Samstag, 23. Mai 2020

The Vesper - shaken, not stirred


1953, ein charmanter Mann im Smoking tritt an die Bar des Casinos und bestellt lässig einen trockenen Martini: "Drei Maß Gordon's, ein Maß Wodka und ein halbes Maß Kina Lillet. Gut schütteln, bis es eiskalt ist und dann ein langes dünnes Stück Zitronenschale dazu. Mitbekommen?" Wer ist dieser Kerl? Ganz einfach, der Name ist Bond, James Bond., auch bekannt als 007, unterwegs für den MI6, um im Auftrag Ihrer Majestät die Welt von Superschurken zu befreien, natürlich mit der Lizenz zum Töten. Ian Flemming, der Schöpfer diese Figur, hat mit seinem Vorzeigeagenten auch diesen Drink unsterblich gemacht: eine Variante des Wodka-Martini, später nach Bonds Flamme Vesper Lynd benannt. Dieses ikonische Getränk möchte ich heute einmal genauer vorstellen, gerade weil diesbezüglich in Deutschland einige Missverständnisse herrschen. Ich bin aber ehrlich und warne vor: das ist kein süffiges Trinkerlebnis, sondern eine herb-bittere Angelegenheit, die sicher nicht jeden Geschmack treffen wird. Wer also nur die Lizenz zum Schubsen oder mit Sand werfen hat, wird hier keine Freude dran haben.  


Der Begriff Martini führt hierzulande, wo es eigentlich keine so ausgeprägte Cocktail- oder Longdrinkkultur gibt, zu Zweideutigkeiten. Wer sich also eine Flasche Martini Bianco kauft und den mit Wodka mixt, wird zwar üble Kopfschmerzen bekommen, aber keinen Wodka-Martini. Wir müssen also zwischen dem meist süffigem Martini in Flaschen (Markenname für eine Werrmutsorte) und dem Martini als Cocktail unterscheiden. Letzterer enthält zwar neben Gin auch Wermut, aber erstens nur sehr wenig und zweitens dann einen sehr trockenen Vertreter seiner Art. Für einen Wodka-Martini (oder Vodkatini) wird klassischerweise der Gin durch Wodka ersetzt. Das musste ich aber auch erst einmal nachlesen. Bei dieser Variante muss aber der Wermut dem Wodka Platz machen. Und da wäre wir schon wieder bei James Bond.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Bond Drinks ist Lillet, ein Verschnitt aus Weinen und Fruchtlikören, der 17% Alkohol aufweist. Es gibt da mehrere Varianten, wir wollen den hellen, den Lillet Blanc. Dumm nur, dass die Rezeptur 1986 geändert wurde und der wirklich originale Bond-Drink somit eigentlich nicht mehr nachzumixen ist. Der Lillet, den man heutzutage bekommt, ist wesentlich sanfter. Um dem entgegenzusteuern kann man mit einem Tropfen Angostura Bitter nachhelfen. Aber Vorsicht! Mehr als ein Tropfen und der Drink schmeckt nach Opas Mundwasser.


Im Roman Casino Royale (und auch im gleichnamigen Film) besteht der Vesper aus:
  • 3 Teilen Gin
  • 1,5 Teilen Wodka
  • 1/2 Teil Lillet
  • einem Streifen Zitronenschale
  • Eis zum Shaken 
Material:
  • Shaker
  • Strainer/Sieb
  • Martiniglas (eisgekühlt)
Die International Bartenders Association (IBA) listet das Gemisch mittlerweile mit dieser Rezeptur:
  • 6 cl Gin
  • 1,5 cl Wodka
  • 0,75 cl Lillet Blanc
Im Deutschen hört man oft das falsche Zitat "Gerührt, aber nicht geschüttelt". Dabei heißt es im Original "Shaken, not stirred". Warum ist das besonders? Nun, normalerweise werden Cocktails auf Ginbasis nicht geschüttelt, da der Wachholderschnaps so zu stark abkühlt, die Aromen verloren gehen und nur die Bitterheit bleibt. Soweit die Theorie. Bond hatte da offensichtlich andere Vorstellungen.


Also geben wir Gin, Wodka, Lillet und zwei, drei Eiswürfel in einen Shaker und schütteln das Ganze dann gut zehn Sekunden durch. Das seien wir dann durch ein feines Sieb in ein Martiniglas (bei Bond 1953 eine Sektschale, da Martinigläser damals deutlich kleiner waren) und fügen einen dünnen Streifen Zitronenschale hinzu. Dann nehmen wir einen Schluck, setzen alles auf die 17 schwarz, lehnen uns zurück und achten auf den Glatzkopf mit dem Metallgebiss, dabei justieren wir schon mal die Laserkanonen in unseren Manschettenknöpfen.
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Flashback:


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