Moment ist bei uns die fünfte Jahreszeit, in anderen Worten:Geburtstags-Saison. Die Gattin und ich hatten schon das Vergnügen, heute durfte dann auch die Sous-Chefin ihrem Erden-Jubiläum gedenken. Am Wochenende kommen dann im Rahmen des Vertretbaren ein paar Gäste, soweit das Wetter den Aufenthalt im Freien erlaubt. Heute gab es "nur" ein Wunschessen und da bestand die Marschrichtung betreffend kein Zweifel. Die Sous-Chefin wünschte ein indisches Curry mit Huhn, Fladenbrot und Reis. Da lass ich mich natürlich nicht zweimal bitten und auch die Gattin war zufrieden.
Nun haben wir ja auf diesem Blog schon eine beträchtliche Reihe von authentischen Currys aus den verschiedenen Regionen des indischen Subkontinents gekocht. Mittlerweile denke ich, auf diesem Gebiet, genug Erfahrung zu haben, um mich von traditionellen Rezepten lösen zu können und eigene Wege zu beschreiten, ohne den Grundcharakter der indischen Küche(n) zu entstellen. Konkret auf heute bezogen heißt das, dass man dieses Curry vielleicht nicht in einer Sammlung authentischer Currys finden wird, es aber trotzdem als das zu identifizieren ist, was es sein soll: meine Hommage an die indische Kochkunst. Wenn man es einordnen wollte, würde ich es auf Grund der Cashews und Kokosmilch eher in Südindien verorten.
Im Prinzip habe ich hier zunächst die üblichen Verdächtigen.
Linker Teller:
- 1 EL Kreuzkümmel
- 4 grüne Kardamomkapseln
- 1 Zimtstange
- 1 EL Kortiandersaat
- 1 EL Fenchelsamen
- 1 EL getrocknete Curryblätter
- 3 getrocknete Kashmiri-Chili
Rechter Teller:
- 1 EL Kashmiri-Chili-Pulver
- 4 cm Stück Ingwer
- 4 Knoblauchzehen
- 2 grüne Chili (hier Jalapeño)
- 2 TL Kurkuma
Darüber:
- 200 ml Kokosmilch
- 1 Zwiebel
- 4 Tomaten
- 1 Handvoll Cashewkerne (ungeröstet und ungesalzen)
- Ghee oder Butterschmalz
- Salz
- Kasuri Methi - Bockshornkleeblätter (optional)
Des Weiteren:
- 1500 g Huhn
Auch hier gilt: je höher die Qualität, desto besser der Geschmack.
Das Huhn können wir schon mal in Ober- und Unterkeulen, Brust- und Rückenstücke, sowie Flügel zerteilen. Die Haut ziehen wir ab, die isst man in Indien im Allgemeinen nie mit.
Wenn wir schon mal bei der Vorbereitung sind, können wir auch gleich Ingwer und Knoblauch schalen und zu gleichen Teilen fein pürieren oder reiben.
Kreuzkümmel, Koriander, Fenchel, Curryblätter, Zimt, Kardamom und Cashews werden nun trocken angeröstet, bis die Nüsse leicht Farbe bekommen und alles duftet.
Abkühlen lassen und dann im Mörser oder Küchenmaschine mahlen. Ich nehme meine elektrische Kaffeemühle, die ich nur für Gewürze benutze.
Zwiebel schälen und in Streifen schneiden. Mit den Kashimiri-Chilischoten in Ghee anbraten, bis das Lauchgewächs goldgelb ist.
Huhn hinzufügen und kurz mit anbraten.
Dann das Chili-Pulver, Kurkuma und die gemahlenen Cashew-Gewürze zum Huhn geben und kurz anrösten lassen.
In der Zwischenzeit würfeln wir die Tomaten klein und geben sie hinzu, sobald die Gewürze duften.
Jalapaño ein-, aber nicht ganz durchschneiden. Ab in den Topf damit.
Mit 300 Milliliter Wasser aufgießen und einen Esslöffel Salz hinzufügen. Die Sous-Chefin liebt Kartoffeln im Curry, also kommt die geschälte Knolle in mundgerechte Stücke geschnitten spontan dazu. Das lassen wir nun alles zwanzig Minuten langsam vor sich hinköcheln, dabei rühren wir hin und wieder, damit sich nichts am Boden absetzt und festbrennt.
Dann geben wir die Kokosmilch hinzu und lassen das Ganze dann leicht köchelnd andicken.
Abschmecken. Ich füge meist noch mehr Kreuzkümmel, zerbröselte Curryblätter und etwas Kasusri Methi hinzu. Auch eine Prise Zucker - in Indien wohl am ehesten jaggery, ein unraffinierter Rohrzucker - kann Wunder wirken.
Dazu mag die Sous-Chefin Naan. Das ist zwar eher nordindisches Brot, passt aber trotzdem. Es fällt ja auch niemand tot um, nur weil man Erfurter Senf auf bayrischen Leberkäse gibt und das dann in ein Hamburger Rundstück packt.
Der Reis (natürlich Basmati) ist mit einer Mischung aus Wasser und Kokosmilch, einer Prise Salz, drei Kardamomkapseln, einem Stück Zimt und etwas Kurkuma gekocht. Kurz vor dem Servieren habe ich noch etwas flüssiges Ghee untergehoben.
Frischer Koriander kann nie schaden. Cremig, wie immer eine wohlige, jedoch für uns moderate Schärfe und viel Geschmack. Ich finde, gerade indische Gerichte haben eine "warme" Schärfe. Das liegt wohl am Zimt, Kardamom und Koriander. Im Gegensatz dazu ist thailändisches Essen vom Schärfegrad zwar ähnlich, aber eher fruchtig-scharf, während man in Mexiko und Südamerika wiederum deutlich anders scharf isst. Das müsste man, wenn nicht schon geschehen, irgendwie mal systematisch aufarbeiten ...
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Flashback:
Heute vor vier Jahren: Hähnchenflügel in Sojasauce
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