Sonntag, 12. Juni 2016

Empenadas


Vorweg ein ehrliches Geständnis: Fußball gehört zu den zwölf Dingen im Leben, die mich eigentlich gar nicht interessieren und ich werde dafür auch nicht vom Formel 1 Rennen in Kanada zur EM umschalten. Trotzdem weiß ich, dass viele dieser Tage gebannt vor dem Fernseher sitzen und mitfiebern. Ich weiß auch, dass in Zeiten wie diesen, die Nahrungsaufnahme fernsehkompatibel sein muss. Da wird oft zu Fertigfutter gegriffen, aber es geht auch anders. Ich habe heute Empenadas gemacht, dass sind gefüllte Teigtaschen, die in der ganzen spanisch sprechenden Welt beliebt sind. Man kann sie frittieren oder, so wie ich heute, im Backofen zubereiten. Sie schmecken kalt wie warm, sind gut vorzubereiten und somit das ideale Fingerfood für Partys oder Fußballspiele vor dem Fernseher. Als Füllung bietet sich Hackfleisch an, es geht aber sicher auch vegetarisch. Ich habe mich heute ein wenig an der mexikanischen, beziehungsweise Tex-Mex Küche orientiert. 


Für die Füllung nehme ich eine Art mildes Chili con Carne, jedoch ohne Bohnen. Für die Füllung hätte ein Drittel der hier gezeigten Menge gereicht, aber ich habe den Rest so dazu serviert. Kann man aber auch gut einfrieren und schmeckt auch super als Pizzabelag.
  • 500 g Rinderhack
  • 2 rote Zwiebeln
  • 1 rote Chili oder Peperoni
  • 2 Knoblauchzehen
  • 1 EL Paprikapulver (Schärfegrad nach Wunsch, gerne auch Chilipulver)
  • 1 EL Kreuzkümmel
  • 1 EL Oregano
  • 1 EL Tomatenmark
  • 5 Tomaten
  • 1 rote Paprika
  • 1 grüne Paprika
  • 1 Maiskolben (oder 100 g Körner)
  • 2 EL frisches Koriandergrün
  • 2 EL Joghurt
  • Käse (z.B. Cheddar)
  • Salz
  • Pfeffer
  • Zucker
  • 1 Ei
  • Olivenöl (oder besser: Schweineschmalz)

Den Teig für die Empenadas kann man mit etwas Milch und Ei machen, ich habe hier aber meinen Tortilla Teig genommen. Der ist pflegeleicht mit Gelinggarantie und hat hier super gepasst.

  • 500 g Mehl
  • 50 g weiches Schweineschmalz oder Butter
  • 1TL Salz
  • 250 ml Wasser
Für mehr Geschmack kann man 100 Gramm des Mehls durch feines Maismehl ersetzen. Alles zu einem geschmeidigen, nicht klebenden Teig verrühren und abgedeckt eine halbe Stunde stehen lassen. Das gibt dem Mehl Zeit, ein wenig aufzuquellen und der Teig wird geschmeidiger. Im Notfall kann man ihn aber auch sofort weiterverarbeiten. 

Zwiebeln schälen und würfeln. Knoblauch abziehen, Chili nach Wunsch entkernen und beides fein hacken.  Tomaten einfach mit Schale und Kernen würfeln. Paprika ohne Strunk und Kerngehäuse klein schneiden.


"Adrian!!!"


Eine Pfanne heiß werden lassen, das Bratfett hinzugeben und dann das Hackfleisch einlegen. Dieses erst einmal ohne Rühren anbraten lassen. Wer jetzt wild in der Pfanne herumdoktort, lässt nur die Temperatur sinken, das Fleisch zieht Wasser und kocht anstatt zu braten. Also Geduld. Erst wenn sich Zeichen von Röstung erkennen lassen, das Ganze durchrühren und krümelig braten.



Zwiebeln, Knoblauch und Chili hinzufügen und drei Minuten mitgaren lassen.



Dann dürfen auch die Gewürze und das Tomatenmark in die Pfanne. Kurz mit anrösten lassen ...



... und dann die Tomaten hinzufügen. Diese sollten beim Garen - mittlere Temperatur - so viel Wasser abgeben, dass man Röststoffe vom Pfannenboden ablösen kann und keine weitere Flüssigkeit braucht.  



Paprika hinzufügen, Maiskörner einfach so vom Kolben in die Pfanne schneiden.


Das Ragout fünfzehn Minuten köcheln lassen, oder bis fast alle Flüssigkeit verkocht ist. Koriander hacken und mit dem Joghurt, so wie zwei Esslöffeln geriebenem oder fein gewürfeltem Käse unter das Ragout heben. Abschmecken, vom Feuer nehmen und etwas abkühlen lassen. 



Die Größe der Empenadas ist Geschmackssache. Von walnussgroß bis zur Größe einer Calzone ist alles möglich. Ich habe den Teig in 70 Gramm schwere Portionen geteilt, zu Kugeln geformt und diese zu Fladen von etwa 15 Zentimetern Durchmesser ausgerollt. Ich hätte so 13 Empenades backen können, hatte im Ofen aber nur Platz für zwölf. Wie die letzten 70 Gramm verwertet wurden, später.

Fertige Fladen mit Mehl bestäubt stapeln und mit einem Handtuch abdecken.



Einen Fladen mit etwas Füllung belegen, ...



überklappen, die Ränder fest zusammendrücken und mit einer Gabel ein schönes Randmuster zaubern.



Ein Ei verquirlen und die Empenadas damit einstreichen. Mit einer Messerspitze ein paar Löcher in die Oberseite piksen, sodass Dampf entweichen kann und der Teig krosser wird. Im 200 Grad heißen Backofen am besten auf Backpapier garen, bis der  Teig fest und leicht gebräunt ist. Ich arbeite hier mit Umluft, also kann ich zwei Bleche mit je 6 Empenadas gleichzeitig backen



So soll das aussehen. Ein wenig mehr Farbe schadet auch nicht.



70 Gramm Teig waren ja noch über. Diese wurden in zwei Portionen geteilt, die jeweils zu zehn Zentimeter Fladen ausgerollt wurden. Mit Kreuzkümmel, Paprika, Salz und Olivenöl von beiden Seiten einreiben, jeweils in acht Stücke schneiden ...



... und in einer beschichteten Pfanne ohne weiteres Öl von beiden Seiten zu Tortillachips anrösten. Hätten hier etwas dünner sein können, aber we're getting there.



Fertige Empenada im Anschnitt. Fingerfood hoch Drei.



Das Ragout - hier der Rest - schmeckt auch so lecker.  



Ein einfacher Salat dazu passt immer.

Hier noch eine kleine Geschichte, die ich am Samstag beim Einkaufen erlebt habe. Passt perfekt zu unserer Burgerparty am Freitag, wo ich Burger für Massen produziert habe.

Unsere Hauptdarstellerin: eine klassische Mittvierziger-Wolfspfotenträgerin, die sicher auch prima Fantakuchen backt und ständig ihre halblangen Haare hinter die Ohren klemmt. Trulla hat bestimmt auch eine blinkende Rentierkappe auf, wenn sie mal ganz crazy auf dem Weihnachtsmarkt mit Freundinnen oder Kolleginnen von der Bausparkasse einen "drauf macht".

Sie entnimmt fünf Packungen fertige Frikadellen aus dem Kühlregal und bringt sie zum Einkaufswagen, wo der GöGa sie mit den Worten: "Was? So viel?" begrüßt. Sie legt die Ware in den Wagen, schaut ihn vorwurfsvoll an und antwortet entrüstet: "Michael! Es kommen 60 Personen. Soll ich da etwa nur eine Schale hinstellen?" 

Meine Antwort wäre gewesen: "Wenn man gerne knorpelige Fleischimitate serviert, die in etwa die Konsistenz eines Flummis und den Geschmack von gepresstem Sägemehl haben, vielleicht. Menschen, die ihren Gästen ein Mindestmaß an Wertschätzung entgegenbringen, machen ihre Fikadellen selbst".
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Flashback:



Heute vor zwei Jahren: Stuffed Baked Potatoes 

2 Kommentare:

  1. Muuharhar- ich seh sie vor mir! Die sass doch letzte Woche noch beim Elternabend neben mir...
    Ok, Frikis macht man selber oder lässt sie machen. Von der Metzgersfrau. Stinkt auch nicht so..*pfeif*

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