Dienstag, 18. November 2025

Gondo Datshi - Ei mit Frischkäse aus Bhutan


Was wissen wir hierzulande eigentlich über Bhutan? Ich habe das Land das erste Mal bewusst auf der Expo2000 in Hannover kennengelernt, es dann aber wieder aus den Augen verloren. Nun bin ich auf der Suche nach für mich neuen Gerichten wieder über dieses Land gestolpert und bin fasziniert. Gelegen im Himalaya zwischen Indien und dem zur Zeit "autonomen chinesischen Gebiet Tibet". Das Staatsgebiet erhebt sich von 150 Meter über Normalnull bis auf satte 7500 Meter, wobei der meiste Teil eher in den höheren Regionen zu finden ist. Bhutan ist kein reiches Land, aber es verfolgt eine interessante Politik. Wirtschaftliches Wachstum wird nicht angestrebt und statt nach einem hohen Bruttosozialprodukt wird hier nach etwas gestrebt, das Bruttonationalglück heißt. Das Glück der Menschen, auch wenn das Leben einfach und sicher auch oft hart ist, steht nominell an höchster Stelle. Bhutan - in der Landessprache "Dzongklha" འབྲུག་ཡུལ (druk yul - Land des Donnerdrachens) ist zudem der einzige Staat der Welt, der mehr CO² der Luft entnimmt, als emittiert. König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck - Bhutan ist eine konstitutionelle Monarchie mit Parlamenten - fördert außerdem ambitionierte Klimaprojekte. Das klingt doch irgendwie sympathisch. Aber das hier ist kein Politikblock, also lasst uns über das Essen sprechen.


Währennd Gemüse wie Kartoffeln, Tomaten, Spinat oder besonders Chilischoten sehr hoch im Kurs stehen - Bhutan ist immerhin ein buddhistisches Land mit einigen Vegetariern - wird auch Fleisch (Rind, Yak, Schwein, Huhn) gerne gegessen. Die Winter sind kalt und in höheren Lagen ist die Vegetation natürlich auch eher spärlich, also müssen Lebensmittel auch haltbar gemacht werden. Deshalb ist Datshi (དར་ཚིལ) von besonderer Bedeutung. Dabei handelt es sich um eine Art Käse, der in vielen Gerichten Verwendung findet. So auch heute, denn wir machen Gondo Datshi - Eier mit Käse. So lecker, einfach und nahrhaft kann das Leben sein. 


Gondo Datshi ist normalerweise ein typisches Frühstücksgericht und ich würde einmal behaupten wollen, dass es hier bei uns auch in diesem Sinne funktioniert. Die Zutaten sind überschaubar und man muss kein Yak schlachten oder auf 7000 Meter aufstiegen, um einen Yeti zu melken oder obskure Flechten in tiefen Höhlen von den Wänden kratzen. Wir brauchen nämlich nur:
  • 100 g Butter
  • 4 Eier
  • 300 g körnigen Frischkäse
  • 3 - 4 Knoblauchzehen
  • 3 - 4 getrocknete rote Chili
  • Salz
Ja, ich weiß, hundert Gramm Butter klingt erst einmal viel, aber erstens ist das ein Geschmacksträger, zweitens braucht man in dieser Gegend die Kalorien und drittens habe ich originale Rezepte gesehen, in denen sogar ein Vielfaches an Fett verwendet wurde. Vertraut mir, alles wird gut. Es gilt also the more, the better. Wer möchte, kann das auch auf den Knoblauch beziehen.

Körniger Frischkäse kommt dem bhutanischen datshi nah. Erstaunlicherweise hat eine Recherche meinerseits ergeben, dass dieses Rezept von 2015 auch extrem ähnlich ist.


Eier aufschlagen und mit etwas Salz würzen, Chilischoten grob zerkleinern. Knoblauch abziehen und hacken. Im Original werden die Zehen ganz verwendet, aber ich bin ehrlich, ich kaue da nicht so gerne darauf herum.  


Butter in einer Pfanne oder Wok schmelzen lassen. Aufpassen, dass sie nicht braun wird. Den Knoblauch kann man schon mal dazugeben.


Ei angießen und unter Rühren stocken lassen, dabei dafür sorgen, dass es schön flockig wird.


Ist das Ei zu 90% gar, geben wir den Käse dazu und haben ihn unter das Ei. Chiliflocken hinzufügen.


Die Küche Bhutans ist eigentlich scharf. Dieses Gericht hingegen eher mild. Trotzdem habe ich noch mit den ein paar Chiliflocken nachgewürzt und den Salzgehalt justiert.  


Noch ein bis zwei Minütchen weiter garen. Wenn sich die Butter von Ei und Käse trennt und so wie hier kleine Seen bildet, ist das Gericht fertig. Das geht aber nur, wenn wir mit dem Fett nicht sparsam waren. Wenn doch, auch nicht schlimm, schmeckt trotzdem.


Das kann man jetzt mit Reis essen. In Bhutan wird gerne die Sorte Japonica (Oryza sativa subsp. japonica) genommen. Die kennt man hier als japanischen Sushireis. Er wird aber nicht ganz geschält und behält deshalb eine rötliche Farbe. Ich habe geröstetes Brot genommen, was auch hervorragend gepasst hat und unserer Idee von Frühstück doch etwas näher kommt. Gondo Datshi ist ein einfaches, bodenständiges Gericht, von dem man natürlich kein Geschmacksfeuerwerk erwarten darf, aber es ist lecker und sehr befriedigend. Comfort Food halt - und das trägt ja auch zum Glücklichsein bei und was will man mehr?
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Flashback:



Heute vor zwei Jahren: Gan Bian Niu Rou Si - Knusprig gebratene Rindfleischstreifen

9 Kommentare:

  1. Da du mit deinem Schlusswort der Einleitung den Schluss nahelegst, Kochen und Politik seien zweierlei
    Stiefel, muss ich sofort vehement widersprechen...
    Ich bin - im Gegenteil - sogar der festen Überzeugung, dass was wir essen und wie wir es essen eine eminent
    politische Angelegenheit ist.
    Zwar ist mir nicht bekannt, dass sich jemals irgendwo eine politische Partei mit einem Kochbuch anstatt eines
    verschwurbelten Parteiprogramms zu Wahl empfohlen hat, aber wenn man sich das mal so vorstellt, wäre das
    sicherlich eine sehr interssante und unfreiwiilige Entlarvung dessen, was man von den Burschen zu erwarten hat.

    Essen ist absolut elementar, weil wir es nun mal dringend brauchen und weil es der wohl wichtigste Anlass zu
    sozialem Beienandersein ist. Wenn sich da dann was ungut verschiebt, ist die Kacke am dampfen...
    Ein Beispiel: der fulminante Siegeszug von Coffe-to-go in Einwegbechern und Industriesandwichs minderster
    Qualität, hastig an der Bushaltestelle vollkommen genussfrei reingestopft und dann noch womöglich die Verpackung achtlos weggepfeffert sagt mehr über unsere Zeit und unsere Lebensgewohnheiten und - Umstände
    als jeder Kontoauszug oder Arbeitsvertrag. Für viele wird es wohl eine traurige und armselige sein....
    Und wenn man dann noch geschwind über Warenangebot, Marktinteressen der wichtigen Akteure ( meist von den
    Anlegern zur maximalen Rendite angetrieben ) , über ökologische Aspekte und Qualität usw. vor sich hin sinniert,
    kregt man selbstverständlich so wie ich gerade schon früh am Tag knurrige Laune...Aber macht nix, isso...

    Selbstverständlich kann ein Kochblog da nicht alles wild durcheinander mischen und auch kein Kochbuch ö.Ä.
    Wobei ich mittlerweile speziell mit so neuen hippen Kochbüchern arg auf Kriegsfuß stehe.
    Die taugen vielen Leuten als Distinktionsmerkmal um den Gästen mit Stolzgeblähter Brust die exakt nach
    Ottolenghi ( grad der da mit seinen komplett überfrachteten ständigen Mischimaschi..) Gerichte zum teuren
    Roten im Kristallglas zu kredenzen. Pfuideibel.
    Da ist mir die schon ältere Bewegung der Cucina Povera viel symphatischer, weil die Leute die sich da wieder
    drum gekümmert hatten, das wohl tatsächlich auch mit politisch gemeinter Abkehr von all dem unnötigen
    Überfluss usw.. verbunden haben. Und solche einfachen Gerichte können halt auch mal höchsten Genuss
    bieten.
    So wie dieser Gondo Datshi. Da ist alleine schon der Name von absoluter Ehrlichkeit und legt alles offen,
    worum es hierbei geht: es ist einfach ein zusammengedatschtes simples Gelumps das sicherlich super
    schmeckt und zufrieden macht.
    So fuck them, these goddamn blingbling fancy Eggs Benedict with shrimps and Beluga Caviar. Cheers.

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    1. Ich habe mich missverständlich ausgedrückt. Ich hätte schreiben sollen, dass dies kein Blog mit Schwerpunkt "geopolitische Analysen" ist. Natürlich sind alle Formen der menschlichen Interaktion im wahrsten Wortsinne politisch. Der Mensch ist even ein Zoon Politikon. Aber ich mag Ottolenghi und Eggs Benedict trotzdem.

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    2. Ei Lars; ich weiß doch genau wie du das eigentlich gemeint hast und war halt nur grade früh am Tag
      in meinem üblichen Plapperflow.
      Dass ich morgens sogar mich regerecht selber unkontroliert und ohne Pausen zulabere, weil ich
      mein förmlich übersprudelnes Hirn nicht in den Griff bekomme, beunruhigt mich mittlerweile manchmal sogar selber, aber wenn es mal wieder losgeht bin ich machtlos. Ist das schon beginnende Vertrottelung??
      Medizinisch spricht man da von Logorrhoe - ufz; schwer zu behandeln. So ein Mist aber auch..

      Nö. im Ernst - ich bin doch kein Wortklauber oder sowas da.
      Und Ottolenghi ist zweifellos ein Großer, aber manchmal halt überladen und nimmt der auch noch häufig diese blöden Granatapfelkerne, die ich auf den Tod nicht mag.
      Außerdem nervt mich langsam diese Omnipräsenz auf allen Kanälen. Ich gebe gerne zu, dass auch ich sein Jerusalem im Regal habe, aber irgendwie habe ich mich noch nie so recht aufgerafft etwas nachzukochen obwohl alles phantastisch ausschaut, und von Eggs Benedict habe ich eh keine Ahnung.
      Die waren mir nur so eingefallen.



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    3. IM usst dich nichjt erklären. Ich gönne Ottolenghi den Erfolg. Und wenn es mir zu viel wird, klicke ich weg.

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  2. Bei der Überschrift musste ich an ein Gericht aus meiner Jugend denken ... Und nun rate mal, wie ich da jetzt den Zusammenhang hinbekomme. ;-) Ich bin aufgewachsen in einer Zeit, als man in einer Mitropa-Bahnhofsgaststätte einfach so ein Tartar bekam (vermutlich eher unter dem Namen Schabefleisch): rohes, gewolftes Rindfleisch mit Salz, Pfeffer und Zwiebelwürfelchen und einem rohen Eigelb oben in der Mitte in einer kleinen Kuhle. Man stelle sich das heute vor: rohes Rindfleisch und rohes Ei in einem Durchgangsrestaurant im Bahnhofsumfeld.
    Aber darauf hinaus wollte ich gar nicht. In meiner Kindheit/Jugend gab es keinen Frischkäse, und demzufolge auch kein Ei damit. Aber es gab eine Art Quarkspeise (Ja, ich weiß: Quark ist ein Frischkäse, aber nicht jeder Frischkäse ist ein Quark), in die ein rohes Eigelb (deswegen die vorherige Geschichte) und etwas Zucker eingerührt wurden. Irgendwie ist einem aber eine gewisse Angst vor rohen Eiern eingeimpft worden, dass man sowas heute gar nicht mehr isst. Damals fand ich's lecker. Quark mit Ei.

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    1. Ich liebe solche wilden Zusammenhänge. Ja, früher war einiges üblich, das heute als unddenkbar gilt. Manchmal ist es schade, oft aber auch besser so.

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  3. Und früher hieß es auch lakonisch aber wahr " Dreck macht Speck ! "
    Alle seriösen und aufrechten Immunologen oder Dermatologen werden das bestätigen,
    aber die stehen mittlerweile angesichts der vielen Helikopters mit dem Rücken gegen die Wand.
    " Kreisch ! Mein Kind isst doch keinen Dreck !!!!! "
    Da denkt sich dann der arme Doktor nur noch heimlich bei sich ...
    ( Ei freilich, Verehrteste - und zwar so wie sie aussehen vom Frühstück bis zum Abendessen ; jeden einzelnenTag...)

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    1. Sehr fein beobachtet. Bei uns hieß es "Sand reinigt den Magen!"

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  4. kicher, was für ein Sonntagsplausch..

    # logorhoisches Hirn zum Frühstück..
    kommt mir sehr vertraut vor..

    # Dreck vom Frühstück zum Abend
    das war mein Lacher heute.. danke dafür

    # Quark mit rohem Ei und Zucker: sehr lecker.
    ich esse das heute noch, frisch gerührt, sehr gern.
    ist ja jeder selber schuld, wenn er/sie nicht mehr weiss,
    wie man Quark mir Ei verrührt.

    # ich reagiere hier eigentlich auf Kochbuch statt Parteibuch, der war gut, Peter..
    Söder: Weisswurst-verblödet. Medien-bestätigt in Bild und Schrift.
    Merz: keine Ahnung, Haxn mit ökologischer Deko-Zwiebel?
    Das Internet erzählt: Pasta al dente. Nun passt zum einfallslosen Tyoen.
    Klingbeil: Hasenfutter mit viel Sojasteaks?
    Im Netz kein Hinweis, nur Mitleid-Gejaule.

    Was fällt euch ein?
    Ich seh sehr wohl eine Verbindung Essen und Politik ..
    Anna-Lena B.: Polarmeerlachs mit Ökobrötchen?
    Internet ist zu unübersichtlich.. die plappert zu viel...


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