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Montag, 24. Oktober 2022

Frankfurt - Main Bericht


Was habe ich mit ziegenliebenden Mädchen aus entlegenen Schweizer Bergdörfern gemeinsam? Jawohl, der Aufenthalt in Frankfurt -  am Main, natürlich. Nun bin ich natürlich nicht bei den Sesemanns gelandet und habe didaktische Kniffe mit Fräulein Rottenmeier diskutiert. Der Grund meiner, oder besser gesagt unseres Aufenthalt war die Frankfurter Buchmesse und die Tatsache, dass der Lieblingsautor der Sous-Chefin, Jay Kristoff, eigens zu einer Lesung mit Signierstunde aus Australien angereist war und die junge Dame dies natürlich nicht verpassen wollte. Ich war auf Grund von Corona bedingter Nachwehen noch bis Freitag krankgeschrieben, also am Wochenende theoretisch wieder einsatzbereit - dazu später aber mehr. Also auf nach Mainhatten, ein Ort, an dem moderne Giganten aus Glas und Edelstahl eine seltsame Symbiose mit altehrwürdigen, historischen Gebäuden eingehen. Goethe und Geldadel, Bettler und Banker, Bourgeoisie und Börse - eine Stadt des inneren Widerspruchs, nachgerade dialektisch, aber trotzdem scheint sie zu funktionieren.


Die Lesung Kristoffs fand nicht direkt auf dem Messegelände statt, sondern im "Walden", einem Restaurant/Bistro im "Kleiner Hirschgraben", in unmittelbarer Nähe von Goethes Geburtshaus im "Großer Hirschgraben". Hier haben die Gattin und ich dann Kaffee getrunken (der Milchschaum ist nach Auskunft der mir Angetrauten fantastisch), während die Sous-Chefin im ersten Stock den Worten des Meisters lauschte.


Ortsunkundig wie wir nun mal sind, haben wir dort dann auch am nächsten Tag gefrühstückt - einfach weil wir den Platz nun schon vom Vorabend kannten und die Auswahl gar nicht mal so schlecht aussah. Die Gattin hatte das Gedeck "Amsterdam" - verschiedene Käse mit Walnüssen und Obst.


Das "London Breakfast" - obwohl der Bacon amerikanisch war - dann für mich und die Sous-Chefin. Lecker, aber wenn ich bedenke, dass ich für ziemlich dasselbe am Trafalgar Square in London umgerechnet 8 € bezahlt habe und hier nun mehr als das Doppelte, nämlich 17 € verlangt wurden, dann ist das schon eine Hausnummer. Klar, es ist alles teurer geworden und es hat auch geschmeckt, aber 60 € für drei Frühstücke plus drei Getränke sind für einen Hinterwäldler wie mich schon eine Ansage. Aber wie heißt es doch immer so schön? Am Essen soll man nicht sparen.


Auf dem Bild sieht man übrigens das mit 259 Metern höchste Gebäude der Stadt, kurz bevor irgendeine Anstalt ihre Tore öffnete und eine Horde Verwirrter mit Trommeln und Trillerpfeifen durch die Straßen zog und irgendetwas Unverständliches gröhlte, was bei den meisten Passanten entweder zu Kopfschütteln oder belustigtem Lächeln führte. Aber egal, wir wollen solchen Wirrköpfen keine Plattform geben, obwohl es schon schmerzt, die Fahne der Friedensbewegung neben rechten Flaggen wehen zu sehen. Aber das hat man vermutlich in jeder Großstadt und es ist beruhigend, dass diese Leute zwar laut, aber immer noch eine kleine Minderheit sind.


Was die berühmte Skyline angeht, bin ich fast der Überzeugung, dass das nur eine Kulisse ist, die immer wieder verschoben wird, damit der Eindruck entsteht, Frankfurt sei eine Großstadt. In Wirklichkeit gibt es nämlich nur eine Handvoll Straßen. Egal in welche Richtung man fährt, früher oder später kommt man an dieser aus Venedig geklauten Seufzerbrücke, dem Uhrtürmchen, dem Eschenheimer Tor oder der Euro-Skulptur vorbei. Baustellen an allen Ecken und Enden bremsen den Verkehr ein und verstärken damit das Gefühl, dass Orte, die eigentlich direkt nebeneinander liegen, ewig weit voneinander entfernt sind. Den Trick kennt man von schwedischen Möbelhäusern oder Wild-Life-Tierparks, wo durch geschickte Streckenführung eine Größe vorgegaukelt wird, die physikalisch eigentlich gar nicht vorhanden ist. Dazu noch die Navistimme, die durch falsche Betonung aus TAUnustor irgendwie TauNUStor machte, was doch sehr nach einer Figur aus dem Marveluniversum klingt: Dazu sein chinesischer Waffenbruder Schau Main Kai -  ein Blockbuster ist geboren.


Geht es euch auch schon so? Ich bin mittlerweile in einem Alter, in dem ich im Parkhaus ein Foto von der Stellplatznummer mache. Und später denke ich dann: "Na toll - und wie hieß das Parkhaus? Und in welcher Stadt bin ich überhaupt?" 


Ein Must-See der Stadt: der Römerberg mit dem berühmten Rathaus, dem Frankfurter Römer. Ein bisschen wie Rothenburg ob der Tauber: historischer Platz mit alten Häusern, vielen Nepp-Läden und Cafés mit abschüssiger Fläche, so dass einem der Kaffee schräg aus der Tasse läuft.


Bin ich nach Corona wieder fit? Ich dachte ja, musste aber erkennen, dass ich mich zu früh gefreut habe. Ich übertreibe nicht, aber ich muss leider immer noch alle 500 Meter Pause machen, mich setzen und versuchen, Atemluft in den alten Körper zu pumpen. Das macht nicht wirklich Spaß. Während die Gattin also gazellengleich auf der Brücke "Eiserner Steg" herumturnte, habe ich darunter verschnauft. 


Eine Flussfahrt, die ist lustig - Main aufwärts in Richtung Schleuse Griesheim und retour. Zum Glück konnte ich einfach nur sitzen und musste nicht auch noch rudern. Aber es war ein schönes Wochenende. Die Sous-Chefin hat Jay Kristoff getroffen, mit ihm geredet und Autogramme bekommen, wir haben einigermaßen lecker gegessen (Berichte folgen noch) und wenn man Frankfurt versteht, entdeckt man auch seinen Reiz. Wir kommen sicher noch mal wieder.
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Flashback:



Heute vor einem Jahr: Pasta alla Pizzaiola Pugliese

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