Mittwoch, 25. September 2019

Obatzter (Ogmachter Kas)


Es gibt so Rezepte, da weiß man als Blogger, dass man eigentlich nur verlieren kann. Besonders wenn es um regionale Spezialitäten geht, sitzt man schneller in den Nesseln, als die Weißwurst im kochenden Wasser platzt. Ich mache heute nämlich eine "Obatzten", also einen "Angebatzten" oder "Vermengten", das ist eine bayrische Käsecreme auf Camembert-Basis. Ich gebe zu, von deutscher Regionalküche weniger Ahnung zu haben, als von chinesischer, thailändischer oder indischer. Wenn ich als Niedersachse also in bayrischen Gefilden wildere, weiß ich genau, welche Reaktionen mir in den sozialen Netzwerken entgegenschlagen wird.  "Das ist der falsche Käse", "der ist ist nicht weich genug", " da fehlt Kümmel", "Obatzter darf nur aus Bayern kommen", "der ist in falsche Richtung gerührt" oder "In Monaten mit 'p' darf das Donnerstags nur von 10:35 - 10:54 Uhr gemacht werden, es sei denn man heißt Xaver oder ein schwarzer Hahn kräht drei Mal eine reudige Katze an" ...


Aber eins stimmt. "Obazter" (oder auch: Obazda) ist seit 2005 eine geschützte Herkunfstbezeichnung, die nur auf Produkte angewandt werden darf, die in Bayern hergestellt werden. Alles andere nennt sich dann "Ogmachter Kas" (angemachter Käse) oder, wie in der schönen Schweiz (grüezi mitenand!) Gmanschter. Liptauer, Spundekäs, Schneegestöber oder Hessesche sind ähnliche Rezepturen, nur eben kein Obatzter, denn der Bayer denkt sich: "Mia san mia!".


Für ein Basisrezept nehmen ich:
  • 150 g Camembert
  • 40 g Frischkäse
  • 15 g Butter
  • 1 Schalotte
  • 2 TL Paprikapulver (edelsüß)
  • Salz
  • Pfeffer
Jetzt werden viele schreien: "Wo ist der Kümmel?" und andere werden einen Schuss Bier vermissen. Kann man alles machen, aber erstens brauche ich der Familie mit Kümmel nicht zu kommen und zweitens sieht die geschützte Produktspezifikation laut Bayrischer Landesanstalt für Landwirtschaft Kümmel und Bier nicht als verpflichtende, sondern nur als freigestellte Zutaten vor. 


Zwiebel pellen und fein hacken. SEHR fein. Mit den übrigen Zutaten vermengen (obatzen) und abschmecken - so einfach ist das.


Dazu passen natürlich selbstgebackene Brezn.


An diesem Punkt habe ich mir gedacht, wenn wir schon was bayrisches Kochen, kann ich auch gleich mal Weißwurst dazu machen. Mein Debüt. Ich musste jetzt fast 50 Jahre alt werden, um das zu probieren.


Ich möchte auch den süßen Senf auf 12 Uhr nicht übergehen. Wer den selber machen will, schaut mal hier. Mir ist Bayern zwar immer noch fremder als Sichuan, aber so eine Seppl-Platte kann man schon mal haben, jetzt, wo Oktoberfest ist. Demnächst vielleicht a Haxn?
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