Sonntag, 7. Oktober 2018

Kartoffelklöße nach Thüringer Art (halb und halb)


Immer nur von Österreichern ausgelacht zu werden, wird auf die Dauer langweilig, also richtet sich mein Augenmerk nun vom Ösi- zum Ossiland. Auch dort ist das Potential groß, sich den Unmut der Bevölkerung durch die Entweihung regionaler Köstlichkeiten zuzuziehen. Denn wie immer gilt: ich habe keinen blassen Schimmer was ich da tue, das hält mich aber nicht davon ab. Kartoffelklöße aus gekochten Kartoffeln hatten wir hier schon. Heute wollte ich mal diese Thüringer Variante probieren, wo man zusätzlich noch rohe Kartoffeln an den Kloßteig gibt. Das Ganze hat dann mehr Biss und sieht auch interessanter, weil nicht so langweilig glatt aus.


Die Sous-Chefin liebt Rouladen mit Rotkohl und auch wenn einige jetzt meckern, es wäre noch nicht die Jahreszeit für dieses Kraut, komme ich dem Wunsch meines Kindes gerne nach. Auch die Gattin ist da sofort an Bord. Ich esse Rotkohl wann ich will. Immerhin bekomme ich den das ganze Jahr über frisch und das bei gleichbleibender Qualität. Da ist der Fall deutlich anders gelagert, als bei Spargel oder Erdbeeren, die für mich einen deutlich saisonaleren Charakter haben. Wer sich über Rotkohl im September oder Oktober aufregt, darf auch nicht das ganze Jahr über Bananen essen.


Für Kartoffelklöße braucht man, wer hätte es gedacht, Kartoffeln. Ich nehme mehlige. Wem jetzt spontan entfallen sein sollte, wie diese ursprünglich aus Amerika stammende Knolle aussieht, mag obiges Bild hilfreich finden. Wir brauchen, wie gesagt rohe und gekochte Kartoffeln. Das Mengenverhältnis beider Arten schwankt von Rezept zu Rezept. Einige verlangen drei Teile rohe Kartoffeln auf zwei Teile gekochte. Andere machen es genau umgekehrt und der Rest nimmt das "halb und halb" wörtlich. Ich habe hier mit 500 Gramm rohen und 750 Gramm gekochten gute Ergebnisse erzielt. 


Während die eine Kartoffeln also geschält in Salzwasser gart, wird der andere Teil roh in eine sauberes Tuch gerieben. 


Dann wird die Flüssigkeit durch festes Drehen am Tuch möglichst komplett aus den Raspeln gedrückt und in einer Schale aufgefangen. Da kommt so ein bisschen Seewolf-Feeling auf. Die Älteren unter uns, wissen, was ich meine. Alternativ nimmt man die Kartoffelpresse, um den Saft herauszuquetschen.


Wenn man den jetzt stehen lässt, setzt sich am Boden der Schüssel bald die Kartoffelstärke ab. Die brauchen wir später für die Bindung.


Sind die ersten Kartoffeln weich gekocht, werden sie abgegossen und noch heiß durchgepresst oder fein gestampft.


Dann kommen die ausgedrückten Kartoffeln, ein Ei und die Stärke - ich habe hier noch 30 Gramm Kartoffelmehl extra dazugegeben - hinzu. Salzen und sofort mit bemehlten Händen zu schönen, kugelrunden Klößen ohne Risse formen. Es sollten so, je nach Größe, sechs bis acht Stück daraus werden. 

Besonders lecker werden die Dinger, wenn man sie noch mit gerösteten Brotwürfeln füllt. Hatte ich aber leider nichts mehr für da.


Das Wasser für die Klöße wird gut gesalzen und muss leicht simmern, auf keinen Fall sprudelnd kochen, da uns unsere Schätzchen sonst zerfallen.


Nach einiger Zeit steigen sie nach oben und beginnen zu "tanzen", dass heißt, sie drehen sich an der Oberfläche ganz sanft von selbst. Nach etwas 12 bis 15 Minuten sollten sie gut sein. Wenn irgendwo eine Kartoffelraspel hervorsteht, kann man sie ganz vorsichtig herauszupfen und den Garzustand testen.


Hier die Rouladen im Schmorsud.



Und die Klöße.


Der fertige Teller. Kloß mit Soß', Roulade vom Rind und Rotkohl mit Apfel aus dem eigenen Garten. Ganz ehrlich - das könnte ich auch im Juni am Pool essen. 
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Flashback:



Heute vor zwei Jahren: Spritz

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