Dienstag, 2. August 2022

Urlaub 2022 - Stegt Flæsk med Persillesovs


Eigentlich war für dieses Jahr urlaubstechnisch etwas ganz anderes geplant. Aber wie das so ist, familiäre Gründe ließen es ratsam erscheinen, nicht allzu weit zu reisen um in Falle eines Falles schnell wieder zu Hause sein zu können. Die Wahl fiel dann auf Dänemark, genauer gesagt die Nordseeküste Jyllands oder wie wir Deutschen sagen: Jütlands. Natürlich interessiere ich mich neben kulturellen oder landschaftlichen Aspekten insbesondere für kulinarische Errungenschaften eines Urlaubslandes. Mit Dänemark bringt man ja in erster Linie Smørrebrød und Hot Dogs in Verbindung. Die sind bei unseren nördlichen Nachbarn natürlich sehr beliebt, seit 2014 steht aber fest, dass das vom dänischen Volk zum Nationalgericht auserkorene Essen stegt flæsk med persillesovs ist - gebratenes Schweinefleisch mit Petersiliensauce. Das habe ich im Ferienhaus nachgekocht und zwar unter den wachsamen Auges meines dänisches Blutsbruders, der uns - die Gattin, die Sous-Chefin, Schwesterherz und mich - während unsere Tage am Limfjord begleitet hat.


Stegt flæsk kann aus Schweinebauch zubereitet werden, gängig ist aber auch Rücken. Wichtig ist nur, dass der Fettanteil möglichst hoch und Schwarte am Fleisch ist. Man kann das oft schon vorgeschnitten kaufen. Am Stück ist die haut meist schon eingeschnitten, was die Arbeit erleichtert. Das war hier ein gutes Kilo, das in eine halben Zentimeter dicke Scheiben geschnitten wurde.


Man kann die Fleischscheiben in der Pfanne zubereiten, einfacher geht es im Backofen. Scheiben von beiden Saiten Salzen und leicht ziegelartig auf ein Backblech legen. Zwanzig Minuten bei 200 °C backen, zwischendurch einmal wenden. Das Fleisch ist fertig, wenn es Farbe hat und die Schwarte leicht knusprig ist. 


Die Petersiliensauce ist eine einfache Mehlschwitze aus
  • 2 EL Butter
  • 2 EL Mehl
  • 500 ml Milch
  • Salz
  • Pfeffer
  • Muskat (optional)
  • 1 Bund frischer Petersilie
Butter schmelzen, Mehl darin glattrühren, Milch angießen, klumpenfrei vermengen und unter Rühren eindicken lassen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat abschmecken, dann gehackte Petersilie unterheben.


Mit Kartoffeln - gerne kleine neue mit Schale - servieren. Eigentlich recht einfache Küche, aber nicht umsonst ein Klassiker.


Extra von Schwesterherz für den Urlaub besorgt: der "neue" Familienbulli. Der bekam die Zulassung tatsächlich am Tag vor der Abreise und wird jetzt noch mal etwas "aufgehübscht".


Alle meine Vorfahren kamen von Nord- und Ostsee und auch auch ich habe Salz in den Adern. Da können mir Südsee und Karibik gestohlen bleiben und auch dem Mittelmeer würde ich die nordischen Gewässer immer vorziehen.


Oben schon erwähnt und zuhause sicher ein No Go - schon allein wegen des Ketchups - aber im Land der Dänen ein Muss: Hot Dog mit Rød Pølser. Sidenote: anders als das deutsche und schwedische "Ö", klingt das dänische "Ø", als würde man hinterrücks einen betrunkenen Frosch, der gerade mit Salzsäure gurgelt, unter Wasser drücken und dabei gleichzeitig würgen. 
   

Aber Kuchen können sie backen. Leckerer Schokokuchen im ZappaZappa Café, Hanstholm auf orignal Tellern aus der ehemaligen DDR. Urgemütlich, chillig, hip, mit tollen Postern, Schallplatten und Büchern über Rockmuisk und Filme als Deko. Kann man nur empfehlen. Vielleicht hat Jonas Vinegaard, der diesjährige Gewinner der Tour der France hier auch schon mal gesessen. Der kommt nämlich aus der Gegend und hat seinen  Sieg in der Heimat laut dänischer Regenbogenpresse mit was - genau, mit stegt flæsk gefeiert. 


Süßes Gebäck ist allgewärtig und wenn ich süß sagen, meine ich zuckersüß. Hier ein Frosch mit Marzipanhülle und einer Beerencreme auf Buskuit als Füllung. Da wächst die Numse schon vom hinschauen. Wie es aussieht, ist der Frosch betrunken und wurde, während er beim Salzsäure gurgeln versuchte "ö" zu sagen, hinterrücks unter Wasser gedrückt und gewürgt.


Räucherfisch und so muss auch mal sein. Besonders die Makrele war zum "Dahinlegen" und - wenn man dänische Preise kennt - gar nicht mal so teuer.


Ein stattliches Anwesen, aber so geziemt es sich.


Mein alter Fachleiter für Philosophie im Referendariat hat immer gesagt: "Menschen, die im Süden Urlaub machen, reisen. Wer in den Norden fährt, jagt einer Ideologie hinterher". Es war mir schon damals klar, dass er keine Ahnung hatte - vom Urlaub noch weniger als von Philosophie. Ich verspüre jedenfalls nirgendwo dieselbe innere Ruhe, und das Gefühl des Angekommen-Seins, wie an den Küsten von Nord- und Ostsee. Und nächstes Jahr wird es dann hoffentlich wirklich was mit Schottland ...
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Flashback:










Heute vor fünf Jahren: Flammkuchen zweierlei

8 Kommentare:

  1. Du beschreibst sehr einfühlsam einige dänische Spezialitäten. Eine für uns wichtige fehlte aber: Fiskfrikadeller, speziell Torskedeller! Am liebsten ohne alles aus der Hand gefuttert! Danke für den schönen Bericht!

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    1. Warte ab, "Smørrebrød" kommt noch. ;)

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    2. Tjaja, so hat wohl jedes Fleckchen auf Erden sein eigenes kulinarisches Gruselkabinett.
      Ich denke gerade an unseren Freistaat: Weißwurscht mit süßem Senf;
      boah, da könnt ich alleine vom Angucken schon strahlkotzen. nix für mich, echt jetzt.

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  2. Jawoll, er hier. Come on, hast du schonmal nem züftigen Bayern beim Weißwurst zutzeln zugeguckt ( machst du das womöglich auch mal selber?) Das schaut net schön aus, echt jetzt....
    Und das hat bei mir absolut nix mit verkappter Homophobie zu tun. Einige meiner besten Freunde sind ( bzw. waren
    leider, säufz ) stockschwul. Und die absolut beste Zeit meines Berufslebens habe ich mit zwei davon in einer 3 -Mann Werkstatt zum Bau historischer Tasteninstrumente verbracht. Soviel Spaß und Gelächter gibt / gab es beim
    Geldverdienen nirgendwo später.
    Aber dass denen - bei aller frivolen Symbolik - ne schlappe käsige Weißwurst auf den Teller gekommen wäre; NÖ, no way! Die wussten schon haargenau, wo sich das Zutzeln lohnt und wo nicht...
    OOPps, sorry; ich entgleise hier gerade möglicherweise. Ist wohl die Hitze.Nix für ungut..

    Aber ich habe auch noch so ne Frage:
    Anfang der 80er war ich mit meiner damaligen Freundin so trampend für nen guten Monat in Dänemark, wir hatten
    null Kohle , haben wild gezeltet, aber das hat niemanden gejuckt. Es war eine sehr schöne Zeit, und als ich nach
    nem Anruf bei meiner Mutter erfahren habe, dass ich an der Kunstakademie Karlsruhe aufgenommen werde, haben
    wir mit genau so ner fiesen roten Wurst und nem Bier gefeiert. Hat damals schon super geschmeckt, aber woran ich mich bis heute erinnere war so ein typisches total billiges Brot, das es überall gab.
    Ein megasaftiges Vollkornbrot , ganz dunkel wie Pumpernickel ( wahrscheinlich Malz im Teig oder so) da tät ich
    gerne mal wieder reinbeissen. Gibt es das noch, oder ist das mittlerweile vom Markt verschwunden?
    Perfekt denke ich für sonne Smörrebröd. Hmmm, besser nicht zu dolle dran denken.



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    1. Klar gibt es das noch. Im Gegensatz zu Schweden, wo fast alle Brote süß sind -auch die Vollkornbrote- gibt es in Dänemark auch herzhaftes Brot.

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  3. Äh, grad gesehen, der anonyme bin ich. Die Hitze halt....

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