Sonntag, 28. Januar 2018

Breite Glasnudeln mit Huhn und Hackfleisch


Ich bereise ferne Länder ja meist nur in meiner Küche. Ich muss gestehen, noch nie in Asien gewesen zu sein. Ich bin da auf Input angewiesen. Früher waren das meist Kochbücher. Die mag ich heute noch und blättere immer gerne darin herum. Allerdings habe ich schnell festgestellt, dass in Printform viele Zugeständnisse an den europäischen Geschmack gemacht werden. Zutaten, die schwer zu bekommen sind werden dann oft einfach weggelassen oder ausgetauscht (alte Kochbücher und auch Herr Biolek empfehlen zum Beispiel, Sojasauce im Notfall durch Maggi zu ersetzen). Das macht die Sache dann oft wenig authentisch. Kochbücher, die Zutaten verlangen die man erst mal detektivisch aufspüren muss, wie zum Beispiel Daun KunyitRatan Jot oder Ti-Pant-Blätter verkaufen sich eben nicht gut. Das betrifft natürlich auch nicht-asiatische Küchen. Ich habe spanische Köche sagen hören, dass ein authentisches Rezept eigentlich immer mit der Anweisung: "Gießen sie einen Viertelliter Olivenöl in einen Topf" beginnen würde, ein Kochbuch mit solchen Mengenangaben in Nordeuropa aber niemand erwerben würde.

Ich wiederhole mich, aber zum Glück gibt es das Internet und man kann auf den einschlägigen Videoplattformen der Mutti in Kalkutta, dem Straßenkoch in Chengdu oder den Wokartisten der floating markets in Thailand direkt über die Schulter in den Topf schauen. Bratnudeln sind da ein immer wieder gern zubereiteter Snack. Klar, die Jungs und Mädels haben da mehr Power unter dem Wok (im Frühjahr kommt wieder mein 26 Kilowatt Wokmonster zum Einsatz) und es wird immer nur portionsweise zubereitet. Das macht den Unterschied, denn ich koche hier für drei Personen.

Das hier heute ist kein aus dem Netz kopiertes Rezept, sondern mehr oder wenig selbst ausgedacht. Mit authentischen Zutaten und Zubereitungsmethoden aber und ich denke, ein Esser aus Thailand würde das Gericht verstehen.

  • 1 Hähnchenbrust (ca. 120 g)
  • 250 g ungewürztes Schweinehackfleisch (anderes ist auch okay)
  • 2 Knoblauchzehen
  • 4 Frühlingszwiebeln
  • 1 Stück Ingwer
  • 1 rote Zwiebel
  • 1 Paprika
  • 150 g Weißkohl
  • 1 Tomate
  • 2 Eier
  • 1 EL dunkle chinesische Sojasauce
  • 1 EL Sambal Oelek (oder Sichuan Chili Bean Paste)
  • 2 EL helle chinesische Sojasauce (oder Fischsauce)
  • 1 EL schwarze Bohnenpaste
  • 1 Limette
  • 1 EL Palmzucker (oder brauner)
  • Salz
  • weißer Pfeffer
  • 300 g getrocknete breite Reisnudeln
  • Öl

Hackfleisch mit der Bohnenpaste vermischen. Hühnerfleisch würfeln, mit einer gehackten Knoblauchzehe und einem Esslöffel heller Sojasauce vermengen. Kurz marinieren lassen.

Die andere Knoblauchzehe und ein kleines Stück Ingwer abziehen, dann fein hacken. Frühlingszwiebeln diagonal in Stücke schneiden, weiße und grüne Teile dabei trennen.

Paprika ohne Stiel und Innenleben würfeln. Zwiebel schälen, halbieren und längs in Streifen schneiden.

Die Tomate wird entkernt und eine Zentimeter große Würfel geschnitten.

Weißkohl grob stifteln. Der knackige Kohl ist ein guter Ersatz für Keimsprossen, die ich nicht mehr hatte. In der fernöstlichen, besonders der chinesischen Küche, sind Mundgefühl und das Spiel mit verschiedenen Texturen fast schon die halbe Miete.  


Nudeln nach Packungsanweisung bissfest garen. Anders als italienische Pasta, schrecken wir ab und vermischen die Reisteigware mit etwas Öl. 


Öl im Wok heiß werden lassen. Huhn und Hackfleisch darin anbraten.

Bei den nächsten Schritten hat sich leider mein Akku verabschiedet. Egal, wir geben Knoblauch, Ingwer und weiße Frühlingszwiebeln dazu. Beginnt das Ganze zu duften, dürfen die roten Zwiebeln unter Rühren ein paar Runden im Wok drehen.

Sambal Oelek hinzufügen und die Nudeln einrühren. Alles gut durchschwenken. Paprika und Tomatenwürfel hinzufügen, mit Salz, Pfeffer, dem Saft der Limone, dem Zucker und dem Esslöffel dunkler Sojasauce würzen.


Inzwischen hat auch der Akku wieder etwas Power, rechtzeitig um zu dokumentieren, wie die Nudeln an den Rand geschoben werden, um den Eiern ein wenig Platz zu geben, in einer idealen Welt ohne Schale. Kurz stocken lassen, dann alles verrühren und nochmals abschmecken.


Mit grünen Frühlingszwiebeln servieren. Könnte ich immer essen.
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Flashback:



Heute vor einem Jahr: Comfort Food

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