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Donnerstag, 27. Juli 2023

Lama-Käse - Frankreich 2023: eine Auslese


Es mag vielleicht bereits aufgefallen sein: wir haben unseren diesjährigen Sommerurlaub in Frankreich verbracht und zwar in der Normandie. Genauer gesagt auf der Halbinsel Cotentin. Über einige Restauranhbesuche habe ich ja schon ein wenig berichtet, aber es gibt noch viel mehr zu erzählen. Über die Landschaft zum Beispiel oder die Menschen hier.  Natürlich lege ich hier im Blog mein Hauptaugenmerk aufs Essen und Trinken. Ich meine, hey, Normandie! Wie könnte es auch anders sein bei Butter, Cidre, Calvados, Fleisch, Meeresfrüchte und Käse. Apropos Käse, da denkt man ja zuerst an lokale Klassiker wie Camembert oder Livarot, aber kennt ihr Lama-Käse? Nein? Dann lest oder scrollt durch, es wird heute etwas länger.


Lassen wir es einfach mal wirken. Goury, La Hague. Auch La petite Irlande, "das kleine Irland" genannt.


Gasse in Saint-Saveur-le-Vicomte


Die berühmte Kirche in Sainte-Mère-Église ...


... mit grausigem Detail: an der Kirchtumspitze hängt ein Falschschirmspringer. Natürlich nur eine Puppe, aber das beruht auf einer wahren Begebenheit während der Landung der Allierten in der Normandie 1944. Cineasten kennen die Geschichte aus dem Klassiker "Der Längste Tag" (1962) mit Robert Mitchum, Richard Burton, Sean Connery, Gert Fröbe, Curt Jürgens und anderen Filmgrößen dieser Zeit. Selbst der als Loriot bekannte Victor von Bülow spielt eine, wenn auch wenig lustige Rolle.


Utah Beach - einer der wichtigen Invasionspunkte des D-Day 1944. Heute ein friedvoller Badestrand.


Ich bin kein Nationalist und patriotische Gefühle sind mir generell fremd. Ich sehe mich im Sinne der Aufklärung als Mensch und wenn ich das EIngrenzen müsste, dann kulturell als, Europäer. Trotzdem - oder umso mehr - freut es mich, dass heute an Stellen wie diesen ganz natürlich auch die deutsche Flagge neben allen anderen weht. Ich kann den Menschen natürlich nicht in den Kopf schauen, aber ich habe hier nie das Gefühl gehabt, nicht willkommen zu sein. Ich hatte Vorurteile Deutschen gegenüber erwartet. Als Anglist schmerzt es mich sagen zu müssen, dass ich diese aus England - ich sage bewusst nicht Großbritannien - kenne. Hier habe ich aber festgestellt, dass ich derjenige mit Vorurteilen war und die Menschen durch die Bank nett sind. Man hat über mein dahin gestoffeltes Französisch nicht nur hinweggesehen, sondern selber versucht, etwaige Deutsch- und Englischkenntnisse einzusetzen. Wie gesagt, der Norden mag anders sein, als der Rest des Landes, aber mir haben die Leute hier tatsächlich nie das Gefühl gegeben, ein Fremdkörper zu sein. Ich liebe Frankreich. Nu isses raus.  


Barfleur gilt als eins der hübschesten Dörfer in der Normandie, wenn nicht in ganz Frankreich.


Nicht ganz zu unrecht, wie es scheint.


Der Friedhof mit Blick aufs Meer gefällt mir schon mal gut. Da wird Totsein zum Urlaub.


Ein Wikingermarkt vor den Toren der Stadt. Nichts Spektakuläres, aber wenn man schon mal da ist ...


Das hat fast schon etwas von schwedischer Schären-Landschaft.




Tarte Tatin.


Galette - die Schwester des Crêpe, aber aus Buchweizenmehl und deshalb glutenfrei.


La Cambuse de Diélette bei Flamanville. Eins dieser vielen Delikatessengeschäfte, in denen man auch fein Essen kann.


Ich habe da ein wenig die Rotweinvoräte aufgestockt. Ist zwar nicht aus der Gegend, aber ich denke, das lässt sich trinken.


Noch so ein freakiges Ding "along the way": Maison de Biscuit bei Carteret.


Kekse, Marmeladen, Pasten, Gewürze - was auch immer, der Laden nimmt kein Ende.


Raum an Raum mit Köstlichkeiten, die eigentlich keiner braucht, aber trotzdem alle haben wollen.


Das ist doch mal eine Hausbar.


Auch Carteret hat seine Klippen.


An Klippen herrscht hier kein Mangel. Wir befinden uns hier an den Falaises de Landemer, dem Lieblingsort des expressionistischen Malers Jean-François Millet (1814 - 1875).


Hier aber die mit Abstand bekanntesten Klippen der Normandie: die Falaises d'Étretat


Mächtige Kreidefelsen, von Wind und Wasser gezeichnet, stehen sie den Klippen von Dover um nichts nach. 
 

Die zweistöckige Markthalle von Granville.


Ein Paradies für Fischliebhaber.


Und auch für solche, die Schalen- und Krustentiere bevorzugen.


Und das alles zu fairen Preisen.


Aufgrund der maritimen Reizüberflutung musste ich mr erst einmal eine Merguez im Baguette für 2,50 € gönnen. Die Wurst ist als Frabrication maison deklariert, also hausgemacht. Für den Preis bekomme ich hier auf dem Wochenmarkt nicht mal ein trockenes Aufbackbrötchen. Davon ist auch dieses Baguette meileweit entfernt. Dass die Baguettes hier alle Spitze sind, muss nicht weiter erwähnt werden. Man kann hier sogar welche aus Automaten ziehen und selbst die schlagen das, was uns die meisten Bäcker hierzulande anbieten, um Längen. 


Wenn man schon mal in Granville ist, muss man natürlich auch Christian Dior einen Besuch abstatten


Der kommt da nämlich her und sein Geburtshaus ist nun ein Museum.


In Cherbourg kommt schon fast so etwas wie Großstadtfeeling auf. Fast, denn es ist alles wirklich enstpannt. Die Leute sind relaxt, Stress scheint ein Fremdwort zu sein und die Bedienung in den Bistros sind auch dann freundlich, wenn man nur ein Wasser bestellt. Man muss sich trotzdem darauf gefasst machen, das Geschäfte Mittagspause machen und dann geschlossen sind. In den Bistros, Brasserien und Restaurants gibts es Nachmittags meist nur Süßes, die Küchen öffenen erst gegen 19:00 Uhr. Es ist hier oben auch nicht unüblich, dass Supermärkte bereits um 19:20 schließen, Sonntags dafür manchmal bis 12:30 geöffnet sind. Der Rhythmus ist einfach anders, aber wenn man das weiß, kann man sich ja darauf einstellen.


Angeblich eine der besten Bäckerein der Gegend.


Bliebe nur noch eins zu sagen: Ich liebe die Navigationsfunktion von Google Maps. "In 100 Metern links abbiegen in die Ruh-de-Lama-Käse" hat jedes Mal allgemeine Heiterkeit hervorgerufen und erklärt dann auch den Titel dieses Artikels. 
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Flashback:



Rezept vom 02.10.2021: Country Wedges

4 Kommentare:

  1. Hübsche Reiseberichte hast du da verfasst; das kitzeln meine frankophilen Sehnsüchte ziemlich arg....
    Wenn wir damals gewusst hätten, wie schön spektakulär auch die Küste des Cotentin ist, hätten meine Freundin und Ich damals vielleicht unser Zelt auch dort aufgeschlagen. Aber wir waren auf der Durchreise in die Bretagne und haben nur einen kurzen Camping-Aufenthalt gehabt um nach Bayeux zu gehen und zum Omaha Beach
    und ich glaube sogar auch nach Barfleur.
    Die Bretagne kann ich dir übrigens nur wärmstens ans Herz legen; so 2 Stunden Fahrzeit mehr, aber dafür
    noch spektakulärer, sehr gechillt und irgendwie "intakt". Kaum Massentourismus aber mittlerweile wurde vieles
    unglaublich behutsam und stimmig renoviert und modernisiert. Das ist das späte Glück einer marginalen
    Region, die lange Zeit der bitterarme, konsequent vernachlässigte "Arsch Frankreichs" war.
    Ich meine jetzt aber ausdrücklich nur die nördlichen Teile von so etwa St Malo bis unterhalb von Brest oder Quimper. Weiter im Süden wird's grauslig....
    Kulinarisch ist es da auch vom feinsten nur ohne weniger Creme, aber dafür durch das milde Golfstromklima
    exzellentes Gemüse, feinster Fisch und Fleisch von Tieren, die auf den meersalzigen Wiesen leben. 1A.
    Und die gefürchteten Herbsstürme sind zwar schon krass, aber wg. ( noch bestehendem) Golfstrom sehr mild.
    Ich war da schon öfters und habe ernsthaft etliche Jahre mit dem Gedanken gespielt, mich dorthin abzusetzen,
    von früh bis spät nur noch französisch zu babbeln und so mein verbleibendes Leben zu genießen. Aber all die Sucherei auf irgendwelchen Immobilienportalen ( ich kann nur Mieter sein, mehr ist nicht drin ) hat nur ergeben, dass ich mir das wohl nicht leisten kann.
    Naja, bleib ich halt hier und erfreue mich an deinen Fotos; auch schon mal was...


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    1. Bretagne steht auch weit oben auf dem Zettel, aber erstmal ist (vermutlich) wieder Schottland dran.

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    2. Schottland natürlich sicher auch geil - so rein landschaftlich gesehen.
      Aber was die da so essen reizt mich eher wenig und Whiskey ist auch nicht meines.
      Porridge z.B. gibt's bei mir nur bei Magen-Darm-Gedöns , also alle paar Jubeljahre..
      Da mal rumzusegeln fände ich gut, aber dafür habe ich zu viel Respekt vor den krassen Tiden.
      Da muss man schon sehr genau wissen, wann man wo in welchen Hafen reinkommt. Uiuii.

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    3. Gut, kulinarisch ist Schottland nicht Frankreich, aber die haben da auch fantastisches Lamm, Räucherfisch und supe Austern (Loch Fyne).

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