Ich kann mich noch daran erinnern: es war immer etwas Besonderes, wenn ich nach der Schule nicht zu Hause aussteigen musste, sondern ein paar Haltestellen weiter bis zu meinen Großeltern durchfahren durfte. Nicht, dass es daheim schlecht gewesen wäre, im Gegenteil, aber ich konnte immer sicher sein, dass Oma eines meiner Lieblingsgerichte zubereitet hatte. Das waren dann meist Schnitzel, Kotelett oder so etwas. Manchmal gab es auch Brathähnchen und auch wenn die meiner Mutter nicht schlecht waren, bei ihrer Mutter waren sie anders. Wie anders? Das Rezept habe ich zwar nie erfragt und Oma weilt auch schon ein paar Jahre nicht mehr unter uns, aber ich bin mir sicher, ich habe es auch so herausgefunden. Zumindest schmeckt mein heutiger Flattervogel wie bei Oma.
Das sind hier noch noch mal gut 1500 Gramm Hihn aus der französischen Stadt Loué. Maisfütterung, Freilandhaltung auf unbegrenzten Auslaufflächen, keine Medikamente im Futter und bei der Schlachtung mit 3 Monaten mindestens doppelt so alt, wie "normale" 08/15 Flatterer. Ja, es wird trotzdem ein Tier damit getötet, aber das muss man eben in Kauf nehmen, wenn man Fleisch essen möchte. Und mir ist es lieber, wenn es vorher wenigstens unter guten Umständen gelebt hat. Oma hat damals sicher aber tiefgekühlte Vögel genommen, denn ich kann mich nicht erinnern, dass in den Einkaufsläden und Fleischereien bie uns im Dorf frische Hähnchen lagen. Genau weiß ich es aber, denn die Dinger waren immer schon fertig, wenn ich kam und ich habe sie, anders als zu Hause nie im rohen Zustand gesehen. Vielleicht ist sie auch irgendwo in einem Hühnerstall heimlich Motorrad gefahren ...
Mutter hat ihre Hähnchen immer mit einer Mischung aus Sonnenblumenöl, Salz, Pfeffer und edelsüßem Paprika bestrichen, manchmal vielleicht noch einen Schuss Sojasauce dazugegeben. Bei Oma, bin ich mir sicher, war statt Öl Butter im Spiel und die Würzung hatte eine Currynote. Nun kann es in den 70ern natürliche irgendeine Gewürzmischung gegeben haben, aber ich kannte Omas Gewürzregal als Kind auswendig und sehe es quasi jetzt noch vor meinen Augen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass da Currypulver das einzig Exotische war. Also würzen wir das Huhn innen und außen mit Salz, Pfeffer, Paprika und Currypulver und bepinseln die Haut zusätzlich mit geschmolzener Butter. Das sieht doch so schon zum Reinbeißen aus.
Bei 175 °C Ober-und Unterhitze sollte das nach 60 Minuten so aussehen. Zwischendurch kann man ihn ruhig nochmal mit dem ausgetretenen, buttrigen Bratensaft bepinseln. Die Garzeit hängt natürlich von eurem Ofen und der Größe des Vogels ab. Kleine Faustregel, wenn sich der Schenkel, also der vom Huhn, beim daran Wackeln locker anfühlt, ist der Vogel gut.
Tatsächlich, es schmeckt wie bei Oma. Saftig, butterig, schöne Currynote, alles da, was in 70ern auch schon da war. Dazu gab es meist Backofenpommes. Ich habe hier Erbsen- und Möhrengemüse sowie cremiges Kartoffelpüree (ebenfalls mit viel Butter) gemacht. Ich bin wieder zwölf Jahre alt und wenn ich meine Hausaufgaben erledigt habe, geht es mit dem Bonanzafahrrad auf den Bolzplatz ...
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Flashback:
Heute vor zwei Jahren: Mapo Tofu
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