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Freitag, 26. Februar 2021

Hamantaschen


Heute Abend geht Purim, eins der beliebtesten Feste der jüdischen Kultur nach zwei Tagen zuende. Normalerweise herrscht ausgelassene Stimmung, man feiert, isst, trinkt und verkleidet sich auch - es ist fast eine Art Karneval. Wie gesagt, normalerweise, denn dieses Jahr dürfte zumindest hierzulande auf "Präsenzfeiern" weitgehend verzichtet werden. Um den Grund der Festlichkeiten zu verstehen, muss man das Buch Ester aus dem Tanach oder dem Alten Testament kennen. Alternativ - Stichwort: "Gerichte mit Geschichte" - lässt man sich von mir etwa zweieinhalbtausend Jahre in die Vergangenheit mitnehmen, also ins 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Was das alles mit Keksen zu tun hat, wird natürlich auch erzählt.


Achaschwerosch (auch Ahaveroshistorisch wohl als Xerxes identifiziert) herrscht als König über Persien. Der Erzählung nach ist er aber mehr an der Befriedigung eigener Bedürfnisse interessiert, als an vernünftiger Staatsführung. Diese übernimmt für ihn Haman, der Großwesir bei Hofe. Hier müssten bei jedem, der Geschichten aus dem Morgenland kennt, alle Alarmglocken schrillen. Ist bei uns immer Gärtner der Mörder, kommt die Schurkenrolle in orientalischen Erzählungen stets dem Großwesir zu. So auch hier. Als Mordechai, ein Jude am Hofe, sich weigert, vor Haman niederzuknien, beschließt der in seinem Stolz gekränkte, alle Israeliten des Landes auf einen Schlag meucheln zu lassen. Der Tag dieses Genozids ermittelt er per Los. Kurz bevor er seinen Plan nun in die Tat umsetzen kann, bekommt Ester, die jüdische Geliebte des Königs und zufällig Tochter Mordechais, Wind von dem Plan und bittet Achaschwerosch, ihr Volk zu verschonen. Der König hört auf die Dame und lässt statt dessen Haman und seine Schergen hängen. Das Volk Israels ist gerettet, der böse Feind ist tot und es darf gefeiert werden und zwar Purim, was übersetzt so viel wie "Schicksal" oder "Los" bedeutet. 


Wie man sieht, ist Purim ursprünglich ein eher weltliches Fest gewesen, ein Ausdruck der puren Freude am bloßen Überleben. Wie das oft so ist, sind dann im Laufe der Zeit auch religiöse Elemente dazugekommen. Zum Purim gehören nämlich sieben Pflichten, die erfüllt werden müssen:
  1. Das Lesen der Bücher Mose und Ester. Dabei wird der Name Hamans jedes Mal mit Ratschen und Rasseln übertönt.
  2. Geschenke an Freunde (Speisen) verteilen.
  3. Geschenke an Bedürftige (Geld) verteilen.
  4. Lesen anderer Kapitel der Tora.
  5. Erzählungen über Wunder und Gebete.
  6. Wein trinken. Viel Wien. So viel Wein, dass man nicht mehr zwischen "Verflucht sei Haman" und "Gelobt sei Mordechai" unterscheiden kann.
  7. Der Verzicht sowohl auf Trauereden als auch auf Fasten.
Zu Punkt 6 gehören auch der Ruf l'Chaim ("auf das Leben") und das Essen von Hamantaschen, womit wir dann auch endlich beim heutigen Thema angelangt sind. Wir reden hier nämlich von diesen keksartigen Dreiecken, die mit einer süßen Füllung versehen sind und sinnbildlich für Haman stehen. Warum genau, weiß man nicht. Entweder symbolisieren sie die Taschen, in denen er das Geld für seine Bestechungsversuche aufbewahrte oder vielleicht auch einen dreieckigen Hut den er getragen haben mag. Andere behaupten, das Vorbild seien seine Ohren, die er beim Zappeln am Galgen verloren hätte - in Israel nennt man das Gebäck dann auch אוזני המן (Haman-Ohren). Eine andere Erklärung wäre, dass es sich um eine Verballhornung des jiddischen Worts mohntashn handelt, denn Mohn ist auch eine beliebte Füllung.


Kommen wir nun zum Rezept. Da gibt es zunächst zwei Möglichkeiten. Entweder nimmt man einen Hefe- oder einen Mürbeteig. Ich möchte hier ein einfaches Basisrezept vorstellen und nehme für etwa 30 Hamantaschen:
  • 200g Zucker
  • 300g Mehl
  • 30 g fein gemahlene Mandeln
  • 1/4 TL Salz
  • 250 g Butter
  • 2 Eigelb
  • 1 EL Wasser
Die Zutaten zu einem Teig verkneten. Vielleicht ist noch etwas mehr Mehl nötig, aber nicht zu viel nehmen, sonst wird der Teig später brüchig.

Füllung:
  • Aprikosenmarmelade
  • Pflaumenmus
Beliebt ist auch ein Füllung mit gemahlenen Mohnsamen in Butter mit Honig und Essig gedünstet und dann mit Eigelb aufgeschlagen.

Außerdem:
  • 1 Eigelb
  • 1 EL Wasser

Teig zur Kugel formen, in Folie wickeln und mindestens eine Stunde, am besten über Nacht im Kühlschrank ruhen lassen. 


Teig portionieren, auf einer bemehlten Fläche noch mal geschmeidig kneten und drei Millimeter dick ausrollen. Kreise von etwa 8 Zentimetern ausstechen, Restteig weiterverwerten, eventuell zwischendurch noch einmal kühlen. 


Eine  Klecks Aprikosengelee auf die Mitte eines Kreises geben.


Alternativ dann etwas Pflaumenmus.


Eine Seite umschlagen, die zweite auch, so dass ein Art Tüte entsteht.


Nun die dritte Seite überklappen und die Nähte an den Rändern gut andrücken. Das Dreieck muss nach oben hin offen sein, das Gelee darf aber nicht auslaufen können.


Auf ein Blech geben und mit einer Eigelb-Wassermischung bepinseln. Bei 180° C Ober- und Unterhitze in zehn Minuten goldgelb backen, zwischendurch mal nachschauen, dass nichts verbrennt, denn jeder Ofen heizt anders.


Taschen, Hüte oder Ohren - was auch immer, die Teile sind lecker.


L'Chaim! Ich bin mir sicher, dass es mir niemand übelnehmen wird, wenn ich dieses leckerer Gebäck auch morgen noch ohne Purim esse ...
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Flashback:










Vorgestern vor einem Jahr: Char Siu Baguette - Banh Mi Style

4 Kommentare:

  1. Gruselige Geschichte, aber nettes Gebäck :)

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    1. Für eine Geschichte aus dieser Zeit eher harmlos. Keine Heuschrecken, Pestbeulen, Sintfluten oder erschlagene Erstgeborenen - im Vergleich zu anderen Erzählungen ist das ja fast Bussi Bär. ;)

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