische Yerba (oder Hierba) Buena-Minze genommen. Ich nehme marokkanische aus dem Garten, das schmeckt auch. 


Kämen wir nun zum zweiten Cocktail, den Hemingway geliebt habe soll, den Daiquiri. Diesen hat er angeblich im Floridita, ebenfalls Havana, genossen. Die Authenzität des Zitats "My mojito in La Bodeguita, my daiquiri in El Floridita" wird von Hemingway-Biographen zwar angezweifelt, ist aber wohl wenigstens gut erfunden.

Für diesen Drink brauchen wir einen Shaker und ein Sieb. Der Zuckersirup kann fertig gekauft werden oder man kocht 500 Gramm feinen, hellen Rohrzucker in einem halben Liter Wasser auf, bis sich alles gut aufgelöst hat, schöpft etwaigen Schaum vorsichtig ab - Achtung, flüssiger Zucker ist heiß - lässt es erkalten und füllt den Sirup mit einem Trichter in Flaschen um. Profis mischen da noch etwas gummi arabicum für das samtige Mundgefühlebei, ist aber nicht unbedingt nötig.


So mag ich das, obwohl ich selten abmesse, sondern eher nach Augenmaß und Gefühl mische:
  • 6 cl Rum
  • 3 cl Limettensaft
  • 2 cl Zuckersirup 
Mit ein paar Eiswürfeln shaken und durch ein Sieb in ein gekühltes Martiniglas geben. Der Drink wird ohne Eis (straight up) serviert. Da Hemingway an Diabetes litt, hat er, so sagt man, auf den Zuckersirup verzichtet und statt dessen mehr Rum genommen.



Hier die Gerätschaften, von links nach rechts:

Barsieb, Stößel und Shaker mit Deckel (ohne Deckel macht das keinen Sinn, es sei denn, man möchte renovieren). Auch hier noch mal der Tipp: wenn man Gegenschäfte mit spiegelnden Oberflächen fotografiert, aufpassen, dass man nicht selbst in Unterhose und durchgeschwitzt auf dem Bild zu sehen ist.


Und da der Rum schon mal auf ist, machen wir noch zusätzlich einen "Cuba libre", der irgendwann zu Beginn des 20 Jahrhunderts in Kuba als Reaktion auf die im Spanisch-Amerikanischen-Krieg erlangte Unabhängigkeit kreiiert wurde. Das ist vielleicht jetzt nicht die große Barkeeperkunst, aber ein Getränk mit historischer Bedeutung. Da für Jahrzehnte amerikanische Produkte in Kuba und kubanische in den USA verboten waren, war es in diesen Ländern langte Zeit nicht möglich, das Original Getränk (kubanischer Rum und Coca-Cola) legal zu genießen.

Auch hier frei Schnauze:
  • 1 Teil Rum
  • 2 Teile Cola
  • Spritzer Limettensaft
  • Eiswürfel
Vermischen und fertig.


So und ich labere jetzt nicht weiter rum, sondern mixe mir noch einen und genieße den Urlaub.

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Flashback:




Heute vor zwei Jahren: Waffeln

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