Nach einem schönen Urlaub versucht man ja immer ein wenig vom Ferien-Feeling in den Alltag zu retten. Heute hole ich mir la dolce vita nach Hause und probiere eine Spezialität, für die die Venedig bekannt ist: den Bellini. Wer den nur fertig aus der Flasche kennt, wird sich zunächst fragen, warum die Farbe bei mir so ungewohnt anders aussieht und nicht bonbon-orange ist. Die Antwort gibt der Pfirsich. Das Original verlangt nämlich nach dem den weißfleischigen Weinbergpfirsich. Für die industrielle Produktion wird aber wohl aus Kostengründen die günstigere gelbfleischige Frucht verwendet. Auch darf man hier nicht die oft schon pekige Süße erwarten, die das Fertigprodukt meist mit sich bringt. Süße ja, aber auch eine erfrischende herbe Note ist zu verzeichnen. Der Grad der Säure hängt natürlich vom verwendeten Schaumwein ab. Traditionell nimmt man hier einen Prosecco Frizzante oder Champagner. Ein guter deutscher Sekt tut es aber auch.
Seinen Ursprung hat der Cocktail, wie das Carpaccio, in Harry's Bar in Venedig. Dort hat der legendäre Guiseppe Cipriani den Drink 1931 der Weltöffentlichkeit bekannt gemacht. Ich war erst kürzlich in der Bar, habe einen Blick in die Speisekarte geworfen und den Laden dann dankend verlassen. Preise jenseits von Gut und Böse und eine Einrichtung - das Foto der Eingangstür lässt Böses ahnen - die jede Helgoländer Hafenspelunke wie die Lobby des Waldorf-Astoria aussehen lässt. Auch Kellner in weißen Smokingjacken können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Laden seit Hemmingways Zeiten in die Jahre gekommen ist.
Zutaten pro Drink:
- 1/2 weißfleischiger Weinbergpfirsich
- trockener Schaumwein
Pfirsich schälen, entkernen und das Fruchtfleisch fein pürieren. Je nach Süße der Früchte kann noch ein Schuss Zitronensaft oder Zuckersirup hinzugefügt werden.
Mus in ein Sekt- oder Cocktailglas geben und etwas Schaumwein hinzufügen. Vorsichtig verrühren und mit mehr Schaumwein aufgießen.
Wenn man neckisch ist, kann man ein Pfirsichstück als Dekoratrion ans Glas klemmen. Schlichter geht es kaum, aber auch nicht wesentlich eleganter. Natürlich gilt: je kälter der Drink ist, desto besser.
Gegessen wurde heute auch, nämlich gegrilltes Steak vom Duroc-Schwein. Mariniert in Olivenöl mit Rosmarin, Knoblauch, milden Chiliflocken und Zitrone.
Ich achte beim Fleischkauf wirklich auf Qualität und bin auch bereit, dafür mehr zu zahlen. Soweit, dass ich nur bei angesagten Top-Fleischern mit Biosiegeln online bestelle, bin ich noch nicht, aber trotzdem verfolge ich nicht die Geiz ist geil Methode und finde zwei Kilo Hähnchenschenkel für 2,99 Euro bedenklich. Gut, mit einem Kilopreis von rund fünfundzwanzig Euro ist der Duroc-Nacken zwar zwei bis dreimal so teuer, wie abgepackte Ware, aber längst noch nicht im "ich-muss-dafür-einen-Kredit-aufnehmen"-Nobelsegment. Und der Geschmack rechtfertigt den Preis auf jeden Fall. So muss Schwein schmecken. Fantastisch. Das mag sogar die Gattin, die sonst kaum Schweinefleisch isst und das will schon etwas heißen.
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Flashback:
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