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Samstag, 22. August 2015

Restaurant Parthenon in Rumbeck bei Hameln


Es sind oftmals die unverhofften Ereignisse, die positiv überraschen und für so manches entschädigen. Nach einem grottigen Erlebnis gestern, heute fast eine kulinarische Offenbarung. Aber der Reihe nach. 


Gestern morgen bin ich noch mit dermaßen starken Kopfschmerzen aufgewacht, dass ich kaum wusste, wie ich heiße. Gegen Nachmittag ging es dann soweit wieder und die Gattin beschloss, wir sollten zum Stemmer See bei Kalletal (Lipper Land) fahren, um ihre Eltern zu besuchen. Schwiegereltern haben dort nämlich seit Jahrzehnten einen Platz, auf dem ihr Wohnwagen (zwischendurch natürlich erneuert und mit einem riesigen Alu-Vorzelt versehen) dauergeparkt ist. Der Campingplatz ist eigentlich recht schön und auch der See idyllisch gelegen mit sehr guter Wasserqualität.  


Es gibt einen weiten Badestrand. In der Bildmitte ist der "Eisberg" zu sehen - eine aufblasbare Kletterwand, die dort vor Anker liegt. Gar nicht so einfach, sich aus dem Wasser heraus auf dieses Teil zu hieven. Da bekomme ich im Nachhinein noch mehr Respekt vor Walrössern, die ähnliches mehrmals am Tage bewerkstelligen - und das bei weitaus höherem Körpergewicht. 

Hinter dem Eisberg ist eine kleine Insel zu sehen, die per Seilfähre erreichbar ist. Gut, man kann die zehn Meter durch das kniehohe Wasser auch zu Fuß überbrücken, aber wo bleibt denn da das Abenteuer? 


Eins vorweg, die folgenden Zeilen beziehen sich NICHT auf das im Titel genannte "Parthenon" in Rumbeck, sondern auf das Restaurant am Stemmer See. Über das "Parthenon " wird wird weiter unten berichtet.

Über das Essen im "Restaurant" des Campingplatzes sollten wir lieber den Mantel des Schweigens decken. Gut, "Schnitzel vom Landschwein" liest sich toll und vielleicht hätte es auch geschmeckt, mir war aber nach Burger. Ja, es ist ein Campingplatz und da erwarte ich keine Wunder. Fertige Kartoffelecken? Geschenkt. Ich will hier auch mal die fertigen Burger Buns verzeihen. Auch Aioli aus dem Glas ist in diesem Fall halb so wild. Kann man natürlich alles selbst machen, wäre natürlich besser, aber egal. Was ich nicht verzeihen kann, ist die Qualität des Pattys. Das ist das Herz des Ganzen und wenn das nicht stimmt, kann man das Gesamtwerk in jedem Fall vergessen. Ein Blick unter den Brötchendeckel lies schon Schlimmes vermuten. Eine perfekt kreisrunde Scheibe mit scharfen Kanten sieht nicht nach Handarbeit aus, sondern lässt rein von der Optik etwas vorgeformtes, tiefgefrorenes vermuten. Ein Biss in den Fleischpuck bestätigte die Vermutung: eine kompakte, gummiartige Masse, die viel zu fein gecuttert, vermutlich gepresst und dann schockgefroren wurde.


Hackbraten im Brötchen? Vielen Dank, nein. Das brauche ich so nicht. Die Gattin übrigens auch nicht. Die Kleine hatte Schweinemedallions auf einem Mount Everest aus gedünsteten Zwiebeln (vermutlich in Knaggi Gemüsebrühe) und schlabbrigen Bratkartoffeln. Nette Bedienung zwar, aber wenn die Küche nur Imbiss kann, dann sollte man das auch fairer Weise "Imbiss" nennen. Angeblich kommen Gäste von außerhalb, um dort zu essen. Ich weiß ja nicht, wie es sonst so um die Restaurantkultur in Kalletal bestellt ist, aber wenn man bedenkt, dass Besucher je nach Saison zwischen sechs bis acht Euro bezahlen müssen, um den Platz und somit das Restaurant überhaupt erreichen zu können, wirft das schon Fragen auf.


Lass das Kind ans Wasser und du hast ein glückliches Kind. Die Rangliste ist hierbei aber klar:

3. Platz: Schwimmbad
2. Platz: See
1. Platz: das Meer


Heute sind wir dann Tretboot gefahren. Mit Pausen natürlich.


So, nun zum positiven Teil dieses Beitrags. Auf dem Rückweg kamen wir durch das Dörfchen Rumbeck, einem Stadtteil Hessisch Oldendorfs, kurz vor Hameln. Im Vorbeifahren sahen wir ein griechisches Restaurant, mit dem Namen "Parthenon". Die Gattin erwähnte, dass sie von Bekannten bereits viel Positives über das Lokal gehört hatte. Trotzdem ist man ja skeptisch, denn auch über das "Restaurant" am Campingplatz Kalletal hatten wir Positives gehört. Dennoch entschieden wir uns kurzerhand, diesem Griechen eine Chance zu geben. Immerhin ist der Parthenon der Tempel der Athene, also der Göttin der Weisheit und als "Philosoph" bin ich qua definitionem ein Freund der Weisheit.

Ein Restaurant, das am Samstag Abend gegen 19.00 so voll ist, dass man ohne Vorbestellung nur mit Mühe und Glück einen Tisch für drei Leute bekommt, kann so unbeliebt nicht sein. Wir hatten Glück und konnten sogar draußen Platz nehmen. 

Die Karte ist übersichtlich und bietet zunächst einmal keine Überraschungen. Griechische Klassiker, die man auch sonst üblicherweise findet. Erste Zweifel kamen auf, aber noch hatten wir ja nichts probiert.  

Zunächst ein Gang an das Salatbüffet und die erste Überraschung. Bohnen, Krautsalat und auch das Dressing - alles selbstgemacht. Und nicht nur das, sondern auch, man verzeihe mir die platte Ausdrucksweise, schweinelecker. 


Durch den Salat ermutigt, entschieden wir uns für zwei Vorspeisen. Zunächst Riesenbohnen in Tomatensauce mit Käse überbacken. Gigandes habe ich auch schon gemacht, traue mich aber fast gar nicht mehr, an dieses Rezept zu erinnern, jetzt wo ich diese fantastische Vorspeise gegessen habe. Auch hier alles selbst gemacht und wahnsinnig gut abgeschmeckt.


Zweite Vorspeise: ein gemischter Teller mit Zaziki, Tarama (einer Kaviar-Zitronenmayonnaisecreme), Bohnen und Salat. Die Gurken waren mit Sicherheit frisch vom Bauern, denn sie hatten mehr Geschmack als alles, was man in Supermärkten unter diesem Namen kaufen kann zusammen. Dasselbe gilt für die Tomaten. Der Zaziki war ebenso fantastisch. Alles auf dem Teller schmeckte einfach frisch und kein bisschen nach Fertigpampe oder Industrie.


Auch das Brot selbst gebacken und lecker. Nur um es klar zu machen, ich werde nicht dafür bezahlt, dass hier zu loben und ich bekomme auch kein kostenloses Essen dafür, ich schreibe nur, wie es ist.

Man sollte noch erwähnen, dass es einen kostenlosen Ouzo gab (für die Kleine Orangensaft mit irgendetwas alkohlfreiem Blauen gemischt). Auch hier zeigte sich der Sachverstand der Küche, beziehungsweise Bar. Der Ouzo kam als Aperitif mit etwas Eis. Danke, hier weiß wirklich jemand, wie es geht. Guter Ouzo muss Zimmertemperatur haben, damit sich die geschmacksgebenden ätherischen Öle entfalten können. Wer ihn direkt aus dem Eisfach trinkt, beraubt sich der Geschmackserfahrung. Mit etwas kaltem Wasser oder eben auf Eis serviert ist er genau richtig. Dasselbe gilt für andere Anisschnäpse, wie Sambuca, Raki oder auch Pernod. Nochmals danke, Parthenon, auch hier alles richtig gemacht.    


Hauptspeise der Gattin: Souvlaki und Gyros mit Folienkartoffel und Feta. Gyros ist Gyros würden manche sagen, aber auch das war unglaublich lecker. Zart, aber nicht zu fettig, aromatisch, aber nicht überwürzt und irgendwie ... frisch. Es würde mich nicht wundern, wenn man hier die Gyrosspieße noch selbst bestückt. Auch das Souvlaki war besser, als man es sonst gewohnt ist.


Calamaris und Pommes für die Kleine. Man sieht auf den ersten Blick, dass auch die Tintenfischringe Handarbeit sind. Ebenso wie die Sauce. Hut ab, ganz großes Kino. 

Bei den Fritten ist die Herkunft schwer zu bestimmen, aber immerhin waren sie außen knusprig, innen schön weich und vom Geschmack her schön kartoffelig. Es gibt Pommes, die schmecken, als ob sie mit altem Motoröl aus den Jahren des Wirtschaftswunders frittiert wurden. Hier nicht. Das ist belgisches Niveau.  


Meine Hauptspeise: Stifádo vom Lamm. Ganz oben auf meiner To-Do Liste, jetzt zweifle ich aber. Das war sowas von lecker, dass ich kaum glaube, ich könnte auch nur ansatzweise Ähnliches kochen. Ich sage es nicht gerne, aber das hier hat mich erschlagen. 


Das Lammfleisch war so zart, dass es schon beim scharf Ansehen zerfiel. Lecker, aber nicht penetrant. Auch die Gattin, die sonst überhaupt kein Lamm mag, war angetan. Die Sauce kräftig, aromatisch aber auch nicht überwürzt. Leichte Noten von Zimt und Nelke - ich meinte auch etwas Anis geschmeckt zu haben - aber ausgewogen. Auch die geschmorten Perlzwiebeln waren top. Ich habe schon Stifádos gegessen, die wie mit Glühwein gekocht geschmeckt haben. Bäh. Das hier war absolut perfekt.

Ich muss schon überlegen, wann ich das letzte Mal in einem Restaurant gegessen habe, in dem wirklich alles frisch gemacht wurde. Selbst das Salatdressing. Man kann nur hoffen, dass die Küche dieses Niveau halten kann. Ach ja, 50 Euro für zwei Vorspeisen, drei Hauptgerichte und Getränke sind wahrlich nicht viel. Wir waren auf jeden Fall absolut begeistert und werden öfter wieder kommen. Alle Daumen hoch.

2 Kommentare:

  1. der grieche scheint so gut zu sein, dass man dorthin eigentlich busreisen organisieren sollte.

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    1. Auf jeden Fall. Junge Köche = junge Küche. Ich habe noch mit dem Chef gesprochen (jünger als ich) und die Jungs haben es einfach drauf.

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