Donnerstag, 28. September 2017

Home again ...


Dobryj den! Nach sieben Tagen Schulaustausch in der West-Ukraine (Luzk), bin ich nun wieder in den eigenen vier Wänden. Genau wie die Schüler war auch das Lehrpersonal privat untergebracht und näher am Puls des Geschehens kann man nicht sein. Vorweg - und auch um diesen Eintrag auf einem Food Blog zu rechtfertigen: heute gab es Hühnersuppe, da wir alle erkältungstechnisch etwas kränkeln und Suppe nie schadet.

Aber zurück zu den letzten sieben Tagen. Ich sitze hier, habe die Fotos ein wenig sortiert und versuche noch immer, alle Erlebnisse im Kopf zu ordnen. Ich habe ein Land mit Menschen und einer Kultur kennengelernt, die einerseits fremd ist, aber auch im Fremdsein ähnlich oder aber in der Ähnlichkeit Unterschiede aufweist. Das muss ich dialektisch noch fassen. Beispiel gefällig? Kohlrouladen sind bei uns beliebt, genauso wie dort. Der Unterschied in dieser Gemeinsamkeit liegt darin, dass wir sie eher weniger zum Frühstück essen würden.

Grundsätzlich ist man in den Städten scheinbar sehr europäisch orientiert und die Unterschiede zwischen hier und dort verwischen. Dann gibt es aber auch wieder Dinge, die so anders sind, dass man glaubt, eine Zeitreise unternommen zu haben. Eine Fahrt über die Dörfer, wo einem zum Beispiel plötzlich 
Pferdefuhrwerke entgegenkommen, veranschaulicht dies gut.

Eins steht fest, wir hatten wunderbare Gastgeber, die sich beide Beine für uns ausgerissen haben und es sind echte Freundschaften entstanden. Gut, einige kennt man schon aus früheren Jahren, aber auch neue Kolleginnen und Kollegen waren bald Teil der großen Familie.   


Das Einkaufszentrum in Luzk. Fünf Stockwerke und innen auch nicht groß anders, als vergleichbare Einrichtungen in Hamburg, Hannover oder Herne.


Luzk.


Unverzichtbar: eine Fahrt in den Nationalpark Schazk mit dem wunderschöner Switjas-See. Leider war das Wetter nicht so toll, aber im Sommer ist das bestimmt der Hammer hier. "Bomba raketa!" wie mein Gastvater sagen würde. Was dies bedeuten soll, kann man sich wohl denken.

An dem See trafen sich übrigens Schülerinnen und und Schüler sowie Lehrkräfte 
aus Polen, Weißrussland, der Ukraine und Deutschland. Spätestens am Discoabend gab es keine Unterschiede mehr und alle feierten gemeinsam. Wäre es nicht schön, wenn da noch ganz viele andere Nationen dazukämen und die Welt wirklich zusammenrücken würde? Die Brücken sind gebaut, jetzt müssen wir sie nur stützen und vor allem benutzen.


Und dann Kiew. Ich muss lange überlegen, wann ich eine Stadt gesehen habe, die mich so in den Bann geschlagen hat, wie die ukrainische Hauptstadt. Hier würde ich gerne noch mal privat hin und mehr Zeit als nur zwei Stunden Sightseeing verbringen.

Die Wladimir-Kathedrale in Kiew. Innenaufnahmen sind verboten, aber das überbordende Meer an Blattgold und goldenen Ikonen im Inneren, also dieser typisch byzantinische Stil, wird durch moderne, realistische, vom Stil her fast weltlich anmutende Bilder vom Jüngsten Gericht (der Gefallene Engel direkt über dem Portal) und andere Malereiern gebrochen, so dass nie wirklich das Gefühl von Kitsch aufkommt. 


Sophienkathedrale.



Auf dem Majdan.


Nochmal der Majdan.


Auf dem Rückflug: immer wieder überwältigend und vor allem erscheinen die Kleinigkeiten und Streitereien da unten so engstirnig. Das hat Reinhard Mey schon gesungen, aber haben wir es nicht eigentlich schon immer alle gewusst? Ich will ja nicht noch in Pathos abgleiten, aber Zukunft muss gemeinsam gestaltet werden und nicht gegeneinander. Lasst uns unser Land und unsere Welt nicht von Kleingeistern egal welcher Couleur zerstören.
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Flashback:


Heute vor einem Jahr: Oliven-Paprika-Käsecreme

4 Kommentare:

  1. Amen!
    Schön, dass du wieder da bist. Eine solche Bildungsreise sollten noch mehr Leute unternehmen, vielleicht wüchse dann der Horizont...
    Lieben Gruß!

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    1. Reisen bildet und wer woanders mit offenen Arme willkommen geheißen wird, heißt auch andere hier willkommen. Meinen Humanismus lasse ich mir jedenfalls von keinem nehmen.

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  2. Gestern habe ich mich noch gefragt was mit dir wohl ist. Und Kohlrouladen zum Frühstück sind genau mein Ding. Gute Besserung Dir und deiner Familie.

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    1. Danke der Nachfrage, aber trotz der Erkältung,die ich wohl auch hier bekommen hätte, geht es mir gut.

      Man muss fairerweise zugeben, dass die ukrainischen Holubzi oder Golubzy leichter als unsere Kohlrouladen sind, da nicht nur Fleisch, sondern auch Reis und, wie in diesem Fall, feine Möhrenstreifen mit in der Füllung waren. Sie sind auch kleiner und bekömmlicher.

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