Seiten

Sonntag, 16. September 2018

Wiener Apfelstrudel


Der ganze Garten voller Äpfel und la familia verlangt es nach etwas Süßem. "Mach doch mal einen Apfelstrudel!" Na klar, als ob ich es mir nicht schon genug mit unseren österreichischen Nachbarn verdorben hätte. Aber das ich gerade eine Forderung von 120,- Euro aus dem Land Knödelgermanen erhalten habe, weil ich an einer Mautstation angeblich durch das falsche Tor gefahren bin, obwohl ich nur den mehr als eindeutigen Winkanweisungen eines Bediensteten folgte. Dreimal habe fragend gestikuliert und er hat dreimal wieder auf dieselbe Durchfahrt gezeigt. Beweisen lässt sich das nicht, also nehme ich so kulinarisch Rache für diese Ungerechtigkeit.

Apfelstrudl steht und fällt mit dem Teig, der muss schön elastisch und hachdünn sein. Und man muss ihm ordentlich Gewalt antun. Das weiß ich seit "Ich heirate eine Familie", wenn Peter Weck mit seiner Sippe die Verwandtschaft in Österreich besucht und die Omama den Strudelteig immer wieder klatschend auf das Küchenbrett pfeffert und mit den Fäusten traktiert. Ihr Satz: "Immer wann i Wut hob, bock i oan Strudl" ist mir irgendwie ins Gehirn gebrannt geblieben. Bevor ich also morgen auf der Arbeit angestaute Aggressionen an Kindern auslasse, mache ich mich lieber heute ans Kneten.


Beim Teig gibt es zweierlei Schulen: eine mit Ei und eine ohne. Ich mag es einfach und folge der zweiten Linie.
  • 375 g Mehl
  • 185 ml Wasser
  • 90 ml Öl
  • Prise Salz
Der Teig reicht für zwei Strudel, denn ich mache einen mit und einen ohne Rosinen.



Gut verkneten, bis ein glänzender, elastischer und nicht mehr klebender Teig ensteht. Eine halbe Stunde abgedeckt stehen lassen. Auch hier gibt es zwei Varianten. Die einen packen den Kloß zum Ruhen in den Kühlschrank, die anderen in einen lauwarmen Topf. 

Für die Füllung:
  • 6 große Äpfel
  • 2 EL weißer Zucker
  • 2 EL brauner Zucker
  • 2 TL Zimt
  • Schuss Zitronensaft
  • Schuss brauner Rum (optional)
  • 3 EL Semmelbrösel oder besser: gemahlene Mandeln
  • 2 EL Rosinen (kann man vorher im Rum einlegen)
Äpfel schälen, entkernen und klein schneiden. Mit den anderen Zutaten vermischen. Die Rosinen habe ich zunächst weggelassen, da ich ja einen Strudel ohne backen wollte.

Die Mengen habe ich tatsächlich nicht wirklich abgewogen, sondern so aus dem Lameng heraus dazugekippt. Die fruchtige Säure des Apfels, Süße und Zimt sollten zu gleichen Teilen schmeckbar sein, ohne zu dominieren. Am besten mit den Händen gut durchmischen und Finger ablecken. Wenn das lecker ist, wird es schon in Ordnung sein.


Hälfte des Teiges - wir machen ja zwei Strudel - auf einem bemehlten Küchenhandtuch super dünn ausrollen, dabei die Ränder mit den Händen schön glatt ziehen. Man soll das Muster des Küchentuchs durch den Teig erkennen können. Einige sagen sogar, man müsse in der Lage sein, eine Zeitung dadurch zu lesen. 


Wir geben nun die Hälfte der Füllung auf den Teig. Ränder frei lassen und mit Wasser bepinseln.

Unter den Rest mischen wir jetzt die Rosinen für den zweiten Strudel.


Strudel mit Hilfe des Handtuchs vorsichtig aufrollen und mit der Naht nach unten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Blech geben. Mit einer Gabel ein paar Löcher in die Oberseite stechen, damit Wasserdampf entweichen kann.


Mit Wasser bespinseln und in den auf 180° C (Umluft) vorgeheizten Ofen geben und 45 Minuten backen. Die letzten fünf Minuten noch mal mit Wasser benetzten, das geht am besten mit einer Blumenspritze, die man natürlich nur für das Backen verwendet.


Dünner, knuspriger Teig, leckere Füllung, dazu vanillige Sahne,Vanillesauce oder -eis, lecker!


Der Herbst kommt in großen Schritten, aber er verspricht golden zu werden ...
____
Flashback:

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen