Dies ist ein Gericht, dass meine liebe Mutter selig gerne zubereitete, wenn Besuch kam, bei dem sie wusste, dass Schärfe am Essen kein Problem sein würde: Dicke Rippe mit einer feurig, leicht süßlichen Glasur. Ich habe die Dinger geliebt und mir alle zehn Finger danach geleckt. Leider hat die gute Frau das genaue Rezept - das, so bin ich mir sicher, aus irgendeiner Zeitschrift stammt - nie aufgeschrieben und zum Fragen ist nun zu spät. Ich habe aber immer wieder zu Hause herumprobiert, bis ich nun das "perfekte" Rezept vorweisen kann. Ich hatte zwar schon mal einen Versuch hier (und eine kleine Geschichte dazu) vor knapp fünf Jahren, aber dieses hier ist deutlich besser.
Ich mag dicke Rippe sehr gerne, weil das Fleisch aromatisch ist und beim Garen am Knochen schön saftig und zart bleibt. Die Fettschicht ist guter Geschmacksträger, kann aber später einfach entfernt werden, falls man sie, warum auch immer, später nicht mitessen will. Das Stück hier - etwa 1100 Gramm - habe ich entlang der Knochen in fünf Stücke geschnitten.
Für die Marinade brauchen wir:
- 1 EL Sambal Oelek (oder nach Belieben)
- 1 EL mittelscharfen Senf
- 1,5 EL Honig
- 2 EL dunkle chinesische Sojasauce
- 2 TL Paprikapulver edelsüß (oder rosenscharf nach Wunsch)
- 1 Knoblauchzehe (fein gerieben)
- Salz
- Pfeffer
- 3 EL Öl
Schön verrühren.
Nun das Fleisch mit dreiviertel der Sauce rundherum kräftig einpinseln. Im Idealfall lassen wir das nun marinieren, am besten über Nacht im Kühlschrank. Man kann aber auch gleich mit dem Garen loslegen.
Dazu gebe ich das Fleisch in eine Auflaufform mit Gitter oder lege es auf direkt auf das Grillrost und schiebe ein Backblech darunter. Etwas Backpapier erleichtert die spätere Reinigung deutlich.
Nach 45 Minuten bei 175° C Ober- und Unterhitze (160 °C Umluft) sah das bei mir dann so aus. Das Fleisch hatte nun eine Kerntemperatur von knapp über 70 °C. Die Angaben sind ohne Gewähr, denn jeder Ofen heißt anders. Im Zweifelsfall also immer ein Auge drauf haben und Dauer sowie Temperatur an die eigenen Umstände anpassen.
Wir wenden das Fleisch nun einmal und streichen die noch blasse Unterseite mit dem restlichen Viertel der Marinade ein.
Zurück in den Ofen und weitere zehn Minuten garen, zum Schluss eventuell den Grill dazuschalten. Wenn alles schön braun aussieht, sollte die Rippe fertig sein.
Zart, saftig, wohlige Schärfe, schöne Süße - so hat das Mutter das gemacht und so mag ich das.
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Flashback: Heute vor drei Jahren: https://wesfood.blogspot.com/2022/01/kartoffelpuree-la-joel-robouchon.html
Sehr ansprechend, das da. Ich muss jetzt doch unbedingt mal dicke Rippe kaufen, hatte ich noch nie....
AntwortenLöschenUnd dann gibt es ja beim Essen immer diese eine ganz besondere Kategorie " Futtern wie bei Muttern."
Diese Gerichte sind in ihrer emotionalen Bedeutung halt durch nix zu toppen. Isso !
Der eigenen Mutter allerdings ihre Rezepte abzuluchsen ist ein ( zumindest bei mir ) schwieriges Unterfangen.
Manches konnte ich ihr mühselig und geduldig aus der Nase ziehen, aber es war echt schwer..uff.
Und ihre 2 Top-Gerichte habe ich leider nie vollständig knacken können. - Ihre gefüllten ungarischen Paprika
und ihr Hühnerpaprikasch mit schön bissfesten Nocken.
Das sind zwar so Standardgerichte, für die man tonnenweise Rezepte finden kann, aber ich habe noch niemals
eines entdeckt, das so dermaßen schlicht den puren Eigengeschmack der liebevoll ausgewählten Zutaten
so dermaßen nach vorne pusht. Da wurde kein unnötiges Geschiss veranstaltet und das Ergebnis war köstlich.
Oh, und dann waren da noch so 5 Jahre, in denen ich meine " zweite Kindheit" nach unserer Ankunft in
Deutschland mit ihr durch eine sehr glückliche Fügung in der alten Villa einer unfassbar reichen und alten
Schweizerin in Heidelberg verbracht habe.
Meine Mutter als Haushälterin und ich als verspäteter Enkel oder früher Urenkel....
Wie lebten dort wie Familienmitglieder und die Mutter musste immer genau nach Anweisung der alten und
kenntnisreichen Dame die Speisen zubereiten. Bei den häufigen Zusammenkünften der großen Familie war
das ein harter Job. Aber sie hat unglaubliche Dinge gelernt.
Manchmal träume ich heute noch von einigen der Festtafeln: Im Frühjahr ein gigantisches Spargelsouffle
für 12 Personen mit den Spargelstücken und einer ( aus heutiger Sicht ) wahrhaft obszönen weichen Sauce
in der Zwischenschicht. Im Herbst riesige Thanksgiving Turkeys mit Rotkraut und selbstgemachtem
Kastanienpuree, das im angrenzenden Wald gesammelt wurde und von dem Unmengen eingeweckt wurden,
weil das im Sommer so toll zu frischer Mousse au Chocolat aus der Grundmasse von einem berühmten
Chocolatier gereicht wurde. Usw usf. Es ging zu wie im Grand Hotel. Und meine spezielle Mutprobe war
für mich als Siebenjähriger eine gekochte Kalbszunge am Stück - erst unter einem Silberdeckel auf der Anricht-
platte versteckt-- und dann hat man beobachtet, wie ich ohne zu pienzen davon mit frischem Meerrettichschaum
und Sazkartoffeln anstandslos gegessen habe und meinte. Oh, das ist fein. Ab da war ich der Prinz....
Zu meinen kindlichen Glück gabe aber auch die andere , dunkle Seite der Macht: Die jüngste Tocher der
alten Dame lebte nämlich mit ihren Kindern ebenfalls im Haus und hatte als amerikanische Staatsbürgerin
Zugang zu den Army - PX Shops vom Headquarter. Also gab es Unmengen von Peanut Butter, Hersheys
Schokolade, Heintz Ketchup, Ahornsirup, die geilen Dentyne Zimtkaugummis und Kool Aid Brausepulver usw.
Quasi Schlaraffenland, aber wir waren dann sehr froh, als wir endlich ausgezogen sind und uns eine bescheidene
Existenz in den eigenen vier Wänden aufbauen konnten.
Das war natürlich anfangs sehr hart und schwierig, aber wir waren frei, wir waren stolz auf das wenige das wir
hatten und wir waren zufrieden und glücklich. Und das konnte uns niemand mehr nehmen.
Was soll ich dem noch hinzufügen, außer dass du ein Buch über dein Leben schreiben solltest?
LöschenHihi, bitte entschudige mein ausuferndes Geplapper, aber das hast du dir mit deiner als Rezept getarnten
LöschenLiebeserklärung an das Essen deiner Mutter z.T. selber eingebrockt....
Das hat mich so feste getriggert, dass ein mittlerer Erinnerungstsunami ausgelöst wurde, der direkte-
mang in die Tastatur geschwappt ist. Die verschwurbelten Formulierungen sind dadurch begründet, dass
ich am Abend vorher den ersten Harry Potter (!!) Film meines Lebens im stream geguckt habe. Und sogar
hinterher dachte " gar nicht mal so übel..." > Uiui; Peter, - langsam wirste merkwürdig...weiweia.
Wichtigere Frage: was gab's bei euch als Beilage? Reis würde mir gut passen... Jedenfalls muss ich
das bald mal machen. Und beim Essen gibt's ne allgemeine Gedenkminute für die verstorbenen Mütter, die uns so gut gepäppelt haben. Versprochen.
Jetzt hast du mich.Ich bin scheinbar so fleisch-fixiert,dass ich mich an Beilagen nicht erinnern kann, obwohl es die wohl gegeben haben wird. Irgendwo, in den tiefen meines Schädels, da, wo die Sonne nie scheint, flüstert mir aber eine leise Stimme "Kartoffeln vom Blech, Krautsalat und Baguette" ins ermattende Stammhirn.
LöschenGibt so Tage, an denen muss halt auch mal zum feinen Fleisch einfach nur ne gute Flasche " Chateau de
LöschenTourette " genügen...
Ofenkartoffeln und Krautsalat klingt auch fein; Baguette brauch ich nicht, lieber noch ein Gläschen...😊
Es gibt Tage, da könnte ich allein von Baguette nach französischem Vorbild leben. Vielleicht ein bisschen bretonische Butter und etwas fleur de sel dazu und ich bin glücklich.
LöschenWie ?
LöschenOhne Brie ??
Ich mag es schlicht.
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