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Sonntag, 12. Dezember 2021

Coburger Bratwurst - ein evangelisches Grillvergnügen


In Coburg, so sagt man, gibt es die besten Bratwürste der Welt. Gut, das behaupten viele Regionen von sich, aber in diesem Fall mag es stimmen. Die Frankenstadt im Nordosten Bayerns, ziemlich nah an der Grenze zu Thüringen - wo man in Sachen Bratwurst ja auch nicht gerade ahnungslos ist - hat einige Eigenheiten zu bieten, über die ich schon mal kurz berichtet habe. Heute möchte ich etwas genauer darauf eingehen, weil ich denke, diesmal (so ziemlich) alles richtig gemacht zu haben - obwohl wer weiß das schon? Irgendwer findet ja immer etwas, das nicht so ist, wie es sein soll, aber damit kann ich leben. Es geht also um die Wurst und die ist In Coburg Religionssache.


Hier haben wir die Prachtstücke. Bei der Betrachtung fallen mehrere Dinge auf. Zum einen, dass es sich um eine grobe Wurst handelt. Das macht sie im vorwiegend protestantischen Coburg automatisch zum einem evangelischen Erzeugnis. Dieser Gedanke stammt aus einer Zeit, als Katholiken vergleichsweise wohlhabender waren und deren Schlachter sich schon früh teure Cutter für feines Brät leisten konnten. Im puritanischen Protestantismus blieb das Brät grob.


Die Füllung besteht hauptsächlich aus Schweinefleisch, hat aber einen Rindfleischanteil von 15%. Besonders ist auch die Hülle der Wurst. Hierfür wird der sogenannte Bändel oder Schleiß verwendet, ein Teil vom Schweinedünndarm. In diesem wird eine Fettschicht belassen, damit die Wurst beim Garen nicht austrocknet. Das fertige Erzeugnis ist dann zwischen 25 und 31 Zentimeter lang und nicht zu prall gefüllt, da sie sonst auf dem Rost platzen würde. Dafür steckt sie aber voller Geschmack. 


Entscheidend ist auch das Brötchen. Hier würde man sowas hier eine Doppelsemmel nennen und hätte nach der Teilung zwei Semmeln. In Coburg ist das aber so schon eine ganze Semmel und in zwei Hälften gebrochen hätte man dann je eine halbe Semmel. Diskutieren hilft da nicht, das muss man so hinnehmen. Um die Sache noch eigentümlicher zu machen, schneidet man die (halbe) Semmel nicht "am Äquator" entlang auf - nein, das wäre ein katholischer Schnitt - sondern von oben in den Spalt (fachlich: Ausbund), die einzig wahre Weise für einen Coburger Protestanten. Wer das Brötchen anders, also katholisch aufschneidet, bricht die Wurst auch in zwei Hälften oder quält kleine Katzenbabys - was weiß ich denn? 


Der letzte entscheidende Punkt sind die "Kühla", auch "Möckerla" oder "Butzkühen" genannt. Hochdeutsch sind das Kiefernzapfen, die ins offene Feuer, oder wie hier in die (Buchen-)Holzkohleglut geworfen werden und so für ein leckeres Raucharoma sorgen. Das ist eine Jahrhunderte alte Tradition. In Coburg ist diese Grillverfahren kommerziellen Anbieter nur auf dem Marktplatz erlaubt und da werden von der Stadt auf Basis der "Bratwurstrichtlinie" gerade einmal acht Lizenzen vergeben. Wer dort einen Stand eröffnen will, muss warten, bis ein anderer seine Lizenz abgibt und sich dann einem Ausschreibungsverfahren unterziehen. Auch der Preis - 2,50€ pro Portion - ist festgelegt. Man sieht, die Sache wird in Coburg sehr ernst genommen.


Die Kollegen dürfen gerne von der Flamme geküsst werden.


Puristen essen die evangelische Wurst im evangelisch aufgeschnittenen Brötchen pur. 


Aber auch für per se gegen Prunk und Protz wetternde Protestanten ist ein bisschen Senf (oder wie der Franke sagt: Sempft) keine Sünde. Ich kann euch aber versichern, dass diese Wurst auch unabhängig von der Religionszugehörigkeit schmeckt und selbst Atheisten entzückt. Für mich war das eine der leckersten Bratwürste, die ich je gegessen habe. Heute habe ich mir ein Stück Franken nach Niedersachsen geholt. Die Wurst war Teil unseres privaten "Weihnachtsmarkts für die enge Familie". Ich muss das aber unbedingt noch mal direkt in Coburg probieren.
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8 Kommentare:

  1. Interessant..ich habe es ja immer noch nicht geschafft mit meinem tollen Wolf Wurst zu machen, aber was ich bis jetzt so mitbekommen habe, ist die grobe Bratwurst durchaus ein feines Teil :)

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    1. Ich komme ja auch nicht dazu. Wo bleibt die Zeit?

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    2. Ja ich weiß..wobei es eigtl angesichts der "Corona-Entschleunigung" schon komisch ist

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    3. Gerade vor Weihnachten entschleunigt sich bei mir nichts. Da ist noch mal alles an Klausurterminen, mündlichen Sprechprüfungen, Teamtreffen, Konferenzen, Jahrgangsbesprechungen und und und rein gequetscht, was geht. Und ich muss am 23.12. noch hin. Wann ich da das Büffet für Heiligabend vorbereiten soll, ist mir noch schleierhaft.:/

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