Montag, 19. Oktober 2015

Knabberstangen


"Auf dieser Party bleib ich lange, 
hier gibt es wesfoods Knabberstange"

So ähnlich lautete der Slogan eines örtlichen Fleischers, der seine dünnen, harten Dauerwürste damit bewarb - honi soit qui mal y pense. Ich hatte heute auf jeden Fall etwas Salzgebäck nötig. Ich weiß nicht, was es ist, da ernährt man sich weitgehend frisch und gesund und trotzdem erwischt es einen immer wieder. Und je älter der alte Mann wird, desto mehr scheinen sich diese Beschwerden zu häufen. Heute Mittag packte mich Schüttelfrost und Grummeln im Gedärm, da ist Salzgebäck gerade richtig.

Hätte zumindest meine Großmutter selig (mütterlicherseits) behauptet. Aber die war auch in der Confesseriekette "Süßes Kaufhaus" - gibt es nicht mehr, darf man also ruhig nennen, ohne Werbung zu machen - Sekretärin und EDV-Dame des Chefs. EDV bedeutet "elektronische Datenverarbeitung" und das war lange bevor es PCs gab. Egal, Oma hatte zu Hause einen magischen Schrank voller Süßigkeiten, die sie immer wieder als Probe von Vertretern geschenkt bekam. Aber auch salziges war vertreten. Ein Paradies für Kinder und wahrscheinlich auch einer der Gründe, warum Herr Westerhausen als Kind stets mopselig war. Für Oma gab es kein Problem, dass nicht mit einer Tafel Schokolade, einer Packung Gummibärchen oder einer Tüte Chips zu beheben waren. 

Urlaubsfahrten waren auch immer lustig. Ein alter VW Variant Typ 3, ohne Gurte hinten und kein Radio. Von Oma gab es eine "Schnöckertüte" ("Aber erst auf der Autobahn!") und da war dann nach einiger Zeit nur noch ein einziger Klumpen aus geschmolzenem Weingumnmi und Schokolade drin. Vater bekam "Scho-Ka-Kola", damit er beim Fahren nicht einschlief. Natürlich wurde auch im Auto geraucht, Fenster durften aber nicht geöffnet werden ("Dann fliegt die Asche hier rum"). Und wenn einem dann schlecht wurde, drückte Oma uns Kindern ein Kölnisch-Wasser-Erfrischungstuch ins Gesicht. ("Ich versteh nicht, warum das Kind jetzt schon wieder brechen muss, ich halte nicht an, das versaut mir meinen Schnitt!"). Wir sind trotzdem groß geworden. 


Spaß mit Pizzateig und ein weitere Beweis, für seine universelle Existenzberechtigung. 7 Gramm schwere Portionen zu langen Würsten rollen. Ich bin, wie gesagt, nicht ganz auf dem Damm, also habe ich daraus auch keine Wissenschaft gemacht. 


Jetzt kann man dies Stangen kurz in Lauge - hatte ich noch von den Brezn - tauchen ...


.. und mit Salz bestreuen ...


oder einfach etwas Teig flach und lang ausrollen, ...


... aufdrehen ...


... mit Olivenöl einpinseln, leicht salzen und mit Kräutern oder Sesam bestreuen. Im Backofen knusprig ausbacken. 


Die Familie hatt gestern Pilze gesammelt, hauptsächlich Braunkappen (Maronenröhrlinge), Ziegenlippen und Rotfußröhrlinge. Nach dem Putzen immerhin noch gut 600 Gramm verwertbare Pilzteile. Die waren noch sehr feucht, also habe ich sie über Nacht auf einem mit Küchenpapier belegtem Grillrost antrocknen lassen. 


Wichtig beim Pilze braten ist Hitze. Höllische Hitze, besonders bei Pilzen aus dem Wald. Die Waldbewohner sollen schön rösten, um Geschmack zu entwickeln. Dazu muss das Wasser, dass sie meist reichlich enthalten, verdampfen, bevor es in die Pfanne austritt und die ganze Sache dünstet, anstatt zu braten. Ich habe hier meine schmiedeeiserne Pfanne gut zehn Minuten verkehrt herum über der Gasflamme erhitzt, um genug Hitze auf der Bratfläche zu erzeugen. 


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Flashback:


Heute vor einem Jahr: Gebackenes Meerschwein

2 Kommentare:

  1. SIEBEN gramm nehmen und KEINE wissenschaft? haha.. es gibt bestimmt auch noch eine formel für die richtung, in die der teig gerollt wurde. westi, nicht immer solche geschichten erzählen, du alter pedant.

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