Samstag, 11. Februar 2023

Poulet aux Herbes - Brathuhn mit Kräutern gefüllt


Ein weiterer mysteriöser Fall für Detektiv 00 Westerhausen. Irgendwer scheint mich nämlich zu stalken, mir zu folgen, meine Gewohnheiten auszuspionieren und mein Leben ins Ungleichgewicht zu bringen. Beispiel gefällig? Erst heute musste ich feststellten, dass mir irgend jemand, meine diesbezügliche Schwäche wohl kennend, zwei Brathähnchen in die Einkaufstasche geschmuggelt hat. Unerhört, mit welchen Tricks versucht wird, mich in die Sucht zu stürzen. Eine Befragung der beiden Flattertiere blieb ergebnislos, denn die verstanden offenbar nur französisch. Anhand ihrer mit sich geführten Papiere lies sich ermitteln, dass die Spur tatsächlich ins Land von Baguette, Cigarette und Tartiflette führt, genauer gesagt in die Gemeinde Loué. Da läuft so ein Getier nämlich im Freiland herum, wird ohne Medikamente gefüttert und darf etwas länger leben, als Masttiere hierzulande. 


Das Huhn hat einen schönen gelben Farbton, der auf den regelmäßigen Genuss von Mais schließen lässt. Das ganze Tier sieht auch insgesamt sportlicher und stromlinienförmiger aus, als seine der Bewegungsfreiheit beraubten und nur auf Masse gezüchteten Artgenossen. Ich will mir hier nichts schönreden und ich weiß, dass auch diese nicht freiwillig den Weg auf unsere Teller finden, aber wenn man Fleisch isst und die Konsequenzen in Kauf nimmt, sollte man wenigstens für so wenig Leid wie möglich während des Erzeugungsprozesses sorgen.


Zurück zum Rezept. Den nächsten Schritt habe ich neulich irgendwo gesehen und fand das ganz interessant. Nadlige oder ledrige Kräuter - hier Rosmarin, Thymian und Lorbeer - leicht antrocknen lassen und ein wenig entzünden, so dass es leicht kokelt und raucht. 


Das kommt dann in die bereits mit Salz und Pfeffer ausgeriebene Bauchhöhle des Huhns. Ich habe zusätzlich noch ein paar Zweige Oregano und Salbei dazugegeben.


Ebenso findeen da eine geviertelte Zitrone und vier Knoblauchzehen Platz. 


Zubinden, rundum mit Olivenöl einreiben uns salzen.


In einem heißen Bräter mit etwas Olivenöl erst auf der einen Keulenseite und dann auf der anderen schar anbraten.


So sieht das dann aus. Huhn herausnehmen und kurz beiseite stellen.


Im verbleibenden Bratfett gewürfeltes Gemüse anschwitzen. Da hätten wir hier:
  • 1 Zwiebel
  • 1 rote Paprikaschote
  • 1 Zucchino
  • 1 Aubergine
  • 2 Tomaten
  • 2 EL entkernte grüne Oliven
  • 2 EL entkernte schwarze Oliven
  • 2 Knoblauchzehen (fein gerieben)
Zur Würzung:
  • Bouquet Garni (hier Rosmarin, Thymian, Oregano, Salbei und Lorbeer)
  • 100 ml Weißwein
  • 2 TL gerächertes Paprikapulver (pimentón de la vera)
  • Salz
  • Pfeffer

Angeschwitztes Gemüse würzen, mit Weißwein ablöschen und das Huhn mit der Brust nach oben oben auf legen. Nochmals salzen und pfeffern. Bei 200 ° Ober und Unterhitze mit aufgelegtem Deckel im Backofen schmoren. Die Dauer hängt vom Bräter und der Größe eures Vogels ab. Meiner hatte rund 1400 Gramm und war nach gut fünfundvierzig Minuten gut. Ich empfehle nach Minute vierzig immer mal wieder nachzusehen. Je nachdem, wie dicht eure Deckel den Bräter verschließt, kann es nicht schaden hin und wieder mal nachzusehen, ob Flüssigkeit angegossen werden muss. Natürlich soll das nichts schwimmen, aber trocken werden und anbrennen soll auch nichts.


Sieht schon appetitlich aus. Das Huhn nun aus dem Bräter nehmen, auf ein Rost legen und fünfzehn Minuten ruhen lassen. Man kann es auch noch mal von allen Seiten unter dem grill leicht aufknuspern lassen.


Ein blank liegender Knochen ist immer ein Zeichen dafür, dass das Huhn gar ist.


Jetzt rühre ich noch zwei Esslöffel Tomatenmark zum Gemüse. Warum röste ich das vorher nicht an? Weil ich hier den puren Tomatengeschmack inklusiver der Säure haben möchte. Abschmecken und fertig.


Ich wollte eigentlich Rosmarinkartoffel dazu haben, aber dummerweise hatte ich meine letzten Zweige vorhin schon verballert. Also gibt es stattdessen Thymian-Salbei-Kartoffeln. Dazu koche ich Drillinge mit oder ohne Schale kurz vor, halbiere sie und gebe sie mit der Schnittfläche nach unten in eine heiße Pfanne, in der sich bereits leicht gesalzenes Olivenöl befindet. Kräuterzweige und etwas angedrückten Knoblauch dazu und braten lassen. Ich gebe nach drei, vier Minuten noch einen Schuss Hühnerfond dazu. 


Sind die Kartoffel an der Schnittfläche schön gebräunt, rühren wir einmal durch und geben wieder einen winzigen Schuss Brühe, sowie etwas Salz - je nachdem, wie salzig die Brühe schon ist.


Huhn zerlegen und mit Gemüse und Kartoffeln anrichten. Wenn man das Huhn nicht übergart hat, wird man nicht nur mit zartem und saftigem Fleisch belohnt, sondern auch mit einem Geschmack, der die übliche Supermarktware um Längen übertrifft. Der Extraeuro für Qualität, Geschmack und Aufzucht lohnt sich wirklich. Und glaubt mir, ich habe genug Hähnchen in meinem leben gegessen, dass ich die Unterschiede erkenne. Mal ganz ehrlich, ich bin ja Atheist, aber wenn ich einst dieses Leben verlasse ("Loué, Loué, me gotta go") und doch vor einem Schöpfer ende und dieser mich mit den Worten "Bok, bok, bok, boak" empfängt und dabei aufgeregt herumflattert, werde ich ein Problem haben ...
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