Montag, 3. Januar 2022

Sichuan Hotpot


Wer mich kennt weiß, dass ich von der Küche der chinesischen Provinz Sichuan besessen bin und mit allen mit zur Verfügung stehenden Mitteln versuche, sie hier bei mir so authentisch wie nur irgendwie möglich nachzukochen. Wer in Großstädten lebt, hat vielleicht das Glück, ein Restaurant zu finden, wo diese Gerichte angeboten werden. bei unseren Chinesen gibt es aber außer "Schweinefleisch mit 8 Kostbarkeiten", "Knusprige Ente süß sauer". "Fastenspeise der Buddhisten" oder einem "all you can eat"-Büffet nicht wirklich Weltbewegendes. Was bleibt mir da anderes übrig, als selbst aktiv zu werden? 


Heute soll es einen Hotpot aus Sichuan geben, also eine Fondue, in der verschiedene Lebensmittel am Tisch in würzigen Flüssigkeiten gegart werden. Bei uns kennt man das am ehesten mit Fett oder auch als Käsefondue, in fernöstlichen Ländern wird aber auch gerne in Brühe gegart. In Sichuan ist die natürlich eher scharf und chililastig, man hat aber auch gerne etwas milderes zum Ausgleich. Also benutzt man diese Töpfe, die in der Mitte ganz nach Art von Yin und Yang eine Trennwand eingezogen ist. So einen Topf habe ich mir natürlich sofort kommen lassen. 


In die eine Hälfte geben wir nun ein paar Bohnenkeimlinge und drei Scheiben Tomate. In die andere Kammer kommen Knoblauchzehen.


Irgendwas ist ja immer und diese Babys hatte ich fast vergessen. Zu den Tomaten und Sprossen kommen auch noch rote getrocknete rote chinesische Datteln (Jujube) und ein paar Goji-Beeren.


Hier sind die Seiten vertauscht. Die Tomaten-Sprossen-Seite wird nun mit heißer chinesischer Hühnerbrühe aufgegossen und mit Salz abgeschmeckt. Zum Knoblauch kommt nun zunächst unser Hot Pot Basis. Die Menge hängt von unsere Schärfetoleranz ab. Auch hier wird mit Flüssigkeit aufgefüllt. Ich hatte ein Verhältnis von zwei teilen Hot Pot und einem Teil Brühe. Gesalzt werden darf auch. Das Ganze kommt nun auf ein Stövchen, das stark genug ist, eine sprudelndes Kochen zu ermöglichen. Ich empfehle hierzu einen Stand-Campingkocher mit Gaskartusche. Der ist perfekt für solche Dinge.


Huhn, Rinderfilet, Maiskolben, Lotoswurzel, Pak Choi, Tofu, Pilze.


Shrimps, Paprika, Lachs, Seelachs.

Die Zutaten kann jetzt jeder nach belieben auf Holzspieße Stecken und in einer der beiden Kammern garen.


Dazu passt natürlich weißer Reis und ein Dip, bestehend aus gehacktem Knoblauch, Koriandergrün, Sesamöl und etwas heller chinesischer Sojasauce.


Auch wenn das Chiliöl zunächst brutal scharf erscheint, ist das gegarte Resultat erstaunlich mild, aber wahnsinnig aromatisch. Ich finde beide Seiten toll und die milde Brühe der einen  Hälfte wird immer besser, je länger man darin gart. Zum Schluss möchte man sie nur einfach so aus dem Topf löffeln. Das würde ich bei der Chilisauce nicht empfehlen, schon allein wegen der Menge an Rinderfett, die darin enthalten ist. 


Zum Garen eignet sich natürlich so ziemlich alles, sogar frische Nudeln sind üblich. Bei allem, was ich gesehen habe, sind aber Pak Choi, Shrimps und Lotoswurzel so eine Art basics, die nicht fehlen dürfen. gegen Tofu habe ich nichts und richtig zubereitet ist der auch verdammt lecker. Die Lotoswurzel gehört zu den Lebensmitteln, die optisch wunderschön aussehen, geschmacklich aber darauf angewiesen sind, Unterstützung zu bekommen. Je nach Garstufe ist ist von der Konsistenz her irgendwo zwischen Pilz, Kartoffel oder weicher Aubergine. Das Garen in würziger oder würzig-scharfer Brühe kommt ihr ungemein zu Gute, ich würde sie aber auch noch mal gerne knusprig ausgebacken probieren. Schmeckt bestimmt auch gut. Und der Hot Pot selbst? Der war so lecker, den gibt es morgen noch mal mit den Resten.
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Flashback:










Heute vor sechs Jahren: Pasta mit Tomaten, Rucola und Feta

4 Kommentare:

  1. Tolles Speiseformat mit den zwei Brühen; und dann noch in dem schönen Topf und mit den leckeren Zutaten.
    Njam.
    Und wenn du dann noch weißt, dass du die " Brühwürfel des Teufels" komplett selber gemacht hast , schmeckts
    bestimmt doppelt so lecker.
    jedoch: wenn ich mir vorstelle, dass dieser - schätzungsweise nicht eben kleine Topf auf so nem kippeligen
    Campingkocher steht, bimmelt bei mir schon wieder der Notarztalarm...
    Ich weiß nicht, wie oft uns schon beim Zelturlaub irgendwelche Leckereien im Rasen versickert sind.

    Mal so gefragt: das müsste doch auch prima mit so einem kleinen mobilen Ceranfeld grad genausogut gehen ???
    Ich habe es echt nicht mit Fondue usw, aber dieses da macht mich total an....
    Wobei ich allerdings eher die Abkürzung zum Asiashop gehen würde. Deine Zutatenliste grenzt ja schon an
    Beschaffungskriminalität -)

    Und apropos Ceranfelder:
    ich weiß , dass viele vermeintlichen Oberköche sowas nicht mal mit der Arschbacke anschauen.
    Auch ich habe in meiner jetzigen Wohnung meinem alten Gasherd Krokodilstränen hinterhergetrauert und mir
    zähneknirschend so ein Ding angeschafft, weil komischerweise gerade in der Küche kein Gas anliegt.
    Nach zwei Monaten wollte ich den nimmer abgeben.....
    Weil ich niemals zuvor so ne konstante Niedrigtemperatur über 7 /8 Stunden halten konnte, bis z.B ein Sugo
    vor lauter Geschmackskraft nicht mehr laufen kann.
    Und die Möglichkeit, eine größere Servierpfanne nur partiell zu befeuern, weil man die so hübsch einfach
    ein wenig zur Seite zu schieben kann, liebe ich. Quasi zubereiten wie in nem Wok. Sauber!
    Und wenn ich mal Lust habe auf die weltbeste Gemüsevorspeise, als da sind: Siebenbürgische gebratene und marinierte
    grüne Spitzpaprika...
    dann knalle ich die ohne Rücksicht auf Verluste einfach auf die zwei volle Pulle laufenden großen Kochfelder
    und lasse sie da kontrolliert verbrennen. Lecker, echt, und die verbleibende Asche wird einfach weggewischt.
    Pah! Sowas im Backofen zu machen ist echt für Weicheier. Punkt.
    ( das war jetzt die Kategorie "Nur mal so gesagt...)
    Ahoi, peter

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    1. Keine Sorge, diese flachen Campinggaskocher aus dem Koffer sind sehr stabil, da wackelt nichts. Gegen Ceranfelder ist nichts auszusetzen. Hat alles seine Berechtigung. Die von dir genannten Vorteile wären sogar ein Kaufargument. Aber letztlich ist das auch egal, denn mit Leidenschaft kann man auch auf Elektro-Kochfeldern gute Sachen zaubern. Wie heißt es doch so schön? Nur ein schlechter Handwerker schiebt es aufs Werkzeug. Oder besser: "Wenn der Bauer nicht schwimmen kann, ist die Badehose Schuld".

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  2. da hast du weise gesprochen...

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