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Donnerstag, 30. Juli 2020

Salt & Pepper Chicken Wings


Neulich gab es Frühlingsrollen, gestern chinesische Rippchen. Wenn ich also schon mal ordentlich Frittierfett am Start habe, muss es sich auch lohnen, bevor ich das Öl nachts heimlich im Dorfweiher entsorge. Also habe ich heute noch schnell ein paar Chicken Wings frittiert - chinesisch inspiriert natürlich - und die sind so sensationell gut geworden, dass der Colonel aus Kentucky auf der Stelle nach Beijing gereist wäre, um Asyl zu beantragen. Knusprig ohne Ende (selbst jetzt noch nach drei Stunden), innen zart und durch die Marinade mit Geschmack von hier nach Shanghai und zurück. Ich hänge mich jetzt mal weit aus dem Fenster und behaupte, noch nie besseres fried chicken gegessen zu haben. 


Ich habe einige Rezepte für salt & pepper chicken wings gelesen und auch Videos angeschaut. Ich habe aber keine genauen Quellen die Herkunft dieses leckeren Gerichts betreffend gefunden. Ich nehme deshalb mal stark an, dass es in chinesischen Restaurants, vermutlich in den USA, entstanden ist. Die überraschende Verwendung von Butter könnte ein Hinweis darauf sein, dass dieses Gericht entweder neueren Ursprungs ist oder eben nicht direkt aus China stammt. Egal, die Zutaten und der Geschmack sind chinesisch und die Kombination aus Ingwer, Knoblauch und Huhn erweist sich hier einmal mehr als himmlisch.   


Man kann die Hähnchenflügel gleich so, wie sie kommen, verarbeiten. In diesem Fall darf man die nächsten Bilder bis zur Marinade überspringen. Ich lege hier aber ein paar Schritte extra ein. Muss man nicht und hat keinerlei Einfluss darauf, wie es schmeckt. Allerdings habe ich schon öfter erwähnt, dass Chinesen neben Geschmack auch die Textur und eben das Aussehen von Essen für wichtig halten, also mache ich mir die Mühe. Zunächst teile ich die Flügel am Gelenk. Etwaige Flügelspitzen kommen ins Tiefkühlfach und werden für Fonds verwendet. 


Zunächst nehme ich mir das dickere keulenartige Stück vom Flügel vor. Hier lege ich mit einem scharfen Messer den Knochen am dünneren Ende frei, indem ich die anhaftenden Sehen durchtrenne.  


Dann schiebe ich mit das Fleisch am Knochen entlang nach unten - stülpe das Ganze quasi um - und habe so hübsche Lollipops. Den Knochen kann man oben noch säubern.


Das schmalere Flügelstück hat zwei Knochen. Den Dünneren von beiden kann man eigentlich ganz einfach herausziehen. Dabei beginnen wir immer an dem Ende, das wir gerade vom anderen Flügelteil getrennt haben.


Auch hier schieben wir das Fleisch entlang des Knochens nach unten und haben wiederum einen Lollipop, wenn auch diesmal einen kleineren. 

Wie gesagt, das muss man nicht machen und ja, es kostet Zeit, aber ich denke mal für die Optik ist es die Sache Wert. Und man lernt viel über die Anatomie von Hühnern.


Unser Werk kommt nun in eine Schüssel.

Dazu geben wir:
  • 1 großzügigen Schuss chinesischer Reiswein (Shaoxin)
  • 5 cm Ingwer 
  • 2 Knoblauchzehen
  • Salz
  • weißen Pfeffer
Ingwer und Knoblauch schälen, dann fein reiben. Das ist wichtig, denn so geben diese Aromaten ihren Saft frei und dieser kann ins Fleisch eindringen. Nun mit den anderen Marinadezutaten vermischen und abgedeckt stehen lasse. Wie lange? Zwanzig Minuten. Sechs Stunden. Über Nacht. Wie es beliebt. Ich habe eine Stunde Zeit gehabt und es war geschmacklich umwerfend.


Dann werden die Teile in Stärke gewendet. Ich empfehle Kartoffelmehl, dadurch wird es knuspriger. Maisstärke geht aber auch.

Die bemehlten Hähnchenteile kommen dann in verquirltes Ei und wieder zurück in die Stärke.


Bei 160° C portionsweise frittieren, bis das Huhn gar ist. Je nach Größe der Wings dauert das 8  bis 12 Minuten.


Abtropfen lassen.


Dann nochmal für zwei, drei Minuten in 190° C heißem Öl goldbraun nachfrittieren.


Inzwischen schwenken wir ein bisschen klein gewürfelte rote und grüne Paprika in einem guten Esslöffel Butter durch und löschen mit einem Schuss chinesischem Reiswein (Shaoxin) ab. 


Nun kommt das frittierte Hühnerfleisch in den Wok und wird kurz mit durchgeschwenkt. Mit Salz und großzügig Pfeffer - hier empfehle ich schwarzen Pfeffer, mittelgrob gemahlen -  würzen.


Anrichten.


Wenn das nicht knusprig ist, weiß ich es auch nicht mehr.


Crunch, crunch, crunch, munch, munch.


Außen tatsächlich knusprig wie nur irgendwas. Das Fleisch saftig, zart und mit einer unvergleichbaren Geschmack durch die Marinade. Der Knoblauch ist dezent, aber die zitronige Frische des Ingwers kommt schön durch, ohne zu dominant zu sein. Super lecker, sollte man mal gegessen haben. Aber nun nimmt mir bitte einer die Schüssel mit den restlichen Wings - immer noch kross - weg, sonst esse ich, bis zum Darmverschluss.
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Flashback:


Heute vor zwei Jahren: Bellini

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