Dienstag, 11. Februar 2020

Murgir Jhol - bengalisches Huhn mit Kartoffeln


Momentan habe ich einen Heißhunger auf Currys und auch die Sous-Chefin hat ihren Geschmack dafür entwickelt. Mein malaiisches Nyonya Huhn neulich kam scheinbar so gut an, dass für heute etwas ähnliches gewünscht wurde. Der erste Dienstag im Monat ist bei mir meist kurz, perfekt also, um ein derartiges, vergleichsweise zeitaufwendiges Unterfangen in Angriff zu nehmen. Currys sind in ganz Südostasien beliebt und in gewisser Weise ähneln sie sich alle, trotzdem ist die Vielfalt groß und es gibt immer etwas neues zu entdecken. Diesmal hat es mich nach Bengalien verschlagen, eine Region, die teilweise in Nordindien, zum anderen Teil im eigenen Staat, nämlich Bangaldesch liegt.


Für die bengalische Küche ist Senföl charakteristisch. Das steht in Europa in keinem guten Ruf und wird auch in Asia-Läden meist mit dem aufgedruckten Warnhinweis "Nur zur äußeren Anwendung" verkauft. Bengalen sind aber verrückt danach und ziehen es dem Ghee jederzeit vor. In Indien mag es sicher bedenkliche Öle mit einer hohen Konzentration an für Menschen schädlichen Erucasäure geben, die hier erhältlichen Produkte sind aber völlig undenklich. Wer sicher gehen will, erhitzt das Öl einmal zum Rauchpunkt, dann ist das giftige Glycerid verdampft. Also greifen wir zu Senföl, denn der Geschmack lässt sich nicht ersetzen und Ghee ist nach Meinung der Bengalen etwas für reiche Wichtigtuer mit zuviel Geld.

Wie bei den meisten nordindischen Currys arbeiten wir hier nicht mit Kokosmilch, sondern mit Joghurt. Die Sauce ist moderat scharf und eher dünn. In englischen Rezepten habe ich oft die Bezeichnung runny curry gefunden. Zu Reis ist das perfekt.


Zunächst kümmern wir uns um das Hühnerfleisch. Das muss nämlich mariniert werden. Ideal wäre Fleisch am Knochen, ich habe heute hier aber Brustfilet genommen.

Für vier Portionen: 
  • 600 g Hühnerbrust oder 1 kg Hühnerfleisch mit Knochen (ohne Haut)
  • 200 g Joghurt
  • 1 EL  Senföl
  • 1/2 TL Knoblauch-Ingwerpaste
  • 1/2 TL Kurkuma
  • 1/2 gemachlene Koriandersaat
  • Salz
Knoblauch-Ingwerpaste ist schnell gemacht, man muss nur beide Zutaten geschält und zu gleichen Teilen zu Püree mörsern oder mahlen.


Ein ganzes Huhn am Knochen zerteilen wir an den Gelenken, zum Beispiel in Unter- und Oberschenkel, Flügel und so weiter. Die Hühnerbrust schneiden wir in vier Zentimeter große Würfel.

Alle Zutaten gut vermischen und das Huhn marinieren lassen. Vier Stunden sind Minimum, acht Stunden wäre super und über Nacht sogar optimal. Der Joghurt lässt das Fleisch schön zart werden.


Als weiteres brauchen wir Kartoffeln, in etwas vier Stück, also eine pro Person. Ich nehme hier festkochende.


Die Knolle in vier oder sechs Stücke schneiden, mit Salz un Kurkuma würzen und in Senföl von allen Seiten goldgelb braten.


So darf das aussehen.


Wie gesagt, wir brauchen einiges. Da wären dann:
  • 1/2 TL gemahlene Koriandersaat
  • 1 TL Knoblauch-Ingwerpaste
  • 1 TL Kurkuma
  • 2 TL mildes Chilipulver (vorzugsweise Kashmiri Mirch)
  • 2 EL Senföl
  • 2 TL gemahlener Kreuzkümmel
  • 1/2 ganze Kreuzkümmelsamen
  • 1 TL Garam Masala
Mit Chilipulver ist nicht diese Fertigmischung gemeint, die als "Chilipulver" verkauft wird und wegen Beigabe von Kreuzkümmel und Oregano eher für mexikanische Gerichte taugt. Da muss man schon das Etikett lesen. Wir brauchen reine, gemahlene Chili. "Paprika rosenscharf" wäre da eine Alternative oder auch Cayennepfeffer. Ich nehme indisches Kashmiri Mirch. Das besteht, wie der Name vermuten lässt, aus Kashmiri-Chili. Die sind von der Schärfe her eher moderat. Das Pulver hilft aber die Sauce leicht anzudicken und gibt der Sauce nebenbei auch noch eine schöne Farbe.


Des Weiteren:
  • 2 Tomaten oder vier Esslöffel stückige Tomaten aus der Dose
  • 1 Lorbeerblatt
  • 2 getrocknete rote Chili (vorzugsweise Kashmiri Chili)
  • 5 Zwiebeln
  • 2 Nelken
  • 4 grüne Kardamomkapseln
  • 1 Zimtstange
  • 2 grüne Chili (hier Jalapeño)
Außerdem sehr wichtig:
  • 1 EL Zucker
Einzige Vorbereitung: Zwiebeln schälen und in Streifen schneiden und Tomaten - wenn ganz benutzt werden - häuten und fein würfeln. 


Öl in einem Wok erhitzen, Lorbeer, Zimt, Nelke, Kardamom und ganze Kreuzkümmelsamen hinzufügen. 


Wenn die Gewürze duften, fügen wir den Zucker hinzu und lassen ihn karamellisieren. Er soll schön dunkel werden, aber nicht schwarz und bitter.


Zwiebeln dazugeben und glasig braten.


Knoblauch-Ingwerpaste hinzufügen und kurz mitbraten lassen. Gemahlenen Koriander, Kreuzkümmelpulver, Kurkuma und Chilipulver hinzufügen.


Ist alles gut vermischt und duftet fein, darf die Tomate auf das Spielfeld.


Es gibt jetzt auch keine Grunde mehr, dem Huhn seine ursprüngliche Bestimmung zu verweigern. Also rein in den Wok und auf kleiner Hitze brutzeln lassen. Sollte etwas drohen anzubrennen, kann man jederzeit etwas Wasser hinzufügen.


Nach zehn Minuten sollte sich Flüssigkeit im Topf gebildet haben und das Ganze müsste beginnen zu schmoren. Eventuell setzt sich oben auch etwas Öl ab. 

Kartoffeln vorsichtig unterheben und sanft weitere fünf Minuten schmoren lassen. 


Parallel dazu bringen wir 800 Milliliter Wasser zum kochen und gießen es an. Nun kommen die grünen Chili - man kann sie längs einschneiden - in das Bratgefäß. Abdecken und noch mal zehn Minuten leicht köcheln lassen.


Mit Garam Masala würzen und abschmecken. 


Ein Klecks Joghurt und viel Koriander runden das Ganze schön ab. Die Sauce ist, wie gesagt, nicht dicklich, sondern eher dünn, aber voller Geschmack. Die leichte Schärfe ist warm und wohltuend. Eigentlich genau das richtige Rezept, um an stürmischen Tagen Leib und Seele zu wärmen.


Dazu passt einfacher gelber Reis. Dafür einfach ein wenig Kurkuma und nach Wunsch ein Stück Zimt und/oder zwei grüne Kardamomkapseln an das Kochwasser geben. Das weckt den bengalischen Tiger in dir.
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Flashback:


Vorgestern vor einem Jahr: Nashville Hot Chicken

2 Kommentare:

  1. Super, muss ich mal machen..hätte vllt statt Pulver frische Chilis benutzt :) achso, und falls du auf bengalische Küche stehst, kann ich dir die 5 Gewürzemischung empfehlen, ne nicht die asiatische, sondern die indische (vor allem beliebt in Bangladesh und Ostindien) namens Panch Phoron, gibts fertig aber besser selbst mischen, dann hat man immer soviel wie man braucht :)

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    1. Panch Phoron kenne ich, hatte ich nur irgendwie vergessen. Danke für Erinnerung.

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