Samstag, 6. Februar 2016

Bami Goreng (mie goreng)


Ich war heute mal wieder in einem Asia-Laden, da ich unter anderem frische Sprossen brauchte. Der Besitzer ist sehr nett, stammt aus Vietnam und war vor Jahrzehnten einmal Koch eines nicht mehr existierenden Chinarestaurants hier in Hameln. Sein Deutsch ist nicht besonders gut, um es einmal nett auszudrücken, aber es ist immerhin besser als mein Vietnamesich. Die Verständigung gelingt dann aber doch, wenn auch oft nur mit Hand und Fuß. Wir haben auch schon auf dem Boden seines Ladens gekniet, wo er mir anschaulich Hack- und Schnitttechniken mit dem chinesischen Küchenbeil vorführte - ohne Lebensmittel, natürlich. Auf die Frage hin, welches chinesische Restaurant hier denn authentisch sei, lachte er nur. Dann sagte er (sinngemäß): "Das ist zwar alles lecker, aber nicht wirklich chinesisch. Wenn ich essen gehe, sage ich dem Koch, er soll für meinen Geschmack kochen, nicht für den europäischer Gäste". 

Das schöne heutzutage aber ist - und hier hat das Internet einen der wenigen Vorteile gegenüber Büchern - dass man nicht mehr auf Kochbuchautoren angewiesen ist, die alle zwangsläufig Kompromisse eingehen müssen, damit sie nicht am Mainstream vorbeikochen und so ihre Werke nicht verkaufen können. Zutaten, die hierzulande nur schwer zu beschaffen sind, werden dann einfach weggelassen oder durch andere, vermeintlich ähnliche ersetzt. Schärfegrade werden ebenfalls reduziert. Warum schmeckt es zu Hause anders, als im Chinarestaurant? Ein Grund ist, dass der "gesundheitsbewusste" Europäer Angst vor zuviel Öl hat. Nehmen wir zwei Esslöffel und bekommen ein schlechtes Gewissen, nimmt man in Asien oft zwei Suppenkellen Bratfett und wird trotzdem steinalt. Dies sind Gründe, warum ich keine asiatischen Kochbücher mehr kaufe, sondern lieber auf einschlägigen Vidoeplattformen der Mutti in Chengdu, Hanoi oder Jakarta über die Schulter direkt in den Wok schaue. Oft bedauere ich dann, dass es noch keine Duft-App gibt.  

Bami Goreng ist auch so eine Sache. Das gibt fertig in Tüten eingefroren. Das hat dann aber mit dem indonesischen Klassiker - der dort mie goreng heißt - auch herzlich wenig zu tun. Gut, ein Originalrezept gibt es nicht und in Indonesien hat wohl jeder Koch oder Köchin ein eigenes Rezept, aber dank Internet weiß ich, was hinein muss und habe hier eine, so möchte ich mal frech behaupten, ziemlich authentische Version ohne faule Kompromisse auf die Teller gebracht. 


Nur mal so nebenbei: heute habe ich ein chinesisches Küchenbeil aus Edelstahl mit 21-Zentimeter Klinge der Erbmasse hinzugefügt. Ich habe zwar schon zwei, aber Messer kann man nie genug haben.


Für vier Portionen:
  • 250 g Mie-Nudeln (chinesische "Eier-Spaghetti")
  • 2 EL indonesische Gewürzpaste (siehe unten)
  • 1 EL Sambal Oelek
  • 350 g Hähnchenbrust
  • 50 g Weißkohl
  • 50 g Chinakohl
  • 1 Handvoll Sprossen
  • 2 EL süße indonesische Sojasuace (Ketjab Manis)
  • 2 EL salzige indonesische Sojasauce (Ketjab Asin)
  • 2 Eier (nicht im Bild)
Optional: 
Huhn und Kohl in Streifen schneiden.

Die Gewürzpaste ist nicht nur die Gleiche, wie bei unserem Nasi Goreng, sie ist sogar dieselbe. In ein Schraubglas gefüllt und mit Öl begossen, hält die Paste scheinbar ewig.


Nudel nach Packungsanweisung kochen. Das geht wassersparend am besten in einem Wok. Abgießen und beiseitestellen. 


60 Milliliter Öl in einem großen Wok erhitzen. Die Eier hineinschlagen und unter Rühren garen. Kurz bevor das Ei komplett gestockt ist, mit einer Siebkelle aus dem Wok nehmen und in eine Schüssel füllen.


Gewürzpaste und Sambal Oelek ins Öl geben - ich persönlich nehme die doppelte oder dreifache Menge - und ein paar Minuten anrösten lassen. Dann das Huhn dazugeben und unter Rühren garen.


Kohl und Sprossen in den Wok geben ...


... und unter ständigem Weiterrühren etwa drei Minuten brutzeln lassen. Dann die Sojasaucen angießen. 


Nudeln und Ei in den Wok geben und weitere zwei Minuten gut durchrühren. Erscheint das Ganze währenddessen zu trocken, oder beginnt, am Wokboden festzukleben, ein bis zwei Esslöffel Geflügelbrühe hinzufügen. 


Mit Tomaten- und Gurkenbscheiben, sowie Röstzwiebeln garniert servieren. 
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Flashback:


Rezept vom 28.03.2014: chinesischer Bratreis

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