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Donnerstag, 23. Mai 2019

Maekjeok - gegrilltes Schweinefleisch aus Korea


Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Eigentlich wollte ich jetzt gerade in Bielefeld im Ringlokschuppen sein und die Altmeister des West-Coast-Punks Bad Religion abfeiern, aber mein Rücken sagte mir: "Ach ne, lass mal, ich werde dir lieber mal zeigen, wie es sich anfühlt, wenn dir jemand mit einem Eispickel immer wieder zwischen die unteren Bandscheiben haut". Danke, Rücken, das habe ich gebraucht. Immerhin habe ich so aber die Chance gehabt, den warmen Abend zu nutzen, eine wahnsinnig leckeren Klassiker aus Korea zuzubereiten. 

Mein Rezept orientiert sich an dem der wunderbaren Maangchi, einer Ikone der koreanischen Internet-Kocherei. Sie erwähnt, dass Maekjeok aus eine Zeit stammt, als Chili in Asien noch unbekannt war und das Gericht vermutlich der Vorgänger der berühmten Bulgogi sei. Auf jeden Fall ist es würzig, aber mild und ich kann keinen Grund erkennen, warum jemand sowas nicht mögen könnte.


Ursprünglich kommt das Ganze wohl aus China. Das mittlerweile 1800 Jahre Handbuch "Shiming" aus dem Reich der Mitte beschreibt Maekjeok als ein Gericht, bei dem ein ganzes Schwein gegrillt wird. Der Wortteil Maek scheint auf die ethnische Gruppe der Yemaek zu verweisen, die schon vor der Zeitenwende auf der koreanischen Halbinsel lebten und von einigen als die Vorfahren der heutigen Bewohner betrachtet werden. Damit dürfte dies eins der ältesten Rezepte sein, die ich hier jemals verkocht habe.  

Zu erwähnen wäre noch, dass die Yemaek-Küche besonders bei Reichen und Adligen beliebt war. Das einfache Volk briet sein Fleisch spießlos, also könnte die Theorie, dass Bulgogi (und auch Galbi - dazu irgendwann später mal was) aus Maekjeok hervorgegangen sein könnten, durchaus stimmen.


Was brauchen wir für 500 Gramm Fleisch?
  • 1 große Fleischerzwiebel oder 2 mittelgroße
  • 2 EL Reissirup oder Honig 
  • 4 Knoblauchzehen
  • 1 Stück Ingwer
  • 2 TL Sesamöl
  • 2 EL Doenjang (fermentierte Sojapaste aus Korea)
  • 1 EL Mirin
  • 1/2 TL schwarzer Pfeffer
Ich könnte jetzt lügen, aber ich bin, was mein Essen angeht, immer ehrlich. Ich konnte ums Verrecken kein Doenjang auftreiben. Japanische rote Misopaste ist entfernt ähnlich, also habe ich diese genommen. Ich weiß, das ist ein fauler Kompromiss. Misopaste ist salziger, sonst aber wesentlicher feiner im Geschmack. Doenjang ist da scheinbar mehr wham bam - in your face. Auf einer englischsprachigen Seite hat jemand geschrieben, dass auf einem Schulhof Doenjang der Misopaste auf die Nase hauen und ihr das Essensgeld klauen würde. Interessante Beschreibung.


Natürlich auch Schweinefleisch. Maangchi nimmt Schulter, ich hatte noch etwas Nacken. Geht auch, Hauptsache nicht zu mager. Ach ja, nur zur Probe habe ich 150 Gramm des Schweinefleisches durch Schenkelfilets vom Huhn ersetzt.

Fleisch in dünne Streifen schneiden.


Knoblauch und Ingwer schälen, dann im Mörser zu einer groben Paste vermengen


Zwiebeln pellen und sehr fein hacken. Zutaten gut vermengen


Fleisch mit der Marinade vermengen. 30 MInuten marinieren lassen.


Nun die Fleischscheiben zieharmonikaartig auf Spieße stecken.


Bei mäßiger Hitze grillen. Links zwei Hühnerspieße, rechts vier vom Schwein. Das geht natürlich auch in der Grillpfanne oder dem Backofen.


Ein bisschen Farbe schadet nichts. Trotzdem häufig wenden, damit nichts verbrennt.


Gerösteter Sesam passt immer, dazu noch etwas frischer Koriander und chineschscher Schnittlauch.




Schmeckt auch gut in Salatblätter gewickelt. Ach ja - die Variante mit Huhn war auch lecker, aber längst nicht so gut, wie die mit Schwein. Probiert das aus, ihr werdet es lieben.
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Flashback:


Heute vor einem Jahr: Spargelrisotto

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