Schweinebraten ist wohl das deutscheste aller Gerichte. Es gibt ihn auf vielfältige Weise und regional sehr unterschiedlich. Auch die zur Verwendung geeigneten Fleischpartien sind sehr verschieden, sowohl im Geschmack, als auch in ihren Brateigenschaften. Hier möchte ich nun „meine“ Variante vorstellen.
Ich achte beim Kauf eines Schweinebratens auf mehrere Dinge. Zum einen darauf, dass das Fleisch nicht zu mager ist. Lachs oder Filet würde ich eher kurz gebraten einsetzen. Als Braten werden sie zu trocken und fade. Fett ist nun mal Geschmacksträger und das meiste schmilzt beim Garprozess ohnedies hinweg. Was übrig bleibt, kann man auch später noch wegschneiden. Beim Garen ist Fett aber wichtig, denn es hält den Braten saftig. Ich bevorzuge Schulter, Nacken oder dicke Rippe.
Ebenfalls möchte ein Stück Fleisch haben, das entweder noch am Knochen ist oder eine Schwarte hat – im Idealfall beides. Auch dies hilft, ein saftiges Resultat zu erzeugen. Schwarte und Knochen schützen das Fleisch vor dem Austrocknen, außerdem geben Knochen immer guten Geschmack ab.
Das Wichtigste am Schweinebraten ist für mich eine gute Sauce. Diese ganz ohne Fertigpülverchen hinbekommen, ist kein Hexenwerk. Die hier Vorgestellte ist meine Standardsauce für Braten und auch Rouladen.
Für einen zwei Kilo schweren Braten brauchen wir:
- 2 Kilo Schweinebraten (z.B. Nackenbraten mit Knochen und/oder Schwarte)
- 1 EL Butterschmalz
- 1-2 Karotten
- ein Stück Sellerie
- 1 Stück Lauch
- 1 Zwiebel
- 1 EL Tomatenmark
- 4 Nelken
- 150 ml Sherry (trocken)
- 300 ml Rotwein (trocken)
- 400 ml Rinder- oder Kalbsfond (hell oder dunkel)
- Thymian
- Lorbeer
- Salz
- 1 - 2 TL Dijon Senf
- Zucker
- Eiswasser
Der Backofen wird auf höchster Stufe aufgeheizt.
Wir
schälen und würfeln nun unsere Karotten, den Sellerie und den Lauch. Die
Zwiebel wird gepellt und halbiert, dann mit Nelken gespickt. Das hat den
Vorteil, dass man die Nelken leichter entfernen kann, sollte man zwischendurch
feststellen, dass die Sauce zu „nelkig“ wird.
Die
Schwarte des Fleisches wird mit einem scharfen Messer rautenförmig
eingeschnitten, dabei möglichst die darunter liegende Fettschicht nicht komplett
durchschneiden. Die Fleischseiten werden großzügig mit Salz und Pfeffer
gewürzt, die Scharte ebenfalls großzügig mit Salz eingerieben. Wer mag, gibt
hier noch etwas ganzen Kümmel hinzu.
Wir
erhitzen einen Bräter und lassen das Butterschmalz heiß werden. Dann braten wir Karotte, Sellerie, Lauch und Zwiebel an. Beginnen sie Farbe zu nehmen,
geben wir das Tomatenmark hinzu und lassen es ebenso etwas rösten. Dann löschen mit dem Sherry ab und geben die
Kräuter hinzu. Der Geruch, der einem jetzt schon in die Nase steigt, ist
phänomenal. Wir lassen den Sherry komplett einkochen (au sec) und geben die Hälfte des Rotweins hinzu. Ist dieser auch
verkocht, gießen wir den Rest des Weins an und warten wieder, bis die Pfanne
trocken wird. Dann gießen wir den Fond an, nehmen den Bräter vom Herd und legen das Fleisch mit der Schwarte nach oben ein. Man
kann statt Sherry auch nur Rotwein benutzen, ich mag aber die Geschmacksnote,
die der Sherry hinzufügt. Es ist auch durchaus möglich, trockenen Weißwein
statt Rotwein zu nehmen. Dann wird die Sauce heller und weniger schwer.
Wie
man auf dem Bild sehen kann, ist das Fleisch nicht an allen Stellen gleich
dick, sondern eher keilförmig. Das erschwert das gleichmäßige Garen der Kruste.
Hier kommt uns zugute, dass wir die Zwiebel nicht gehackt, sondern halbiert
haben. Wir schieben also die Zwiebelhälften unter den dünneren Teil des
Fleisches und gleichen so den Höhenunterschied aus.
Das
Fleisch kommt nun in den Ofen. Dieser wird sofort auf 150°C heruntergeschaltet. Der Braten soll nun für etwa zweieinhalb Stunden garen.
Eine genaue Zeitangabe ist hier unmöglich, da verschiedene Fleischpartien
unterschiedliche Gareigenschaften haben. Außerdem hat auch jeder seine
Vorlieben, was den Garpunkt von Fleisch betrifft. In der feinen Gastronomie wird Schweinefleisch mittlerweile auch rosa serviert – bei der heutigen, lückenlosen
Trichinenbeschau ist das auch kein Problem mehr. Wer sicher gehen will, benutzt hier
ein Fleischthermometer. Es sollte hier nicht unerwähnt bleiben, dass Backofen auch nicht gleich Backofen ist. Wenn man die am Ofen angegebene Temperatur
mit einem geeichten Backofenthermometer nachmisst, kann man so manche Überraschung
erleben.
Kurz
vor Ende der Garzeit bepinseln wir die Schwarte mit Eiswasser. Wir schalten den
Grill hinzu und lassen die Schwarte aufknuspern – mehrmaliges Bepinseln mit
Eiswasser hilft hier. Durch das Wasser – und auch durch den Fleischsaft, den
das Salz auf der Scharte angezogen hat, hat sich diese mit Flüssigkeit
aufgesogen. Durch die Hitze verdampft sie, der Dampf steigt nach oben und „reißt“ so die Scharte mit in die
Höhe – in etwa so, wie beim Blätterteig.
Das
Fleisch soll vor dem Aufschneiden 20 Minuten ruhen. Die Sauce wird nun durch
ein Sieb gegossen, dabei wird das Gemüse etwas ausgedrückt. Wir lassen sie nun
aufkochen, etwas reduzieren und schmecken mit Salz, Senf und gegebenenfalls
einer Prise Zucker ab. Möchte man eine dicke Sauce, rührt man etwas Speisestärke
in kaltes Wasser ein und bindet man sie damit ab.
Wir
servieren mit Salzkartoffeln und Erbsen-Möhren Gemüse. Dafür schneiden wir die
Möhre in kleine Stücke und geben sie zusammen mit einer halben Zwiebel in einen
Topf mit etwas Butter. Wir fügen Erbsen, Salz, etwas Zucker, Thymian, Lorbeer
und ein wenig Wasser hinzu, legen den Deckel auf und lassen das Gemüse ein paar
Minuten dünsten. Dann nehmen wir den Deckel ab und lassen das Wasser etwas
verkochen.
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