Donnerstag, 6. Januar 2022

Onsen-Ei auf Toast


Was ist vermutlich eins der ersten Dinge, die man mit einem Sous-Vide-Gerät garen wird? Ja, sie da ganz links in der dritten Reihe mit der roten Jacke? Ein Onsen-Ei? Jawohl, herzlichen Glückwunsch, Sie haben gewonnen. Drücken Sie jetzt bitte auf den Knopf mit der Aufschrift "Gewinn einfordern" an der Unterseite ihrer Tastatur. Vielen Dank. Aber wovon reden wir hier überhaupt? Onsen-Ei? Eigentlich sollte das ja heutzutage keiner größeren Erklärung mehr bedürfen, denn irgendwie hat dieses Hühnerprodukt in den letzten Jahren unter Feinschmeckern einige Berühmtheit erlangt. Aber für all jene, die jetzt gerade etwas im Dunklen tappen, hier eine kurze Erläuterung. Das Onsen-Ei stammt aus Japan, wo man es in etwa 65 °C heißen Quellen gart. 


Eier kann man auf die verschiedenste Art und Weise garen. Man kann sie dierekt in kochendes Wasser geben oder sie mit kaltem Wasser aufsetzen. Auch das angepeilte Ziel ist äußerst unterschiedlich. Mal ist das Eigelb hart, dann wieder wachsweich oder gar flüssig. In den meisten Fällen wird man aber darauf aus sein, dass das Eiweiß komplett gestockt ist, es sei denn man rührt sich ein rohes Ei in den Proteindrink. Beim Onsen-Ei ist alles anders. Traditionell werden sie in etwas 65 °C heißen Quellen gegart. Obwohl auch das Eiweiß - das eben nicht hart ist - auch gegessen wird, ist der eigentlich Schatz das Eigelb. Es hat durchgehend den gleichen Garpunkt, der von leicht flüssig bis butterig-cremig reicht. Das Onsen-Tamago, wie es in Japan heißt, lässt sich ohne eigene heiße Quelle im Garten am besten mit der konstant niedrigen Temperatur eines Sous-Vide-Geräts erreichen.  


Ich habe hier Bio-Eier genommen. Die haben meist schönerer Dotter und mehr Geschmack.


Eigelb stockt bei 65 °C, also bleiben wir knapp darunter. 64,5 °C sind ideal. Nach 45 ist der Dotter noch leicht flüssig, nach einer Stunde dann zart cremig.


Die Eier lösen sich wunderbar aus der Schale. Das Eiklar ist noch weich, aber nicht unangenehm glibberig. Es mag wie Verschwendung klingen, aber mir geht es heute nur um das Eigelb. Das pulen wir nun vorsichtig heraus. Wenig grobmotorisch veranlagten Menschen als mir, gelingt das sicher eleganter.


Ich stelle euch heute eine Version vor, die von Jean-Georges Vongerichten, einem französisch stämmigen Sternekoch aus den USA, inspiriert ist. Dazu schneiden wir uns ein paar Toastscheiben so zurecht, dass sie groß genug für zwei Dotter sind und toasten sie in etwas Butter goldgelb an.  


Nun das Eigelb auf einem Toast platzieren. Ein wenig Salz (Fleur de Sel) und Pfeffer schaden nicht. Trüffelscheiben (hier Scorzone, also schwarze Sommertrüffel) sind immer eine nette Beigabe zu Ei.


Noch eine Toastscheibe oben auflegen. Auf diese kommt Kaviar. Da hatte ich heute zwar nur den billigeren von der Forelle. Ich habe zusätzlich noch etwas Crème Fraîche und mehr Trüffel dazugegeben. 


Hier kann man sehen, wie streichzart und cremig der Dotter ist. Das Tamago aus Japan hat durch die heißen Quellen noch einen mineralischen Geschmack. Vielleicht werde ich deshalb beim nächsten Mal noch etwas Kala Namak, das leicht schweflige "Schwarzsalz" der indisch-pakistanmischen Küche zum Fleur de Sel mischen. Und ein nächstes mal wird es mit Sicherheit geben.
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Flashback:










Heute vor drei Jahren: Ragù - Aubergine - Paprika

4 Kommentare:

  1. besterhausen aus besterhausen can

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  2. Oha, diesmal die immerhin für mich bislang erste schlüssige Anwendung von so nem Sous-Vide - Stöckchen.
    Eier perfekt onsenmäßig kochen, really great . haha...wonderful, really.

    Ernstlich, die Idee, so ein Steak oder nen feinen Fisch quasi in ein Kondom einzupacken und dann darin zu
    garen fand ich immer mehr als abartig...
    Der diesbezügliche Gipfel war ein Youtubevideo, in dem einer den Beweis erbracht hat, dass man sein
    Steak auch in einem ganz ordinären Spülmaschinendurchlauf superzart auf den Punkt bringt...Gehts noch??!

    Dennoch: experimentiere bitte hübsch weiter und berichte darüber;
    vielleicht komme ich ja dann auch mal auf den Trichter.
    Wenigstens braucht ja so ein Gimmick anscheinend nicht viel Platz zum verstauen und scheint auch in einem ganz
    normalen großen Kochtopf zu funktionieren. Schon mal positiv.

    Darf man mal nachfragen, was denn deine Spielsachen ( Stick & Vakuumierer) so grob gekostet haben??


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    1. Beides hat mich zusammen 140,-€ gekostet. Platz nimmt es auch nicht groß weg und ja, es ist in einem Topf betreibar. Es solte nur so einghängt werden, dass zum Topfboden noch Platz ist.

      Ich finde schon, dass auch Steak "rückwärts" garen seine Berechtigung hat, besonders wenn du Gäste hast. Du bringts das Fleisch ganz entspannt zum gewünschten Garpunkt und musst nachher nur noch drauf achten, dass es schön aufgeknuspert wird. Das vereinfacht einem die Sache spürbar. Der Spülmaschinen-Lachs geistert ja schon ein paar Jahre durch die einschlägigen Foren, aber die Maschine hält die Temperatur die konstant und ist da auch viel zu ungenau. Gerade beim Onsen-Ei können 0,5 °C mehr oder weniger kriegsentscheidend sein.

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