Mittwoch, 15. Februar 2023

Würtschen im Schlafrock


Manchmal bekomme ich Angst vor mir selbst, besonders wenn mich plötzlich seltsame Essensgelüste überkommen. So auch heute, wo ich ganz spontan "Würstchen in Blätterteig" im Kopf hatte. Ein hastig durchgeführter Schwangerschaftstest fiel negativ aus, also kann ich es nicht auf die Hormone schieben, ich bin vermutlich tatsächlich hin und wieder kulinarisch pervers. Nun, ja Würstchen im Schlafrock sind ja nicht unbekannt. Sie  hatten hierzulande irgendwann in den 50er bis 70ern ihre Hochzeit. In den USA und Großbritannien sind ähnliche Gerichte nach wie vor unter Namen wie sausage roll oder pigs in a blanket - je nach verwendetem Teig oder Wurstform - sehr beliebt. Meine Version hat einen kleinen Twist und ist dadurch besonders lecker, auch kalt. Also bitte anschnallen, die nächste Fahrt geht rückwärts. 
 

Ich brauche 
  • 6 kurze, dicke Bratwürste
  • 3 Scheiben Parmaschinken
  • 1 EL Senf
  • 1 Rolle Blätterteig
  • Öl
  • 1 Ei
  • 1 EL Milch
Ich habe hier grobe rohe Bratwürste genommen. Italienische Salsicce oder britische banger wären auch okay. Meinetwegen auch Cocktailwürstchen oder Minisalami, dann entfällt das Anbraten aber. Wem Parmaschinken hier zu teuer oder schade ist, nimmt irgendeinen anderen luftgetrockneten oder milden Bacon. Von stark geräucherter Ware würde ich eher abraten, aber das ist sicher Geschmackssache. Nur der Vollständigkeit halber: ich nehme Dijon-Senf, aber auch das ist kein Muss. Wer den Blätterteig selbst machen will, folgt diesem Rezept hier.


Die Würste in etwas Öl rundum anbraten, so dass sie ein wenig Farbe haben.


Die Schinkenscheiben halbieren und mit Senf bestreichen.


Auch den Blätterteig in sechs gleichgroße Stücke teilen.


Würste in Schinken einrollen und auf dem Blätterteig platzieren. Die Teigränder mit Eiweiß einpinseln. 


Aufrollen, mit der Naht nach unten auf ein Bachblech legen und ober ein, zwei Schlitze anbringen, damit Luft und Feuchtigkeit entweichen können und der teig knusprig wird.  


Mit Eigelb, verrührt mit der Milch, bepinseln und im bei 200 °C im vorgeheizten Ofenbacken, bis der Teig eine schöne Farbe hat. 


Das Wellington des armes Mannes. Dazu knusprige Bratkartoffeln - die Gattin verlangte nach diesen mit Spiegelei - und fertig ist ein einfaches Retromahl, dass auch sicher heute noch bei Partybüffets reißenden Absatz finden würde. Das Ganze schmeckt nämlich kalt auch fast noch besser.
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Flashback:










Heute vor zwei Jahren: Beef Hotpot 

4 Kommentare:

  1. Wow, voll knorke dieser kleene Retrostunt.
    Dazu noch ne VHS mit zwei 2-3 Folgen DISCO mit Ilja Richter und ab gehts: Licht aus, Spot an! Yess.
    Der Twist ist wohl der Serranoschinken nehme ich mal an. Das kannte ja damals bis auf spanische Gastarbeiter
    hierzulande keine Sau. Sicherlich nicht mal der Dieter Thomas Heck....

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    1. Auf Startplatz 1: Peter Eitel & Los Serranos. Die müssten eigentlich Il Prosciutti heißen, aber ¡caramba!

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    2. Feiner Comboname, echt, aber falls sowas stattgefunden hätte, wäre das der brachiale Sozialstatuskiller
      gewesen... die richtig coolen Socken haben das ja nur bestenfalls heimlich geguckt und die ganz harten haben ohne rot zu werden sogar behauptet, dass sie das nicht kennen. Hihi , funny times.
      Apropos Musik und essen ; das Thema der Würschtle in Teig wurde sogar mal abgehandelt.
      In einem geilen ( im Wortsinne ) Vaudeville Blues von Butterbeans and Susie aus 1927.
      Unbedingt hörenswert. habs tatsächlich auf youtube gefunden.
      https://www.youtube.com/watch?v=IlhMPvaOe-U
      Der mustard in deinem Rezept passt jedenfalls schon mal....

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    3. Senf geht immer. Hauptsache kein Ketchup. Da halte ich es mit "Dirty" Harry Callahan, wenn er zu einem Cop am Tatort sagt:

      "No, this stuff isn't gettin' to me. The knifings, the beatings, old ladies being bashed in the head for their Social Security checks, teachers being thrown out of a fourth-floor window because they don't give As, that doesn't bother me a bit ... Or this job, either. Having to wade through the scum of this city, being swept away by bigger and bigger waves of corruption, apathy and red tape ... Nah, that doesn't bother me. But you know what does bother me? ... You know what makes me really sick to my stomach? ... Is watching you stuff your face with those hot dogs. Nobody, I mean NOBODY puts ketchup on a hot dog."

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