Wenn du ein Lieblingsrestaurant hast, dort ein paar mal gegessen hast, immer begeisterst warst und dann eines Tages da hingehst und siehst, dass alles anders aussieht, bist du erst einmal geschockt, dann traurig und erwartest nichts Gutes. Wir haben zum Beispiel letztes Jahr eine großartige Pizzeria in Hannover-Linden gefunden. Keine Internetpräsenz, nicht mal ein Name am Gebäude, dafür aber gute, handgemachte Pizza. Man konnte dem Pizzaiolo sogar bei der Arbeit zusehen. Der Chef, ein Italiener mit leichtem Rockabilly-Einschlag, war ein absolutes Unikum. Wir sitzen am Tisch und haben gerade bestellt, da kommt er zu uns und sagt: "Der Pizzabäcker hat eine Pizza zu viel gebacken. Hier, schenke ich euch, da könnt ihr schon mal Pizza essen, bevor ihr Pizza esst". Später will ich bezahlen - wir waren zu fünft - und folgender Dialog entspann sich:
"Ich würde gerne zahlen."
"Getrennt oder zusammen?"
""Zusammen, bitte."
"Okay. Das sind dann 65 Euro."
"Mach 70."
"Ach komm, gib mir 60. Heute bekommst du von mir Trinkgeld."
Wie geil ist das denn bitteschön?
Wie geil ist das denn bitteschön?
Dann bietet er mir einen Limoncelli "aufs Haus" an ("Ist wie Nachtisch"). Kurz darauf kommt er mit vier weiteren Limoncelli an unseren den Tisch und sagt: "Ihr seid ja fünf Leute, da kriegt natürlich jeder einen." Ich erwidere: "Nett, aber meine Tochter trinkt keinen Alkohol". (Ich weiß auch nicht, was da in Erziehung falsch gelaufen ist.) Verdutztes Schweigen, Stirnrunzeln, schließlich setzt er sich zu uns mit den Worten: "Ja, dann ... dann muss ich den wohl selber trinken." Auf die Frage, wo der Pizzaiolo herkommt, ist die Antwort: "Puglia. Er ist verrückt nach Pizza. Ich sage ihm, du brauchst eine Frau. Er sagt, was soll ich mit einer Frau, wenn ich Pizza habe?"
Oben eine Pizza mit Salami und Peperoni, die wir letztes Jahr dort gegessen haben. Wir waren seitdem noch ein paar Mal dort und es war immer gut. Neulich wollten wir dort wieder essen, aber alles sah anders aus. Der Laden hießt jetzt Napoli 47 (wegen der Hausnummer auf der Limmerstraße) und er hat offensichtlich einen neuen Betreiber. Oder ist es derselbe, nur unter anderer Firmierung? Man weiß es nicht, denn es bestehen trotz Veränderung Ähnlichkeiten. Wir haben es jetzt allerdings mit einer Pizzaiola zu tun.
Oben eine Pizza mit Salami und Peperoni, die wir letztes Jahr dort gegessen haben. Wir waren seitdem noch ein paar Mal dort und es war immer gut. Neulich wollten wir dort wieder essen, aber alles sah anders aus. Der Laden hießt jetzt Napoli 47 (wegen der Hausnummer auf der Limmerstraße) und er hat offensichtlich einen neuen Betreiber. Oder ist es derselbe, nur unter anderer Firmierung? Man weiß es nicht, denn es bestehen trotz Veränderung Ähnlichkeiten. Wir haben es jetzt allerdings mit einer Pizzaiola zu tun.
Margherita. Lecker und für mich perfekt gebacken. Diese Pizza kam übrigens zuletzt. Die Pizzaiola sagte, sie wäre mit dem ersten Versuch nicht zufrieden und würde eine neue Pizza backen. Nur drei Minuten später war diese auf dem Tisch - das ist für mich ein Zeichen von hohem Selbstanspruch und funktionierender Qualitätskontrolle.
Pizza mit Gorgonzola.

Pizza Salame Napoli.
So soll es aussehen. Dünner, nichts keksiger Boden, fluffiger Rand und guter, echter Mozzarella. Ich vermute, dass im Teig etwas Semolina (feiner Hartweizengrieß) verbacken wurde. Die Pizza ist, auch wenn sie groß ist, nicht schwer. Man wird satt, fühlt sich aber nicht, als ob man eine vier Kilogramm schweren Klumpen Analogkäse im Magen hätte. Die Frau weiß definitiv, was sie da tut. Es muss nur noch am Ambiente gearbeitet werden. Ich weiß ja nicht, wann der Wechsel stattfand (und ob es überhaupt ein Wechsel und kein "Relaunch" ist), aber der Gastraum im alten Laden war urgemütlich, mit vielen Fotos italienischer/italo-amerikanischer Schauspieler und Filmszenen an den Wänden. Die sind nun nackt (also die Wände, nicht die Schauspieler) und der Raum strahlt so wenig Atmosphäre aus. Aber vielleicht ist man in diesem Punkt einfach noch nicht so weit und die Deko kommt noch mit der Zeit. Momentan ist in diesem Bereich also noch Luft nach oben. Bei der Pizza hingegen spielt man in der Champions League ganz vorne mit. Es ist nach wie vor die beste Pizza, die ich jemals in einem Restaurant in Deutschland gegessen habe.
____
Flashback:Heute vor einem Jahr: Entenbrust auf Wokgemüse






Zu beneiden, so etwas würde man sich öfter wünschen zu erleben, leider sind Originale so ziemlich ausgestorben und die Pizzen sehen phatastisch aus!
AntwortenLöschenEs gibt sie noch, die Läden, wo nahe am Original Pizza zubereitet wird. Das schöne ist, dass es sogar Pizzalieferdienste gibt, die das machen. Allerdings ist die Reise im Pappkarton dann "tödlich" für die Qualität. Naja, und was wir zu Hause in unseren Standard-Öfen machen, ist keine Pizza, das ist (auf-)gebackener belegter Teigfladen. Für Pizza fehlen die Ausstattung und die Temperatur.
LöschenDa hilft nur eins: öfter mal hingehen und die Leute unterstützen statt Fertigpizza aus dem TK.
LöschenDirk - Ich habe ja meinen alten ooni 3 Pizzaofen, da geht das eigentlich sehr gut. Es gibt Möglichkeiten, aber wie gesagt, man muss gutes Handwerk nun mal unterstützen, wenn man es erhalten will.