Freitag, 17. September 2021

Born to be Wild Beer Can Chicken

Irgendwann wird wohl mal irgendein Naturbursche am Lagerfeuer gegessen, ein Hähnchen gegrillt und dazu Bier getrunken haben. Und wie er so da sitzt, vor sich hin kontempliert, mit Gott, der Welt und seinem Werk zufrieden ist, fällt sein Blick erst auf die runde Bierdose und dann auf die ebenso passend runde Öffnung im Flattermann und er denkt sich: „Hmm - datt passt“ und schwupps! steckt das blecherne Ding im Federvieh und das legendäre Beer Can Chicken erblickte das Licht der Welt. Normalerweise reichen die Bierdose und die beiden Schlegel für einen relativ kippfesten Stand - so wie eine Art Dreibein - aber um wie viel cooler ist denn bitteschön ein Huhn auf einem Chopper? Ich habe zwar keine Oma mehr, die im Hühnerstall Motorrad fahren könnte, dafür aber einen Gummiadler, der ganz Peter Fonda-like durch den Backofen cruised.


Ich habe hier ein prima Maishähnchen von etwa 1500 Gramm mit einwandfreiem polizeilichen Führungszeugnis und den allerbesten Referenzen.


Das reibe ich mit einem Rub ein. Dazu nehme ich die Kansas-Style Mischung, die ich für die Rippchen neulich gemischt habe. Hier noch mal das Rezept:
  • 3 EL Paprika edelsüß
  • 3 EL brauner Zucker
  • 1 EL Salz
  • 1 EL schwarzer Pfeffer (grob gemahlen)
  • 1 EL Knoblauchpulver
  • 1 EL Zwiebelpulver
  • 1 EL Chili (con carne) Gewürz
  • 1 TL Cayenne
Perfekt für Rippchen, aber auch genial mit Huhn.


Mein neuer Hähnchenbräter mit Dosenhalter. Ich habe das neulich zufällig gesehen und wusste gleich, mein weiteres Leben würde ohne diese Ding hier komplett nutzlos sein.


Der Gedanke hinter dem Beer Can Chicken ist, dass die Flüssigkeit darin verdampft und Feuchtigkeit in das Innere des Huhns abgibt. Die Dose selber dient dabei nebenbei als Wärmeleiter. Dadurch soll das Huhn schneller garen und auch saftiger bleiben. Soweit die Theorie. Wenn ich aber in der Praxis das Huhn bei moderaten Temperaturen gare, dauert es ewig, bis das kalte Bier so warm wird, dass es vaporisiert. Bringt nicht viel, also erhitze die Flüssigkeit schon mal vorher bis zum Siedepunkt. Das Bier hier ist ein bekanntes dunkles aus Irland. Für den Geschmack gebe ich noch etwas Thymian, Lorbeer und eine Knoblauchzehe dazu.


Eigentlich wird da Huhn ja auf die Bierdose gesetzt. Ich mag aber nicht so gerne Aluminium am und vor allem im Essen und der Aufdruck, beziehungsweise die Lackierung der Gefäße muss auch nicht unbedingt mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Deshalb nehme ich eine Metalldose. Ideal ist hier ein Streugefäß aus Edelstahl in der entsprechenden Größe. Den Deckel brauchen wir nicht.


Dann. setzen wir das Huhn fest auf die Dose. Hände an den Lenker, Beine auf die Fußrasten und los geht die Fahrt. 


In den USA wird das Hähnchen traditionell im Smoker zubereitet. Ich finde aber, dass dann die Haut so ledrig wird. Außerdem war mir der Aufwand zu groß. Ein Backofen bei 140 °C Umluft tut auch seinen Dienst. 


In der Zwischenzeit machen wir uns noch mal eine schöne Glasur. Auch die ist ähnlich wie für Rippchen, passt aber ebenfalls perfekt zu Huhn.
  • 80 ml Apfelessig
  • 1 EL Tomatenmark
  • 100 ml Apfelsaft
  • 2 EL Worcestershiresauce
  • 2 EL brauner Zucker
  • 1 EL Honig
  • 1 EL Senf
  • 2 EL Rub (siehe oben)
  • 1/2 TL geräuchertes Paprikapulver (Pimentón de la Vera) 

Nach 45 Minuten holen wir den Vogel aus dem Ofen. Sieht schon gut aus, duftet herrlich, muss aber noch.


Dann pinseln wir den kleinen Racker-Rocker mit der Glasur überall ein, auch unter den Flügeln und Keulen. Dabei entdecken wir, dass wir vergessen haben, das obere Loch durch ein Stück Zwiebel zu verschließen, um zu verhindern, das zu viel Dampf verloren geht. Das holen wir nun nach. Besser spät als nie.


Riders on the storm. 


Selbst die Brust ist saftig, also scheint das Dämpfen von innen zu funktionieren. Geschmeckt habe ich das Bier aber nicht. Ist ja auch klar, denn was verdampft ist ja der Wasseranteil im Bier. 


Das Motorrad ist zwar leider recht scharfkantig, lässt sich aber prima wieder auseinander bauen und gut reinigen. Ist das nun besser als ein „normales“ Brathähnchen? Nun, es ist zumindest nicht schlechter und Spaß hat es allemal gemacht. Born to ride!
____
Flashback:










4 Kommentare:

  1. Das rockt im wahrsten Sinn :)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Man soll ja nicht mit dem Essen spielen, aber hier konnte ich einfach nicht anders. ;)

      Löschen
    2. Och, solange am Schluss alles gegessen wird, schadet ein bisschen Spielen nie. ;)

      Löschen
    3. Genau. Das Auge isst ja auch mit. ;)

      Löschen