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Freitag, 31. August 2018

Dan Dan Mian (Dan Dan Nudeln)


Es kommt in letzer Zeit selten vor, aber heute bin ich nicht nur geschmacklich begeistert, sondern auch optisch mit dem Essen zufrieden. Es sind manchmal die kleinen Dinge im Leben, die von Bedeutung werden. Ich dachte schon, der Autofokus der Kamera wäre kaputt, aber dann bemerkte ich, dass am Objektiv aus irgendwelchen Gründen der automatische Bildstabilisator deaktiviert war. Schalter einfach umgelegt und zack, sind auch die Bilder wieder besser. Gerade rechtzeitig, denn diese Geschmacksbombe da oben hätte kein verwackeltes Bild verdient.

Ich liebe chinesisches Essen. Nicht unbedingt das, was man so in Restaurants vorgesetzt bekommt, sondern authentische Gerichte. Insbesondere die Küche Sichuans hat es mir angetan. Das leicht die Lippen und Zunge betäubene, zitronige Prickeln des Sichuanpfeffers () gepaart mit wohliger Schärfe () von Chilis, Würzpasten und Öl, dazu oft auch noch alle anderen Geschmacksrichtungen im selben Gericht vereint, zeichnet sich die Küche dieser Region durch Vielfalt und Überfluss aus. Es wird nicht umsonst The Land of Plenty genannt.


Streetfood spielt in den Städten eine große Rolle und so wie man hier bei uns an die Bude geht, um Currywurst zu essen, kann man dort an fast jeder Ecke irgendetwas essbares auftreiben und seien es nur gebratene Hühnerfüße. Ich selbst war noch nie in China, aber ich kann mich an Foodie-Filmchen auf den einschlägigen Videoplattformern nicht satt sehen. Etwas, dass immer wieder gezeigt wird und sich scheinbar nicht nur bei Touristen allgemeiner Beliebtheit erfreut, sind Dan Dan Mian. Übersetzt heißt das soviel wie "Nudeln (mian) an der Stange", denn dieses Gericht wurde früher von Straßenhändlern verkauft, die eine Querstange über der Schulter trugen an deren beiden Enden je ein Topf mit Nudeln und einer mit Sauce hing. Heute besucht man dafür eine Garküche an der Straßenecke oder kleine Lokale, die oft fly restaurants oder hole in the wall genannt werden.

Bliebe noch zu erwähnen, dass sich das Gericht auch in der chinesisch-amerikanischen Restaurantküche einiger Beliebtheit zu erfreuen schient. Dort ist es aber scheinbar weniger pikant, von der Sauce her heller und wesentlich süßer, zumindest von dem zu schließen, was ich an Rezepten gefunden habe.


Das Gericht beinhaltet Fleisch, dieses aber nur in geringen Mengen. 50 Gramm Hackfleisch pro Portion reichen völlig. Traditionell nimmt man Schweinehackfleisch, Rind ist aber auch gängig.

Für das Fleisch brauchen wir:
  • 1/2 TL Sichuanpfeffer
  • 2 EL Chiliöl (mit "Einlage") 
  • 1 Knoblauchzehe
  • 2 cm Ingwer
  • 1 EL dunkle chinesische Sojasauce
  • Salz
  • 1 EL ÖL (optional)
  • Prise Zucker
Das funktioniert vermutlich auch vegetarisch mit gehackten Shiitakepilzen. 


Sichuanpfeffer mörsern und im Chiliöl erhitzen.


Geschälten und fein gehackten Ingwer und Knoblauch hinzufügen. Wenn es duftet, Fleisch in den Wok geben und krümelig braten. Mit den restlichen Zutaten abschmecken. Sollte es zu trocken erscheinen, ruhig noch den optionalen Löffel Öl - gerne auch Chiliöl - angießen. Warmhalten.


Nun sind wir schon fast fertig. Wir nehmen uns eine Essschüssel und geben einen guten Teelöffel Sesampaste, einen halben Teelöffel dunkle chinesische Sojasauce und etwas Salz hinein. In den Garküchen kommt nun noch oft etwas Hühnerbrühepulver und ein wenig Glutamat hinzu. Mache ich jetzt nicht, dazu aber später.


Nun kochen wir chinesische Mie-Nudeln nach Packungsanweisung. Viele Köche blanchieren dann im Nudelwasser gleich noch als Einlage etwas Pak Choi mit. Habe ich frisch nicht bekommen, Chicoree tut es aber auch. Oder Mangold. Ich denke mal, selbst ein knackiges Romasalatblatt wäre okay. 


Ein, zwei blanchierte Blätter in der Schale platzieren, Nudeln dann möglichst in einer Richtung darüber geben. Etwas frischer Chili oder Duo La Jiao (in Salz eingelegte rote Chilis aus der Provinz Hunan, für die ganz Todesmutigen) sowie ein wenig gehackter, eingelegter Pak Choi (eingelegter Senfkohl) ergänzen den Geschmack gut.


Nun kommt noch unser Hackfleisch mitsamt dem Öl darüber und grüner Koriander nach Gusto dazu. Wenn man möchte, darf man auch noch gerne einen Spritzer Chinkiang-Essig hinzufügen.

Am Tisch wird dann alles schön selbst verrührt und heiß gegessen. Es ist unglaublich, wie sich diese verschiedenen und eigentlich auch eigenwilligen Einzelgeschmacksrichtungen zu einem bombastischen Ganzen verbinden. Leichte Süße, eine nussige Komponente, angenehme Schärfe, dabei pikant-würzig und durch den Essig dann auch noch säuerlich - aber alles schön ausbalanciert - was soll ich Weiteres sagen? Das ist auf jeden Fall mein neues Lieblingsgericht, was chinesische Nudeln angeht. Es hat also die nicht minder fantastischen Zha Jiang Mian aus Beijing auf die Plätze verwiesen.

Einen positiven Nebeneffekt hat das Essen noch gehabt. Nach ein paar Tagen mit Magenproblemen, war dies ein guter Weg herauszufinden, ob ich wieder auf dem Damm bin. Scheinbar bin ich das.

Ich habe dann im gnadenlosen Selbstversuch die zweite Portion mit Glutamat probiert, um herauszufinden, ob das wirklich einen Unterschied macht. Ich war dabei nicht schüchtern und habe dem Schälchen einen halben Teelöffel zugefügt. Ja, es schmeckt insgesamt etwas runder, aber das mag auch Einbildung sein. Ich bin mir nicht sicher, ob da ein Blindversuch ergiebig wäre. Mein Urteil: braucht kein Mensch, zumal ich eine halbe Stunde später fiese Wadenkrämpfe und einen verspannten Nacken bekam. Kann psychosomatisch sein, kann zufällig sein, aber wer weiß? Besser ist in diesem Fall ohne.  
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Flashback:



Heute vor einem Jahr: Chicken Cacciatore

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