Dienstag, 4. August 2020

Koreanische Feuernudeln - Challenge


Nun wird es mal so richtig eklig und ich breche mit allem, für das dieser Blog je gestanden hat. Wir essen heute nämlich Instant-Nudeln und nehmen damit inoffiziell an einer dieser unsäglichen Challenges teil, die das Internet und besonders YouTube wie die Sporen eines Schimmelpilzes durchziehen. Normalerweise ignoriere ich sowas, aber was ist in diesen Zeiten schon normal. Sonntag abend habe ich ein Video gesehen, in dem drei meiner Lieblingsfood-YouTuber - Sonny Side (Best Ever Food Review Show), Trevor James (The Food Ranger) und Mark Wiens (Migrationology) sich online trafen, um gemeinsam scharfe Instantnudeln aus Korea zu essen. Das ist wohl gerade ein Trend und es gibt unzählige Videos, in denen sich Leute beim Essen und folgendem Feuerspucken filmen. Nun bin ich kein Freund solcher Fertiggerichte, aber ich dachte mir es wäre ein gute Gelegenheit, mal zu testen, wie es um mein Schärfeempfinden im Vergleich zu den drei Pros bestellt ist. Da diese Nudeln weltweit gleichschmecken, sind sie eine gute Messlatte. Also Sonntag nachts bestellt und heute mittag um 12 Uhr bereits geliefert - das nennt man mal schnell.


Die Nudeln sind laut Hersteller nicht nur spicy, sondern 2x spicy. 블닭븎음면 bedeutet so viel wie "gebratene Hühnernudeln", der Vorsatz 핵 steht für "nuklear". Nudeln nahe der Kernsschmelze also.  


Die Zutaten lesen sich nicht ganz so schlimm, wie befürchtet. Zwar sicher nicht wirklich gesund, könnte aber schlimmer sein.


Pro Portion gibt es ein Paket Ramen oder sowas ähnliches, ein Saucentütchen (액상스프 = flüssige Suppe) und Päckchen mit Sesamkörnern und Seetangflocken.


Die Sauce färbt schon mal wie nichts Gutes.


Nudeln fünf Minuten sanft köcheln.


Wasser bis ein paar Löffel abgießen und Sauce einrühren. 30 Sekunden durchschwenken.


Flocken drüber und fertig. Ist das scharf? Ja, das ist scharf, sehr scharf sogar. Unerträglich scharf? Nein, sicher nicht. Aber es ist eine "leere" Schärfe, ohne Aroma. Das schmeckt in etwa so, wie gekörnte Hühnerbrühe mit Paprikapulver, etwas Sojasauce und einem Schuss Capsaicin-Extrakt aus dem Labor. Ohne die künstliche Schärfe wäre das vergleichbar mit diesen fürchterlichen Paprika-Ecken aus dem Chipsregal. Ich habe jetzt noch, eine Stunde später, einen Geschmack im Mund, als ob ich einen Brühwürfel gelutscht hätte. Wie gesagt, scharf ist das und wer gerne dieses Brennen auf Zunge und Lippen hat, sonst aber auf Aroma verzichten kann, wird das gut finden. Für mich ist solche Schärfe sinnlos. Ich kann das ertragen und da wäre sicher noch Luft nach oben. Die drei Blogger haben dann auch zu Showzwecken doppelte Saucenmengen genommen und mit Chiliöl nachgewürzt. Mark, der in Thailand lebt, hat es auf die Spitze getrieben und noch pro Bissen eine grüne Bird's Eye Chili mitgegessen. Könnte ich vielleicht auch mitgehen, aber sicher nicht mit diesen Nudeln. Ich glaube, ich spende die restlichen vier Portionen aus dem Paket ans lokale Seniorenheim oder einen Kindergarten. 


Aber es gab heute auch erfreuliches. Waldspaziergang im Weenzer Bruch, beziehungsweise der Duinger Seenplatte. Das ist ein renaturiertes Braunkohlegelände zwischen Hameln und Hildesheim. Bekannt ist vielleicht der Humboldtsee mit seinem Campingplatz und offiziellem Badestrand. Daneben liegt der Bruchsee, der fast skandinavische Qualitäten hat und in dem man ebenso, wenn auch auf eigene Gefahr, baden darf. Tretboote kann man da auch mieten, wenn der kleine Kiosk geöffnet hat. 


Rundgang um den Bruchsee.


Der Bruchsee. Sieht doch ein wenig wie Schweden aus, oder? Da fehlt jetzt nur noch ein Elch. Dabei ist das eigentlich "nur" eine alte aufgegebene Braunkohlegrube, die nach Abschalten der Pumpen in den 60ern mit Grundwasser vollgelaufen ist. Mit Schein darf hier auch geangelt werden. 


Gepicknickt haben wir auch.


Dann habe ich hier noch aus den Westerhäusischen Schlossteichen Störe geangelt und massenweise Kaviar geerntet. Quatsch natürlich, das sind Hollunderbeeren vom eigenen Baum die morgen vermutlich zu Gelee verarbeitet werden.
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Flashback:


Heute vor zwei Jahren: Prosciutto e Melone

4 Kommentare:

  1. Das war ja quasi ne Mutprobe..wenn auch eine eklige :O da sieht das Picknick ja 100mal schmackhafter aus :)

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    1. Ich wollte ja nur mal sehen, wie ich im Vergleich zu anderen stehe und da diese Fertignudeln weltweit gleich sind, war das die Gelegenheit. Geschmacklich hat mir das gar nichts gegeben.

      Der Punkt ist, das Schärfe als Selsbtzweck keinen Sinn macht. Klar, man kann alles immer schärfer machen und diverse "Death-Saucen" zeigen das ja auch durch den Einsatz von synthetischen Capsaicin, weil natürliche Chilshärfe für einige nicht genug ist. Und ab einem gewissen Punkt, ist die Scovillezahl dann ohnehin egal, weil die Schmerzrezeptoren auf der Zunge völlig überlastet sind. Das ist dann nur noch fürs Ego oder Klickzahlen auf YouTube. Und ob das, was im Video gezeigt wird, auch immer das ist, was wirklich passiert ist - wer weiß das schon?

      Aber letztlich war es gar nicht so scharf, zumindest nicht so, dass man weinen muss oder Anfälle bekommt. Die Nase wird schön frei. Was bleibt ist aber dieser Geschmack, als wenn man einen ganzen Brühwürfel weggelutscht hätte. Das habe ich nun davon, wenn ich einmal mit meinen Prinzipien breche. Aber ich will hier ja authentisch sein und verschweige deshalb nichts.

      Ab nun aber wieder straight.

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  2. Haha, ja so einen ähnlichen "Contest" hab ich mir auch schon mal in Asien mit einem Einheimischen geliefert, so nach dem Motto wer erträgt die schärfsten Chilischoten..klar konnte ich nur verlieren, weil meine Geschmacksknospen auf der Zunge nicht so trainiert waren und letztendlich hats dann auch nur den Geschmack der eigentlichen (leckeren) Speisen überdeckt, also völlig sinnfrei :)

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    1. Schärfe ist ja kein Geschmack, sondern eine Reizung der Schmerzrezptoren auf der Zunge. Vögel beispielsweise, empfinden gar keine Schärfe. Was ja in derNatur auch SInn macht. Wenn Vögel, die ja keine Zähne haben, Chilischoten fressen, wandern die Kerne weitgehend unbeschadet durch den Verdaungstrakt, werden wieder ausgeschieden und helfen der Pflanze bei der Verbreitung. Säugetiere kauen die Nahrung aber und beschädigen die Samen dabei. Also hat die Pflanze Schärfe entwickelt, um von kauenden Fressfeinden geschützt zu sein. Sie konnte aber nicht damit rechnen, dass es Leute gibt, die den Schmerz, dass das Capsaicin im Mundraum verursacht, von der scheinbar pathologisch masochistisch veranlagten Menschheit geliebt wird.

      Schärfemäßig bin ich zweimal an die Grenzen meiner Möglichkeiten gelangt. Das eine war eine klare thailändische Hühnersuppe, auf der eine fingerdicke Schicht an gehackten Thai Bird's Eye Chilis schwamm. Das andere war ein Lammgericht mit Spinat beim Inder, das ich in meiner Vermessenheit - Wahlmöglichkeiten: scharf, extra scharf, indisch scharf - als "indisch extra scharf" bestellt hatte. Gut, das ist auch schon fast dreißig Jahre her und vermutlich käme ich damit heute wesentlich besser klar ...

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