Donnerstag, 22. Juni 2023

Ma Yi Shang Shu - Ameisen im Baum


Chinesische Namen für Gerichte und Lebensmittel können verwirrend sein, denn sie beschreiben nicht immer, um was es sich handelt oder was in ihnen enthalten ist. Bezeichnungen entstehen oft durch Assoziationen, in etwa, weil irgendetwas aussieht, sich anfühlt, riecht oder schmeckt wie irgendetwas anderes. So auch bei diesem Gericht. Obwohl man in China, besonders in Provinz Guangdong tatsächlich Insekten verspeist, enthält dieser Klassiker aus Sichuan keine Krabbeltiere und natürlich auch keine Äste. Der Name Mǎyǐ Shàng Shù (蚂蚁上树) spielt viel mehr darauf an, dass die Hackfleischkrümel, die an den Glasnudeln kleben, wie Ameisen aussehen, die auf Zweigen herumwuseln. Sagt man. Ich jedenfalls sehe da keine Ähnlichkeit zu Vertretern der Familie der Formicidae aber das ist auch egal, Hauptsache lecker. 


Ich habe hier schon zwei Versionen dieses Gerichts auf dem Blog. Diese hier ist eine sehr einfache und schnelle Variante mit Zutaten, die man mittlerweile eigentlich in jedem gut sortierten Supermarkt bekommt. Das Gericht wird meist mit Schweinefleisch gemacht, da die Gattin momentan nicht so gerne Borstenvieh isst, habe ich Rind genommen. Geht, es sollte nur nicht zu mager sein. Idealfall wird das Fleisch übrigens mit dem Küchenbeil gehackt.

Für vier Portionen:
  • 200 g Hackfleisch
  • 3 Knoblauchzehen
  • 3 cm Ingwer
  • 3 rote Chili/Peperoni
  • 4 Frühlingszwiebeln
  • 1 EL Zucker
  • 1 EL chinesischer Reiswein (Shaoxin)
  • 1 El dunkle chinesische Sojasauce
  • 2 EL helle chinesische Sojasauce
  • 1 EL Chili-Bohnenpaste (Tobandjan)
  • 1 EL süße Bohnenpaste (Tian Mian Jiang)
  • 200 ml chinesische Brühe
  • 400 g Glasnudeln
  • Öl
Chinesische Namen für Gerichte und Lebensmittel können verwirrend sein .. äh, hatten wir ja bereits. Ein weiteres Beispiel: die süße Bohnenpaste. Die besteht nämlich weder aus Bohnen, noch ist sie sonderlich süß. In Wirklichkeit ist sie auf Weizenbasis und sieht nur so aus, wie aus Sojabohnen gemacht. In Beijing  wird sie zur Pekingente gereicht, deshalb könnte man als Ersatz sehr gut "Peking Duck Sauce" verwenden. oder Austernsauce, wenn man mag. Die Sichuanvariante der Tian Mian Jiang ist deutlich kräftiger als die nordchinesische Sauce und darüberhinaus im Westen schwer zu bekommen. Aber auch da hat der geniale YouTube-Kanal Chinese Cooking Demystified einen guten Tipp:
  • 2 Teile rote japanische Misopaste
  • 1 Teil nordchinesische Tian Mian Jiang
  • 1/2 Teil gehackte schwarze fermentierte Sojabohnen (Douchi)
Diese Mischung kommt dem Original sehr nahe.


Die Glasnudeln werden zwanzig Minuten in Wasser mit Zimmertemperatur eingeweicht und anschließend nach Wunsch mit einer Schere gekürzt. Knoblauch und Ingwer schälen und fein hacken, Peperoni würfeln. Mag man es nicht so scharf, nimmt man rote Paprika. Frühlingszwiebeln in Ringe schneiden.


Hackfleisch in etwas Öl krümelig braten.


Ingwer, Knoblauch und Chili-Bohnenpaste hinzufügen.


Unter Rühren weiterbraten, bis sich das Öl rot färbt.


Peperoni dazugeben und kurz mitgaren.


Mit Reiswein ablöschen, dann die Sojasauce, die "süße Bohnenpaste" ...


... sowie den Zucker untermengen.


Brühe angießen und aufkochen lassen.


Glasnudeln kurz abtropfen lassen und in den Wok geben.


Gut verrühren, bis die Nudeln die Sauce aufgesaugt haben und gar sind. Mit der hellen Sojasauce würzen und Frühlingszwiebeln unterheben.


Ich sehe hier zwar immer noch keine Ameisen, dafür aber leckere Glasnudeln mit dem unvergleichbaren Geschmack Sichuans. Ich leibe es.
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Flashback:














Heute vor drei Jahren:  Knuspriges Orangenhuhn

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