Die Winterferien sind vorüber und ich bin schon wieder die erste Woche am Löwenbändigen. Morgens, wenn ich das heimische Jagdschloss verlasse, ist es dunkel, die Scheiben des Rolls Royce sind vereist und der Nebel lässt die Fahrt zur Arbeit stellenweise fast zum Blindflug werden. Wenn ich am späten Nachmittag heimkehre, ist es schon wieder dunkel und immer noch kalt und ungemütlich. Eigentlich möchte ich den ganzen Tag nur die Decke über den Kopf ziehen und bis Frühlingsbeginn hibernieren. Geht natürlich nicht, da ich ja eine Dienstpflicht habe. Aber eins kann ich machen: in meiner Küche mit dem Kochlöffel im Topf zumindest kulinarisch wärmere und gemütlichere Orte aufsuchen und das mache ich auch. Heute war ich in der Provençe und die steht ja für Sonne. Aber auch für Kräuter, Oliven, gute Öle und generell fantastisches Essen. Hier habe ich mal ein Hühnergericht, das ich grob in dieser Ecke der Welt verorten würde: Poulet roti aux pommes de terres et olives oder "gebratenes Huhn mit Kartoffeln und Oliven. Genau das richtige für den einzigen Sohn meines Vaters.
Was brauchen wir für drei Portionen mit ein wenig extra Beilagen (dazu später)?
- 1 gutes Huhn à 1500 g
- 2 - 3 Zwiebeln
- 2 Knoblauchzehen
- 1 Zweig Rosmarin
- 1 Zweig Basilikum
- Zitronensaft (frisch gepresst)
- 50 ml Hühnerfond
- 50 ml Weißwein
- Salz
- Pfeffer
- 250 g Kartoffeln
- 2 EL Oliven
- Olivenöl
Als Kartoffeln bieten sich hier festkochende Knollen an. Ich habe hier die alte französische Art Sorte La Ratte verwendet, die länglich krumm sind, ein schön gelbes Fleisch besitzen und unglaublich aromatisch sind. Wer bisher immer dachte, Kartoffel sei Kartoffel, wird hier schnell eines besseren belehrt. Alternativ würde ich Drillinge nehmen, aber die sind längst nicht so schön kartoffelig im Geschmack.
Das Huhn habe ich - wie immer - flugs in acht etwa gleichgroße Teile zerlegt. Wir haben hier:
- 4 Bruststücke
- 2 Flügel
- 2 Unterkeulen
- 2 Oberkeulen
Den Rückenteil sowie Abschnitte, zum Beispiel die Flügelspitzen, friere für einen Fond ein.
Huhn rundum salzen und in einer Reine von beiden Seiten mit Olivenöl anbraten
In der Zwischenzeit den Knoblauch mit den Kräutern, etwas Zitronensaft, Wein, Brühe, Pfeffer und Salz grob zerkleinern.
Das angebräunte Huhn nun in eine Schüssel geben und die Kräuter-Weinmischung angehen. Kurz durchziehen lassen.
Das Fleisch mit der Hut mach oben inklusive Marinade hinzufügen.
Dann die Kartoffel dazugeben. La Ratte sind sehr dünnschalig und müssen nicht unbedingt geschält werden. Ich habe es dennoch getan, weil die Knolle so besser den Bratsud aufsaugen kann. Also wurden sie ihrer Pelle entledigt einmal der Menge danach der Länge nach geteilt. Die Oliven kommen auch dazu und das Ganze darf nun ein halbe Stunde (oder bis das Huhn durch ist und die Kartoffel weich) bei rund 200 °C für garen.
Als das Huhn fertig war, hatten auch die Kartoffeln die richtige Konsistenz, leider aber noch nicht die richtige Farbe. Also habe ich sie noch einmal extra für ein paar Minuten unter den heißen Backofengrill geschoben.
Zartes Huhn mit viel Aroma und knuspriger Haut. Und der Sud! Göttlich.
Serviert habe ich mit weich geschmorter roter Paprika und etwas Tapenade. Das weiße ist Knoblauchcreme. Dann noch ein wenig Bratsud darüber träufeln und das Gericht mit Baguette servieren - so unaufgeregt schnell ist man in Südfrankreich. Ich liebe sowas.
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Heute vor einem Jahr: Tung Tong - thailändische Goldsäckchen
Ganz genauso gehts mir auch auf Arbeits-Hin/Rückweg, nur dass ich nicht den Royce nehme sondern das Rad...
AntwortenLöschenda kann man sich schonmal nen Bad gönnen und per Herd in wärmeren Gefilden wandeln...ich glaub dein Huhn der Provence nehm ich mir mal am WE vor :)
Ich musste den Rolls nehmen. Der Gärtner war mit dem Bentley unterwegs.
LöschenWegen einer sich anbahnenden Erkältung musste ich kurzfristig umdisponieren und das Hähnchen in eine Suppe mit Chili verwandeln, aber wie hieß es so schön? Heute ist nich aller Tage :)
LöschenWird auch geschmeckt haben. Gute Besserung!
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