Ich kann mich an ein chinesisches Restaurant in Hameln erinnern, das immer einen leckeren Hähnchensalat mit Kohl auf der Karte hatte. Die Marinade war eine Art Mayonnaise mit leichter Sesamnote. Eines Tages machte der Laden dann, warum auch immer, dicht und der Salat war somit verschwunden. Ich habe das dann irgendwann einmal nachgebaut und den Restaurantgeschmack ganz gut getroffen. Erst später bemerkte ich dann die Parallele zu einem bekannten Klassikern aus Sichuan, dem sogenannten Bang Bang Chicken oder Guai Wei Ji Si ("seltsam schmeckendes Huhn"). Eine Recherche ergab, dass besonders in Restaurants außerhalb Chinas die Sauce oft wie eine Art Mayonnaise herkommt. Ich habe mich heute mal an eine ziemlich authentische Version gewagt und es hat am Ende um einiges besser geschmeckt, als bisher, obwohl das auch schon vorher schweine- hühnerlecker war.
Wäre ich frivol veranlagt oder hätte mein Domizil in der Bundeshauptstadt, würden mir zum Namen Bang Bang Chicken sicher ein paar zünftige Zoten einfallen. Ich belasse es aber dabei, bloß auf das obszöne Potential hinzuweisen. Woher aber kommt der Name denn dann, wenn nicht von Schweinkram? Es ist ja auch kein koreanisches Essen, also fällt Oppa Gangman Style da als Erklärung auch weg. Die Antwort ist ganz einfach. So ein gekochtes Huhn, besonders als Suppenhuhn, wird oft nicht so richtig zart. Also bearbeitete man das Fleisch mit den typischen Küchenbeilen und um mehr Druck auszuüben, haute man mit einem Holzklöppel von oben auf die stumpfe Kante der Klinge. Dabei entstand dann der typische "Bang!" Klang. Später ging man dann dazu über, das Fleisch mit einem Nudelholz weich zu klopfen, was ja ebenfalls mit Geräusch verbunden ist - Bang! Bang!. Wenn man, wie ich hier, eine gute Poularde kocht, kann man sich das sparen, denn die bekommt man auch ohne stumpfe Gewalt zart.
Kümmern wir uns mal um die Marinade:
- 1 EL weißer Zucker
- 1 EL helle chinesische Sojasauce
- 1 EL dunkler chinesischer Essig (Chinkiang)
Diese Zutaten mit einer Prise Salz verrühren, bis sich der Zucker aufgelöst hat.
Dazu kommen dann:
- 3 EL Sesampaste
- 1 EL Chiliöl (gerne mit "Sediment")
Nochmals gut durchrühren und abschmecken. Wir wollen eine nussige, süß-saure und leichte Schärfe.
Hier habe ich ganz normal gekochtes Hühnerfleisch, dass ich nach dem Abkühlen einfach nur grob zerfasert habe.
Mit der Marinade verrühren.
Mit Gurke, Frühlingszwiebeln, ein wenig geröstetem Sesam und etwas grob gemörsertem Szechuanpfeffer anrichten. Wahnsinnig lecker, macht sich sicher auch auf einem Büffet sehr gut. Da bleibt mir nur: Daumen hoch und ein von Herzen kommendes 太好, sprich tài hǎo le, zu Deutsch: "Sehr gut!"
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Flashback:
Heute vor einem Jahr:Kartoffelsuppe mit Steinpilzen und Pfifferlingen
pfffffffffft, als wenn mir als erstes gangbang huhn eingefallen wäre. nie nicht.... äh doch ;-)
AntwortenLöschenUnd deshalb liebe ich dich.
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