Seitdem die Sous-Chefin vor sechszehneinhalb Jahren bei uns eingezogen ist, hat bei uns an den Weihnachtstagen dasselbe Ritual stattgefunden. An Heiligabend versammelte sich die Familie in unserem Heim, dann ging es abwechselnd je einen Tag zu meinen Eltern und Schwiegereltern. Das war fast schon eine kleine Tournee und es blieb kaum Zeit für Ruhe und Besinnlichkeit. Dieses Jahr sollte es anders sein. Das Heiligabendessen fand zwar immer noch bei uns statt - und das finde ich auch gut so, weil ich ja gerne koche - aber für den ersten Feiertag beschlossen wir alle gemeinsam essen zu gehen, um dann am zweiten ein wenig Luft zu haben. Nach der fantastischen Erfahrung im Schaumburger Ritter vor einiger Zeit, hatten wir auch gleich vorausschauend einen Tisch für heute (nun auch schon wieder gestern) gebucht und uns seitdem auf dieses Ereignis gefreut. Eins vorweg: wir wurden nicht enttäuscht.
Feudalspeisen im Rittersaal.
Hier das Weihnachtsmenü. Dazu muss man sagen, dass die Küche auch trotz Weihnachtsfest und vorgegebenen Speisen sehr flexibel ist, dazu aber später mehr. Hier nur soviel: die Gattin und die Sous-Chefin hatten das 4-Gänge Menü (Vorspeisenteller, Sippe, Hauptgang und Dessert), ich hingegen wählte die "volle Gönnung", wie die Kids heutzutage speaken. Alles oder nichts - das war schon immer meine Devise.
Hat man Platz genommen, fragt das aufmerksame Personal umgehend Getränkewünsche ab und bringt als kleine Snack ofenwarmes mit selbstgemachtem Gänseschmalz. Für Vegetarier wird das Brot mit einem Rucola-Pesto gereicht.
Dann kommt ein kleines Amuse Gueule - der in guten Häusern obligatorische Gruß aus der Küche. Hier haben wir geräucherte Entenbrust auf Schwarzwurzelcreme mit Kürbis-Chutney.
Das geht auf Wunsch auch spontan vegetarisch mit etwas marinierter Möhre.
Der Vorspeisenteller. Törtchen vom Rehfilet (oben links), darunter der getrüffelte Kalbsrücken, dann die Lachsroulade. In der Mitte dann oben die Geflügelleberpraline, dann etwas Gemüse mit einer Scheibe kräftigem Schinken und etwas mehr vom Kalbsrücken. Rechts dann Büsumer Krabben, ein wenig Salat und der gebeizte Kabeljau. Alles sehr lecker. Leber ist für mich Gichtgründen zwar immer so eine Sache, aber das war die Sache wert und außerdem gibt es ja auch Diclos.
Als Suppe hatten wir die Geflügelkraftbrühe mit Gemüse und Pilzen. Darin badet, hier nur schemenhaft zu erahnen, ein Raviolo, der mit einer Masse gefüllt war, die auf jeden Fall Marzipan enthielt. Die Kombination aus kräftiger Brühe und der süßlichen Füllung der Teigtasche war phänomenal.
Hier zeigt sich nun die Klasse der Küche. Meine Schwester ist Vegetarierin, mag aber nicht so gerne Rote Bete, die als vegetarische Suppe im Menü zu finden war. Kein Problem, man konnte ihr stattdessen eine Kürbiscremesuppe anbieten. Ich vermute mal, die Grundlage hierzu war das Kürbispüree, das später auch noch im Risotto auftauchen wird. Ich durfte die Suppe probieren und fand sie Klasse. Nicht zu dünn, aber auch keine Pampe. Das Ganze fruchtig leicht abgeschmeckt und erfrischender Weise mal nicht mit Ingwer und Currypasten krampfhaft auf fusion getrimmt.
Für mich ist es ein klarer Pluspunkt, wenn man trotz vollem Haus, Weihnachtsstress und fertigen Menüvorgaben so flexibel reagiert und ganz entspannt auf individuelle Wünsche eingeht und Alternativangebote in petto hat, ohne das Gebot der Frische über Bord zu werfen.
Für mich ist es ein klarer Pluspunkt, wenn man trotz vollem Haus, Weihnachtsstress und fertigen Menüvorgaben so flexibel reagiert und ganz entspannt auf individuelle Wünsche eingeht und Alternativangebote in petto hat, ohne das Gebot der Frische über Bord zu werfen.
Mein Zwischengang: Rotbarbe auf Erbspüree und Gewürztomaten. Gut, das war jetzt nur eine Tomate, aber worüber soll ich denn sonst meckern?
Ich meine, schaut euch das an. Krosse Haut und der Fisch selbst so wunderbar zart und glasig - so kochen nur Leute, die wissen, was sie tun.
Auch das hätte meine Wahl sein können: Hirschrücken mit Wirsingpraline, Schwarzwurzeln und Maronen-Kartoffelpüree im Baumkuchenmantel. Die Sous-Chefin weiß was gut ist und hat auch hier die perfekte Menü gewählt. Zartes, aromatisches Fleisch ... aber was rede ich da so lange? Ihr seht das Bild ja. Und das Gericht schmeckt jedes Bisschen so gut, wie es aussieht und braucht mein Blahblahblah eigentlich nicht.
Ich habe mich letztlich für den knusprigen Gänsebraten mit Beifußjus, Rotkohl, Maronen, Bratapfel und Kartoffelknödel entschieden. Optisch eher old school im Vergleich zu den anderen Tellern, aber das ist ja nicht immer etwas Schlimmes und Gans gehört nun mal zu Weihnachten. Das Vogel war natürlich schön zart mit knuspriger Haut und die Sauce lecker. Hervorzuheben wäre auch der Rotkohl, der für mich die perfekte Balance zwischen Säure und Süße hatte und nicht zu nelkig schmeckte - das mag ich gar nicht. Einzig der Kartoffelknödel war etwas "belanglos" und hätte ein wenig mehr Eigengeschmack verdient. Als Saucenträger aber vielleicht auch gut so.
Nachtisch: Walnuss-Krokant-Parfait, Törtchen von Quitten und weißer Kaffee auf Ananas-Carpaccio. Fruchtig, lecker, gut.
Mein Dessert. obwohl ich ja bekannterweise kein "Süß-Esser" bin: Weihnachtsnussecken mit Lebkuchenmousse, Granatapfeleis und Orangengelee. Ein guter Abschluss. Und wenn noch gilt, was bei "Mein Lokal - Dein Lokal" -. bei dem der Schaumburger Ritter Platz 1 belegte - in diesem Frühjahr gesagt wurde, machen sie das Eis auch selbst.
Was bleibt abschließend zu sagen? Leckeres Essen mit dem gewissen Etwas, aber ohne viel Schickimicki. Sicherlich schon eine Küche mit dem Anspruch, gehoben zu sein, wenn auch nicht abgehoben. Dafür bekommt man zwar keine Sterne, aber das ist sicher auch nicht das primäre Ziel des Unternehmens. Ich als Gast fühle mich hier rundum wohl, weiß und merke, dass sehr viel Wert auf Frische und Regionalität gelegt wird, bekomme hübsche Teller vorgesetzt mit Essen, dass wirklich stimmig ist, handwerklich hervorragend zubereitet wurde und vor allem schmeckt. Und das serviert von einem unglaublich nettem und aufmerksamen Servicepersonal, das sich trotz Weihnachtstress und vollem Haus nicht aus der Ruhe bringen lässt. Wie gesagt, ich bekomme hier nichts für, es ist meine volle Überzeugung, wenn ich sage: Schaumburger Ritter - gerne wieder!
Was bleibt abschließend zu sagen? Leckeres Essen mit dem gewissen Etwas, aber ohne viel Schickimicki. Sicherlich schon eine Küche mit dem Anspruch, gehoben zu sein, wenn auch nicht abgehoben. Dafür bekommt man zwar keine Sterne, aber das ist sicher auch nicht das primäre Ziel des Unternehmens. Ich als Gast fühle mich hier rundum wohl, weiß und merke, dass sehr viel Wert auf Frische und Regionalität gelegt wird, bekomme hübsche Teller vorgesetzt mit Essen, dass wirklich stimmig ist, handwerklich hervorragend zubereitet wurde und vor allem schmeckt. Und das serviert von einem unglaublich nettem und aufmerksamen Servicepersonal, das sich trotz Weihnachtstress und vollem Haus nicht aus der Ruhe bringen lässt. Wie gesagt, ich bekomme hier nichts für, es ist meine volle Überzeugung, wenn ich sage: Schaumburger Ritter - gerne wieder!
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Flashback:
Gestern vor einem Jahr: Echter holländischer Matjes nach Hausfrauenart
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