Das hier ist mal so ein richtig herzhaftes Essen für echte Cowboys and Cowgirls oder solche, die es werden wollen. Dämmerung am Lagerfeuer mit Mundharmonika und Gitarre - meinetwegen auch Maultrommel und Banjo - die Grillen zirpen noch ein wenig im Steppengras, hier und da quakt ein Ochsenfrosch am Wasserloch, die Pferde schnauben vor sich hin, während in der Ferne ein einsamer Kojote den aufgehenden Mond anheult. Was fehlt noch? Natürlich eine Flasche Selbstgebrannter und auf dem Feuer ein Topf mit Bohnen und Fleisch. Kann es mehr Wildwestromantik geben? Vermutlich nicht, aber ihr müsst euch heute mit den Bohnen zufriedengeben und den Rest einfach dazudenken. Ich zeige euch hier nämlich einen Bohneneintopf, so wie man ihn auch in Texas machen würde.
Man könnte diesen Eintopf auch Chili con Carne nennen, aber ob da Bohnen hineinkommen ist höchst umstritten und vor allem bei Puritanern verpönt. In der texanischen und auch mexikanischen Küche ist die Wahl der richtigen Chili entscheidend. Besonders beliebt sind Chipotle (rechts im Bild). Das sind getrocknete und geräucherte Jalapeño. Die geben eine moderate, aber spürbare Schärfe ab und verliehen dem Gericht durch die Rauchigkeit zu dem gewissen Etwas. Dann habe ich hier noch die größeren Pasilla-Chili. Die sind eher mild, geben dem Eintopf aber einen vollen, fruchtigen Körper. Wenn man diese Sorten nicht bekommen kann, gehen auch andere getrocknete Chili, am besten mit etwas Räucherpaprika (zum Beispiel Pimentón de la Vera) gemischt.
Die Chili werden nach Wunsch entkernt und trocken angeröstet. Fenster auf, das kann Schleimhäute reizen. Die Menge bleibt euch überlassen, ich will es nicht übertreiben und nehme je eine Schote.
Chili etwas abkühlen lassen und mahlen.
Was brauchen wir insgesamt für vier bis sechs ausgehungerte Cowboys?
- 800 g Rinderhackfleisch
- 2 rote Zwiebeln
- 3 Knoblauchzehen
- 1 EL Tomatenmark
- 1 - 2 EL gemahlene Chili (siehe oben, vorsichtig anfangen, nachwürzen geht immer)
- 1 EL gemahlener Kreuzkümmel
- 1 EL Korianderpulver
- 1 EL Paprikapulver (edelsüß)
- 1/2 EL Cayennepfeffer
- 800 ml Rinderbrühe
- 400 ml gehackte Tomaten
- 500 g Bohnenkerne (Dose)
- 2 dicke Scheiben Bacon
- 1 EL Oregano
- brauner Zucker
- Salz
- Pfeffer
- Öl
Man kann natürlich auch getrocknete Bohnen nehmen, aber die haben, da getrocknet, mit frischer Küche auch nicht mehr zu tun, als die aus der Dose, machen aber deutlich mehr Arbeit. Sie müssen mindestens über Nacht in kaltem Wasser eingeweicht werden, das Wasser sollte zwischendurch einmal gewechselt werden. Dann lässt man sie zehn Minuten aufkochen, gießt sie aber und gibt sie in den Eintopf, wo sie dann stundenlang mitgekocht werden, bis sie weich sind. Warum so umständlich? Bohnen enthalten Phasin, einen giftigen Stoff, der ans Koch- und Einweichwasser abgegeben wird. Der Genuss kann zu Übelkeit und Magenschmerzen, bis hin - in Extremfällen - zur Lebensgefahr führen. Dosenbohnen sind da einfacher zu handhaben und das Ergebnis ist am Ende absolut gleich. Ich habe hier Kidney- und Tigerbohnen, Wachtel - und schwarze Bohnen wären mir lieber gewesen, aber man nimmt, was da ist.
Das Hackfleisch in Öl krümelig braten, ruhig schon mal salzen und pfeffern.
Gehackte Zwiebel hinzufügen und glasig werden lassen.
Gehackten Knoblauch und Tomatenmark mit anschwitzen.
Chilipulver, Kreuzkümmel und Koriander unterrühren.
Natürlich auch Paprika und Cayenne.
Mit der Hälfte der Brühe ablöschen und die Tomaten hinzufügen. Eingeweichte Bohnen hätten wir jetzt auch schon dazugegeben. Eine Stunde abgedeckt leicht köcheln lassen, dabei hin und wieder Brühe hinzufügen, wenn es nötig wird.
Nun dürfen auch unsere Dosenbohnen in den Topf. Wäre ich nicht schusselig, hätte ich den Bacon schon vorher dazugegeben. Eine weitere halbe Stunde leicht schmoren lassen. Aufpassen, dass nichts anbrennt.
Zehn Minuten vor Schluss den Oregano unterheben. Ich habe hier original mexikanisches Kraut, das geht ein wenig in Richtung Majoran, normales tut es aber auch. Abschmecken - eine Prise Zucker wirkt manchmal Wunder - und fertig.
Klar, aus einer Tonschüssel, am besten noch mit dem Holzlöffel gegessen, schmeckt das am besten, aber ich mag es auch als "Häppchen" mit etwas Crème Fraîche und Guacamole in ein Salatblatt gewickelt. Den Bacon, etwas zerrupft, können wir mitservieren.
Oder mit Salat in einem Tortillafladen - egal wie, das schmeckt einfach großartig. Wer einen Dutch Oven sein Eigen nennt, macht das natürlich da drin, dass ist dann noch eine Spur authentischer. Aber so oder so, ich brauche derart herzhaftes einfach hin und wieder mal. Und ihr auch, ich weiß es doch ...
____
Flashback:Heute vor drei Jahren: Steinpilze mit Tagliatelle
Ein Klassiker und in ner guten Version!
AntwortenLöschenDanke dir.
Löschen