Mittwoch, 20. Juli 2016

Schweden 2016 - Flygande Jacob


Wenn man nach dem schwedischen Lieblingsgericht befragt wird, ist die Antwort vermutlich Köttbullar. Oder meinetwegen auch Elchschinken. Aber auf etwas mit Chilisauce, Huhn, Erdnüssen und Bananen werden wohl nur Schweden-Kenner oder Liebhaber von Nischen-Kochrezepten kommen. Der "fliegende Jakob" ist retro as it gets, vermutlich also das schwedische Pendant zu unserem Toast Hawaii. Es wurde von einem Frachtflugmittarbeiter namens Ove Jacobsson erfunden und 1976 von der Zeitschrift All om Mat veröffentlicht. Wer möchte, kann sich das Originalrezept hier ansehen.


Bevor wir den Jacob fliegen lassen, darf die Sous-Chefin erst einmal reiten. Darf ich vorstellen, Calypso, ein Irish Tinker. Anders als Letztes Jahr in den Niederlanden, bin ich diesmal nicht mitgeritten. Im Nachhinein ärgere ich mich, denn die Sous-Chefin war vollauf begeistert, zum einen von der atemberaubenden Landschaft, zum anderen von der Galloppierfreudigkeit ihres Leihzossen.


Den Nachmittag haben wir an "unserem Haussee", dem Ragnerudssjön verbracht. Hier könnte ich für immer wohnen.


Die Sous-Chefin steuert das Boot mit Elektromotor wie eine Profipiratin. Selbst das Anlegemanöver hat mir ihr am Steuer reibungslos funktioniert. 


Am See ist auch ein Campingplatz. Vermutlich der ruhigste, den ich kenne. Da gibt es während der Saison auch ein scheinbar gutes Restaurant. Der Himbeer-Crumble war nicht nur hübsch angerichtet, sondern auch nach Aussage der Gattin lecker. Genaueres können wir dann Freitag erfahren, wir werden nämlich am Abend vor der Abreise am Grillbüffet teilnehmen. Wer mich kennt, der weiß, das meine Ansprüche diesbezüglich hoch sind. Wir werden sehen.


Noch einmal der Ragnerudssjön. Warum nochmal? Ich kann mich einfach nicht daran satt seen sehen.


Das Originalrezept verlangt Fleisch von fertig gegarten Grillhähnchen. Hatte ich nicht, aber Hähnchenbrust geht auch. Ove möchte von uns:
  • 4 fertig gegrillte Hähnchen
  • 1 TL italienische Kräuter
  • 4 - 5 Bananen
  • 400 ml Sahne
  • 200 ml Chilisauce oder Ketchup
  • 280 g Bacon
  • 100 ml Erdnüsse
Ich habe statt Grillhähnchen folgendes genommen:
  • 800 g Hähnchenbrust
  • 2 TL Oregano
  • 1 TL Paprikapulver (Schärfegrad nach Belieben)
  • Salz
  • Öl

Die Sahne soll geschlagen werden. Ohne Mixer ist das nicht leicht. Geht aber auch notfalls so. Chilisauce - ich habe hier eine süße Variante verwendet - unterrühren.


Hähnchenbrust würfeln und in Öl portionsweise anbraten. Mit Salz und Pfeffer würzen.


In eine ofenfeste Form geben und mit Oregano und Paprikapulver vermengen. Wer fertige Grillhähnchen nimmt, löst das Fleisch von den Knochen und - wenn gewünscht - der Haut und gibt es dann mit den italienischen Kräutern in die Form.


Bananen schälen und in Bahnen schneiden. Das Fleisch damit belegen. Scheiben sehen natürlich chicker aus, aber Herr Jacobsson wollte das so.


Sahnemischung angießen und das Ganze bei 225°C für etwa 20 Minuten backen.


In der Zwischenzeit den Bacon bei Bedarf von Schwarte und Knorpeln befreien, klein würfeln und in wenig Öl knusprig auslassen.


Das sieht am Ende tatsächlich leckerer aus, als vermutet.


Wir servieren unseren fliegenden Jakob mit Bacon und Erdnüssen. Dazu gehören "klassisch" Reis ...


... und einfacher grüner Salat. Zu Hause würde ich niemals nimmer nicht mit fertigen Chilisaucen oder Ähnlichem arbeiten, aber irgendwie ... ich weiß ja nicht ... was soll ich sagen? Utsökt - und das heißt köstlich.
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Flashback:


Heute vor einem Jahr: Gyros Pita mit Hähnchenfleisch

6 Kommentare:

  1. Lustig, dass es überall so einen Exotik-Klassiker gibt. In der Schweiz heisst er "Riz Casimir" und ist dem schwedischen Jakob recht ähnlich.

    LG und weiterhin schöne Ferien,
    Julia

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    1. Das ist der Hauch der großen, weiten Welt, praktisch und kostengünstig in den eigenen vier Wänden. "Riz Casimir" steht jetzt natürlich ganz oben auf meiner Liste.

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    2. Da bin ich auf deine Meinung gespannt. Das Originalrezept inkl. Geschichtshintergrund gibt's hier: http://www.saison.ch/de/archiv/schweizer-klassiker/riz-casimir/
      Mit Sauce aus dem Beutel, Hähnchen statt Kalb und Dosenkirschen statt Paprika gab's das bei uns früher oft. Und auch wenn ich von Saucenpulver wenig halte, für Kindheitserinnerungs-Schwärmereien muss es die Knorr-Variante sein (gibt's aber nur in der Schweiz, soweit ich weiss).

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    3. Ich werde mal schauen. Manchmal stehe ich auf Retro. Danke für den Link.

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  2. so ein rezept mit fertigen hähnchen, in plastikfolie eingeschweißt, aus dem supermarkt, habe ich in meinem urlaubskochbuch von 1992 auch gefunden. dafür wird man heute höchstwahrscheinlich gesteinigt. aber so wie du das gemacht hast, macht es einen sehr vertrauenserweckenden eindruck. davon habe ich natürlich noch nie etwas gehört

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    1. Das war ja auch nicht so Ernst gemeint, mehr so als Retro-Gag. Würde ich zu Hause nie so machen, im Urlaub hier aber ein Muss.

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