Gestern war bei uns in NRW der letzte Schultag und so langsam kehrt auch bei mir wieder Ruhe ein, nachdem die letzte Zeit - eigentlich schon seit Anfang 2024 - sehr turbulent war. Da darf man sich ruhig einmal selbst belohnen und das geht bei mir immer am besten mit gutem Essen.ich meine jetzt "gut" im Sinne von schmackhaft und nicht zwingend etwas, das mit weißen Handschuhen unter einer Glocke serviert und mit goldenem Besteck gegessen wird. Gestern gab es Steak (sous-vide vorgegart und auch auf der Plancha über heißen Kohlen angeknuspert) und als ich das Fleisch dafür holte, sah ich in der Auslage ein "Tomahawk" vom Schwein. Das konnte ich da natürlich nicht einfach so rumliegen lassen. Heute wurde es dann seiner finalen Bestimmung zugeführt und lecker gegrillt.
Hier ist der Kawenzmann mit stolzen 550 Gramm. Wie man sieht, handelt es sich um ein Kotelett aus dem Rippenstück,bei dem der Knochen blank gelegt wird. Dadurch sieht es wie das Kriegsbeil der nordamerikanischen Ureinwohner aus. Man kauft dieses Stück in erster Linie, weil es cool aussieht, denn wirtschaftlich gesehen, ergibt es überhaupt keinen Sinn. Würde man den überstehenden Knochen einfach absägen, wäre das Stück wesentlich leichter und man bekäme dieselbe Menge Fleisch für deutlich weniger Geld. Das ist in etwa sowie Front- und Heckspoiler an einem Kleinwagen- kostet Aufpreis,hat aber keine Funktion. Da ich aber auch immer finde, dass das Auge mitisst, nehme ich diese Tatsache bewusst in Kauf.ich bin schon über 18 und weiß, was ich tue. Manchmal.
Ich setzte eine einfache Marinade an:
- 2 Thymianzweige
- 6 Blatt Salbei
- 2 Knoblauchzehen
- rote Peperoni
- 1 TL Dijon-Senf
- Salz
- Pfeffer
- Olivenöl
Wer frische, unbehandelte Zitronen zur Hand hat, kann gerne auch noch etwas Abrieb der Schale hinzufügen.
Auf der heißen Platte anbraten, zusätzliches Fett brauchen wir nicht. Wie man sieht, habe ich noch ein "normales" Stielkotelett auf dieselbe Art zum Vergleich mariniert.
Zwei Minuten pro Seite und auch die Fettkante nicht vergessen.
Das Tomahawk wird jetzt in Butcher Paper - gibt es dafür ein deutsches Wort? - eingewickelt und darf noch mal fünf weitere Minuten bei einmaligem Wenden weitergaren. Anders als Backpapier, das ja beschichtet ist, kann hier Feuchtigkeit entweichen und das Fleisch brät im eigenen Fett weiter, statt in Saft zu schmoren (wie zum Beispiel beim En Papillote-Garen.
Dann hätten wir noch die restlichen Steaks von gestern zu Rinderstreifen nach Teriyaki-Art mariniert. Die bekommen auf der Plancha eine tolle Farbe.
Auch die Lammkoteletts sind ratzfatz fertig und sehen gut aus.
Das Tomahawk in seiner ganzen Pracht. Könnte man noch ein wenig mehr rosa braten, aber das war auch so unglaublich zart und saftig. Man sollte nur beachten, das Fleisch vor dem Anschneiden ein paar Minütchen ruhen zu lassen. Muss man das unbedingt als Tomahawk haben? Nein. Hat es denn geschmeckt? Zu 100%. Leider bekommt man hierzulande meist nur magere und dünne Koteletts. Angeblich wollen die Kunden das so. Ich persönlich finde es schon schade, dass grundsätzlich fast immer die Schwarte entfernt wird, aber dass man mittlerweile auch schon bei Rohschinken den Fettrand oft komplett wegschneidet, ist mir unverständlich. Aber das ist ein anderes Thema.
____
Flashback:Gestern vor vier Jahren: Chicago Maxwell Street Polish - Jim's Original
Schönes Kotelett. ;-) Ich fühle mich erinnert an ein ähnlich aussehendes Stückfleisch, nur ohne Stiel, dass ich selber mal bereitete. Praktisch ein Tomahawk-Blatt. Wenn ich tief in meinem Blog grabe, finde ich es vielleicht. ... zeitvergeht ... Ich habe mal gesucht: https://herdnerd.de/2018/10/31/bester-rohstoff/ Eigentlich schon zu lange her, ich muss mal wieder auf die Suche gehen ...
AntwortenLöschenHier noch eins: https://herdnerd.de/2023/05/29/fleisch-und-fisch-in-wirklich-gut/
LöschenSo richtig gute Koteletts vom richtigen Fleischer sind schon was feines.
Schönes Teil.
LöschenIch muss tatsächlich mehr bei dir stöbern.
LöschenWas ich jetzt ehrlichgesagt nicht so ganz kapiere ist, wieso man sich so ein - möglicherweise ja feines -
AntwortenLöschenAngeberschnitzel kauft und das dannn anschließend mariniert ? Wenn schon, denn schon Fleisch pur und gut.
Wenn Du so ein "Angeberschnitzel" schon mindestens einmal hattest, oder zweimal, oder dreimal. Dann steht der Sinn nach Varianten und Verbesserungen. Wenn man Pech hat, wird es eine Verschlimmbesserung. Aber das oben sieht wie eine schöne Ergänzung aus. Du tackerst Dir ja auch keinen Klumpen Gold an den Ringfinger, sondern lässt lieber einen Ring daraus fertigen. Vielleicht mit ein par Steinchen. ;-)
LöschenLieber nicht stöbern. Dann muss ich mich ja doch ein wenig anstrengen. Im Moment lebe ich von der aktiveren Substanz früherer Zeiten. ;-)
AntwortenLöschenQuatsch. Ich bin immer bereit, von anderen etwas zu lerne.
Löschen