Die Sous-Chefin ist gerade auf Klassenfahrt. Nicht das erste Mal, aber diesmal ist es anders. Früher kam einem das Haus ohne Kind so leer und still vor. Heute vergehen auch so Tage, an denen ich das Töchterlein nur flüchtig oder gar nicht zu sehen bekomme, da sie sich in ihrem Zimmer verschanzt, liest, Musik hört oder anderen altersgemäßen Beschäftigungen nachgeht. Das erinnert mich immer an einen alten Studienkollegen, der als Haustier eine Vogelspinne hatte. Das heißt, in seinem Zimmer stand ein Terrarium mit Sand und einem Stein. Die Spinne war nie zu sehen und er konnte sich nur sicher sein, dass sie noch lebte, wenn er alle halbe Jahre mal eine Heuschrecke hineingab und der Arachnide zum Essen hervorkam. Ich habe da einen ähnlichen Trick. Wenn ich wissen möchte, ob das Kind noch da ist, schalte ich kurz den W-LAN Router ab. Wenn dann stante pede von oben ein verzweifeltes Fluchen ertönt, weiß ich: "Alles klar, kein Grund zur Sorge".
Der Vorteil, der für mich aus der Klassenfahrt erwächst ist, dass ich Dinge kochen kann, die die Sous-Chefin nicht so gerne mag, wie zum Beispiel - warum auch immer - Risotto. Die Gattin und ich mögen es, Zeit also, mal so richtig zuzuschlagen. Auf dem Plan stand ein einfaches Risotto mit Steinpilzen. Da kann man getrocknete Ware nehmen, aber auch frische geht gut. Am besten natürlich direkt aus dem Wald geholt. Im Notfall kann man für ein Risotto aber auch auf gefrorene Steinpilze zurückgreifen. Das sie beim Braten mehr Wasser abgeben, weil die die Zellwände durch Frostkristalle beschädigt sind, ist nicht so tragisch, im Gegenteil. Die Flüssigkeit wird ja vom Reis aufgesogen und der Geschmack geht nicht verloren.
Für drei gute Portionen, also primo piatto auch für sechs:
- 300 g Risottoreis
- 1 Zwiebel
- 400 g Steinpilze (küchenfertig geputzt)
- 80 ml Weißwein
- 1000 ml helle Hühnerbrühe
- 50 g Butter
- 50 g Parmesan
- Petersilie
- Salz
- Olivenöl
Tiefgefrorene Steinpilze kann man vorher auftauen, muss man aber nicht. Grob schneiden reicht als Vorbereitung. Käse reiben und Brühe heiß werden lassen.
Zwiebeln pellen, fein würfeln und in Olivenöl anschwitzen.
Reis mit antoasten.
Pilze hinzugeben, Wein angießen und komplett reduzieren lassen.
Soviel heiße Brühe angießen, dass alles gut bedeckt ist. Ich salze jetzt auch, da meine Brühe ohne Salz gekocht ist.
Köcheln lassen, dabei immer schön mit einem Holzlöffel rühren.
Köcheln lassen, dabei immer schön mit einem Holzlöffel rühren.
Erst wenn die Brühe eingekocht ist, den nächsten Schwung angießen und rühren, rühren, rühren. Nach etwa siebzehn Minuten sollte der Reis gar sein, aber immer noch leicht Biss haben. So will ich das. Die Brühe ist fast aufgebraucht und der Risotto (ja, das Gericht ist in Italien grammatisch maskulin) schon schön schlotzig. Das wird noch cremiger, wenn wir nun Butter und Käse unterrühren.
Auch gehackte Petersilie darf zum Reis.
Risotto servieren. Wenn man von unten mit der Handfläche gegen den Teller klopft, soll der Reis wie Lava auseinanderlaufen. So muss das.Herrlich, darin könnte ich baden und mich dabei daran dumm essen. Mal sehen, was es morgen gibt. Eine Idee habe ich schon.
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Flashback:
Gestern vor einem Jahr: Balti Chicken
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