Mittwoch, 14. Juni 2017

Risotto mit weißem Spargel


Und wieder möchte ich Faust zitieren: "Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust". Als arbeitstechnischer Nordrhein-Westfale begrüße ich natürlich den freien Tag am morgigen Donnerstag. Als Bewohner eines grenznahen Dorfes in Niedersachsen verfluche ich ihn, den ich weiß, sie werden kommen. Horden von Barbaren mit dem hier so gefürchteten Kennzeichen LIP. Wenn die hier einfallen, weil es zu Hause nichts zu kaufen gibt (und der Lipper denkt dann, es gibt nie weider etwas), lebt man gefährlich, wenn man nur den Fuß vor die Tür setzt. Es sind schon nichtsahnende Niedersachsen im eigenen Hausflur von Lippern überfahren worden. Straßenverkehrsordnung? Mit dem LIP auf dem Nummernschild ist das etwas, was generell nur anderen passiert. Ähnliches kenne ich nur aus Brüssel. Aber zum Glück habe ich vorgesorgt und muss morgen nicht einkaufen. Trotzdem werde ich auf dem Weg ins Badezimmer beim Überqueren des Flurs brav nach links, rechts, links und dann wieder nach rechts sehen. Man weiß ja nie, ob hinter dem Kühlschrank ein Opel Corsa-Fahrer mit Hut aus Kalletal parkt und nur darauf wartet, dass ich ihm vor den Kühler laufe ..

Heute gab es ganz stressfrei Spargelrisotto. Hatten wir auch schon öfter, aber solche Rezepte entwickeln sich ja weiter und werden, anders als die Fahrweise der Lipper, ständig optimiert.


Wir brauchen für drei Portionen als einziges Gericht oder vier bis fünf als ersten Hauptgang (primo piatto) im Rahmen eines mehrgängigen italienischen Menüs:
  • 1 kleine Zwiebel
  • 1 mittlere Karotte
  • 275 g Risottoreis
  • 100 ml Weißwein
  • 500 g weißen Spargel
  • 1 Liter hellen Geflügelfond
  • 40 g Butter
  • 40 g Parmesan
  • Salz
  • Petersilie
  • Olivenöl
Im Hintergrund sieht man übrigens kleine Töpfchen mit Mini Gurken und Ají Amarillo Chilis.


Wir nehmen heute Carnaroli, den König des Risttoreis.


Wichtig bei Risotto: die Brühe muss heiß sein. Um den Geschmack zu verstärken, schälen wir den Spargel und kochen die Abschnitte und Schalen mit der Brühe auf.


Die Stangen nun diagonal in zentimeterdicke Stücke schneiden, die Köpfe am besten in einem Sieb kurz in der Brühe blanchieren und warmhalten.

Zwiebel und Karotte schälen, beide Gemüse in sehr feine Würfel schneiden. Parmesan fein reiben, Butter in Würfel schneiden und kalt stellen.


Zwiebeln und Karotte in Olivenöl anschwitzen. Hier zu wenig Öl zu benutzen, hieße, am falschen Ende zu sparen.


Sind die Zwiebeln glasig, geben wir den Res dazu und rühren, bis er rundum mit Öl überzogen ist und zu glänzen beginnt.


Mit dem Wein ablöschen und unter Rühren einkochen lassen. 


Dann soviel Brühe dazugeben, dass der Reis bedeckt ist. Salzgehalt prüfen. Rühren.


Spargelstücke hinzufügen und weiterrühren. Ist die Brühe eingekocht, erneut nur soviel nachgießen, dass alles beeckt ist. Rühren, rühren, rühren. Diesen Vorgang wiederholen, bis alle Brühe aufgebraucht ist und der Reis beginnt weich zu werden. Sollte die Flüssigkeit nicht reichen und der Reis noch immer knüppelhart sein, mit heißem Wasser weiterarbeiten.


So schön schlotzig soll das aussehen, wenn die Flüssigkeit verkocht ist und neue angegossen werden soll.


Risotto braucht je nach Sorte 14 bis 18 Minuten, um al dente zu sein, vorausgesetzt, die Brühe ist wirklich heiß. Es gibt Menschen, die behaupten, sie bräuchten bis zu vierzig Minuten. Die nehmen aber entweder kalte Brühe, den falschen Reis oder beschweren sich auch, dass sie Eier so lange kochen wie nur geht und die Dinger trotzdem nicht weich werden. Beim Carnaroli gebe ich nach etwa sechzehn Minuten Butter und Käse dazu, nehme das Kochgerät von der Flamme und rühre weiter, bis alles geschmolzen ist.  


Mit Spargelspitzen, Parmesan und Petersilie servieren. Darin könnte ich baden. Besser geht Spargel kaum. 

Ich werde mich jetzt in den hauseigenen Kastastrophenschutzbunker zurückziehen, um der Invasion der Lipper an Fronleichnam zu trotzen. Dort werde ich den Tag über Ragù alla Bolognese nach dem einzig wahren ricetta tradiozionale kochen. Die Sous-Chefin wünschte sich Lasagne al forno und dem Wunsch komme ich gerne nach - wenn ich es denn bis in die gesicherte Küche schaffe. Sie sind da draußen ... sie warten ....AAARGGHH!
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