Mittwoch, 16. Dezember 2020

Coney Island Chili Dog


Coney Island ist der südlichste Zipfel des New Yorker Stadtbezirks Brooklyn. Der Name hat nichts mit US-Auswanderer Conny Reimann zu tun, sondern stammt aus dem Niederländischen - wir erinnern uns, New York hieß zunächst New Amsterdam - und bedeutet übersetzt "Kaninchen-Insel". Hier stehen die berühmten Vergnügungsparks, unter anderem mit dem ikonischen, aber auch nicht ungefährlichen Parachute Jump. Direkt daneben befindet sich Little Russia mit seinen Zwiebeltürmen und Ladenschildern, die teilweise auch in Kyrillisch beschriftet sind. Ebenfalls in Coney Island - und das bereits seit 1916 - findet man Nathan's Restaurant, nun Teil der Kette Nathan's Famous. Berühmt ist man besonders für seine Hot Dogs, insbesondere den Chili Dog, den Firmengründer Nathan Handwerker, ein polnischer Immigrant, mit seiner Frau Ida vor über 100 Jahren kreierte. Die Entstehung ist wohl auf den Einfluss der Küchen Griechenlands und des Balkans zurückzuführen. 

Ich möchte euch heute, zumindest in meiner Küche, nach Coney Island mitnehmen. Wir werden zwar nicht Achterbahn fahren, aber immerhin könnt ihr beobachten, wie ich versuche,
den Coney Island Chili Dog nachzubasteln.


Chili Dogs gibt es nicht nur in New York City, auch in Michigan, besonders in Detroit und natürlich in Texas gehören sie zum normalen Fastfood-Vergnügen. Das Prinzip ist (fast) immer gleich. Länglicher Bun, Hot Dog-Wurst, scharfe Hackfleischsauce, Senf, Zwiebeln. Nur die Konsistenz der Sauce kann variieren.  


Die Idee des Hot Dogs ist genau wie die aller Sandwiches: man soll sie unterwegs, im Stehen, im Stadion, beim Picknick oder sonst wo einfach und ohne Besteck und viel Geschirr essen können. Ist hier nicht ganz so einfach, also sollte man schon immer eine Servierte oder ähnliches zur Hand haben, damit man nicht sich oder dem Nachbarn die Schuhe vollkleckert.


Für die Chilisauce (ergibt genug für mindestens 10 Hot Dogs, lässt sich aber perfekt einfrieren):
  • 400 g Rinderhackfleisch
  • 2 L Chili-Würze
  • 2 EL Tomatenmark
  • 1/2 Gemüsezwiebel (oder eine normale)
Beim Chili-Würzer müssen wir aufpassen. Damit ist nicht pures, gemahlenes Chilipulver, wie zum Beispiel für die indische Küche gemeint, sondern in amerikanischen Rezepten immer eine Würzmischung für Chilis. Die enthält nämlich neben Chilis auch noch Paprikapulver, Kreuzkümmel, Oregano und anderes. Kann man so kaufen (Chili-Würzung, Chili-Gewürz) - ein Blick auf die Zutaten hilft da weiter. Ich mag aber fertige Mischungen nicht so und gehe da selber ran:
  • 1 EL Paprikapulver (edelsüß)
  • 1 TL Cayenne
  • 1 TL Kreuzkümmel
  • 1 TL Oregano
Das ist ein Basismischung. Je nach Geschmack könnt ihr die Cayennemenge erhöhen, dafür weniger Paprika nehmen oder umgekehrt.
 

Fast vergessen: 
  • 1 EL brauner Zucker
  • 1 EL amerikanischer Senf
  • 1 EL Worcestershiresauce
Des Weiteren
  • Hot Dog Buns
  • Zwiebel
  • Salz
  • Pfeffer
  • Butter

Zwiebel fein würfeln und mit dem Hackfleisch in etwas Butter krümelig braten. Dann Salz, Pfeffer und die Gewürzmischung untermischen.

Beginnt letztere zu duften, dürfen Tomatenmark und 300 Milliliter Wasser, sowie Senf, Zucker und Worcestersauce in die Pfanne. Rühren und alles auf kleinerer Flamme zwanzig Minuten köcheln lassen, bis eine "streichfeste" Masse entstanden ist. Nochmals abschmecken - wir zielen hier auf einen tomatigen, angenehm scharfen und mit leicht süßlich-saurem Hinterton versehenden Geschmack - und fertig.


Für die Zubereitung der Würstchen gibt es mehrere Möglichkeiten. Sie werden entweder gedämpft, in einem würzigen Sud mit Zwiebeln. Lorbeer und Gewürzen gebrüht (dann heißen sie dirty water dogs) frittiert oder, wie bei Nathan's gegrillt. Bei der Wurst ist wichtig, dass die Pelle beim Reinbeißen einen leicht knackigen Widerstand (snap) bietet. Auch bei der Wahl der Würstchen (franks) bin ich ganz mit den New Yorker Fastfood-Experten: bei mir kommt nur Knacker aus 100% Rind ins Brötchen. 


Im Nathan's werden die Würste auf einem flat top (plancha) gegrillt, dann ins Brot gesteckt und kopfüber an der Seite der heißen Platte warmgehalten. Das Brötchen hat so auch noch die Chance etwas weich zu "dämpfen". Dann kann man sich den obigen Schritt, die Buns mitzutoasten, nämlich sparen.


Hierzu muss ich sagen, dass ich mich ein wenig ärgere. Da bin ich mal faul und backe keine eigenen und dann greife ich beim Kauf gleich ins Klo. Die hier waren bereits fertig eingeschnitten und zwar nicht seitlich, sondern von oben. Für diese Art von Hot Dog absolut ungeeignet, weil die Fülltiefe nicht hoch genug ist. Passt also beim Kauf auf.


Nachtrag: Und da ich sowas nicht auf sich beruhen lassen kann, habe ich heute morgen gleich noch mal einen Coney Island Dog gebastelt, diesmal mit "vernünftigen" Buns. Sieht gleich besser aus (finde ich) und ist unendlich einfacher zu essen. Ich habe hier sogar, wie im Original weiße Zwiebeln als Topping genommen, obwohl ich die roh eigentlich gar nicht mag.

Die Wurst kommt also in das Bun, darauf dann die Chilisauce, Senf und Zwiebelwürfel. Ach ja, da die franks zu kurz waren, beim Hot Dog die Enden aber herausschauen sollen, habe ich pro Sandwich eineinhalb Würstchen genommen.  


Ansonsten haben wir hier ein leckeres, wenn auch tropfendes Mahl für Zwischendurch. Wenn man das Bun selbst backt und bei Wurst und Hackfleisch auf Qualität achtet gar nicht mal so ungesund. Schlecht ohnehin nicht, sonst wäre es nicht seit 1916 so beliebt.
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Flashback:










Heute vor zwei Jahren: Linguine mit Tomaten und Rucola

4 Kommentare:

  1. was genau is amerikanischer Senf?

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    1. Ein sehr gelber (meist mit Kurkuma gefärbter), eher milder Senf, der so ziemlich nichts mit der klassischen Dijon-Senf Methode zu tun hat. Ideal aber für Fastfood.

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