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Freitag, 10. Mai 2019

Chicken Curry sri-lankisch


Da musste ich selbst erst mal nachschauen. Heißt das Adjektiv zum östlich von Indien gelegenen Inselstaat sri-lankesisch? Oder sagt man eher nach der Mehrheit der Einwohner "singhalesisch" und verärgert damit vermutlich Minderheiten, wie die Tamilen? Das an Kolonialzeiten erinnernde "ceylonesisch" ist politisch sicher auch nicht en vogue. Tatsächlich heißt es hierzulande wohl "sri-lankisch", womit der heute Exkurs in die Linguistik abgehandelt sein dürfte. 

Von mir aus könnte da auch "Chicken Curry wahnsinnig lecker" stehen, das wäre dann ehrlich, jedoch nicht wirklich zielführend. Zum einen habe ich selten ein Curry Chicken vom indischen Subkontinent gegessen, das nicht "wahnsinnig lecker" war und zum anderen sind die regionalen Unterschiede so erheblich, dass eine Herkunfstbezeichnung hilft, die Übersicht zu bewahren.


Das Rezept habe ich zufällig bei The Flavor Bender gefunden, einer englischsprachigem Seite, die von einer in Sri Lanka geborenen jungen Bloggerin betrieben wird, die momentan  den USA wohnt. Glaubt man der Dame - und warum sollte man nicht? - unterschiedet man in Sri Lanka zwischen zwei Arten von Currys: 
  • mirisata (chili-würzig) - das sind Currys ohne Kokosmilch. Sie sind dadurch leichter, aber auch schärfer. 
  • kirata (milchig) - das sind Currys mit Kokosmilch. Die Schärfe ist dadurch abgemildert, das Curry aber auch deftiger.
Wir folgen hier dem kirata-Profil.


Currys haben meist eine Zutatenliste, die Ungeübte oft erschlagen. Man darf sich davon aber nicht abschrecken lassen und mittlerweile erhält man fast alles Benötigte in gut sortierten Supermärkten. Ein Besuch im "Asialaden" lohnt sich immer, weil man da oft Sachen bekommt, die authentischer und vor allem billiger sind.

Die Maßeinheiten des Originalrezepts habe ich für meine Mengen angepasst, im Verhältnis zueinander aber nicht groß verändert. Für vier Portionen:
  • 1 Zwiebel
  • 1 EL frisch geriebener Ingwer 
  • 1 EL frisch geriebener Knoblauch
  • 6 - 7 Curryblätter (getrocknet)
  • 2 EL Curry Pulver (sri-lankisch)
  • 1 TL Chilipuler (Deggi Mirch) 
  • 1 EL Paprikapulver 
  • 2 mittelscharfe grüne Chilis (Serrano, Jalapeño oder ähnlich)
  • 4 Tomaten
  • 2 TL brauner Zucker
  • 2 TL Essig (Cidre- oder Apfelessig)
Nicht im Bild, trotzdem wichtig:
  • 1 Zimtstange
  • 500 ml Kokosmilch
  • 3 EL Pflanzenöl, Ghee oder Kokosöl
Hier gibt es schon einige Fallstricke, die man, wenn man sie kennt, ganz einfach umgehen kann. Zum einen sollte man darauf achten, tatsächlich Chilipulver aus gemahlenen Chilis zu nehmen und ausdrücklich nicht diese pseudo-mexikanischen Chiliwürzer, denen noch andere Gewürze zugesetzt sind. Die indischen Sorten Deggi Mirch oder Kashmiri Mirch sind hier perfekt. Sie sind eher mild, geben eine schöne rote Farbe ans Curry und schmecken wohlig warm. Man bekommt sie in Asialäden oder online. Ansonsten muss man eben die Inhaltsstoffe studieren. Im Zweifelsfall nimmt man Cayenne oder rosenscharfes Paprikapulver.

Aufzupassen gilt es auch bei der Kokosmilch. Die Preise der verschiedenen Produkte sind ähnlich, aber ein Blick auf die Inhaltsstoffe offenbart so einiges. Da gibt es die von mir präferierten Sorten, die mit "Kokosextrakt 70%, Wasser" auskommen. Andere haben Verdickungsmittel, E-Stoffe und was noch alles. Da fällt die Wahl nicht schwer.

In Sri Lanka - dem Land der Kokosnuss - wird traditionell Kokosöl zum Braten verwendet. Wer das aus ökologischen Gründen nicht kaufen will, nimmt Ghee (oder Butterschmalz), beziehungsweise ein gut erhitzbares, neutrales Pflanzenöl.

Für die Säure kann man auch Tamarindensaft nehmen, allerdings verweist der Einsatz von Essig auf den portugiesischen Einfluss, ähnlich wie beim indischen Vindahlo.



Natürlich brauchen wir für ein Chicken Curry auch ein Huhn. Ich habe das hier schon in je zwei Brustfilets (später nochmal gedrittelt), Flügel, Unter- und Oberkeulen zerteilt. Die Haut wird meist entfernt. Abschnitte und das Rückenstück wandern bei mir in einen Geflügelfond.   

Weitere Vorbereitung: Zwiebeln abziehen und hacken, Tomaten würfeln. 


In einem Wok oder Pfanne mit hohem Rand die Zwiebeln mit dem Knoblauch und Ingwer im Fett bei mittlerer Hitze anschwitzen, bis es duftet.


Currypulver, Chilipulver, Paprika, Zimtstange und Curryblätter hinzufügen, alles gut durchmischen.


Wenn die Gewürze schön duften, dürfen das Hühnerfleisch, die Tomaten, Zucker und etwas Salz hinzugefügt werden. Die grünen Chilis längs ein paar Mal einschneiden, nach Wunsch die Kerne entfernen, in das Bratgerät befördern und alles gut durchrühren.

Die Tomaten sollten genug Flüssigkeit abgeben, so dass das Ganze gut zehn Minuten ohne Deckel köcheln kann. Hin und wieder umrühren, damit nichts anbrennt.


Kokosmilch, 200 Milliliter Wasser und den Essig hinzufügen.


Zum Kochen bringen und bei geringer Hitze 20 Minuten simmern lassen. 


Da mir das hier noch zu dünn war, habe ich das Curry weitere zehn Minuten auf mittlerer Hitze offen reduziert. Man kann hier links unten die roten Punkte sehen, wo das Öl durch die Kokosmilchschicht nach oben steigt. Beim servieren überwiegt dieses Rot und das ist bei einem Curry aus Sri Lanka ein Qualitätsmerkmal.

Der Duft, den das Curry jetzt verströmt ist übrigens himmlisch. Da möchte ich kopfüber eintauchen.


Das Ergebnis: ein pikant-würziges, vom Schärfegrad her eher mildes Curry mit warmen Aromen, zarten Huhn und einer Sauce, die man pur aus der Schale trinken möchte.





Dazu einfach Reis oder Roti, ein Brot aus Chapatimehl, das ich hier auch bald vorstellen werde. Auch wenn ich keine Wurzeln in Sri Lanka habe, ist das Comfort Food. Und ich verspreche euch, das Haus wird so wohlig duften, dass die Nachbarn mit Schalen und Besteck vor der Tür stehen werden ...

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Flashback:






Heute vor zwei Jahren: Brathering

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