Samstag, 21. Juli 2018

Spaghetti Scampi e Vongole - Italia 2018


Es ist ja schon atemberaubend, wie sich das Warenangebot in Italien von dem in Deutschland unterscheidet. Auf die Pastavielfalt muss wohl nicht erst hingewiesen werden, aber auch bei Gemüse ist die Auswahl riesig. Aubergine? Klar, aber was für eine? Schwarz, lila, gescheckt, rund, lang, dick, wie hätten sie es denn gerne? Ich habe zu Hause auch noch nie sedano bianco, also weißen Staudensellerie, gesehen. Dann kommen wir zu Wurst- und Schinkenwaren. Luftgetrocknet muss ich mir Pancetta und Co sonst über das Internet bestellen, hier gibt es den natürlich in jedem noch so kleinen Tante Emma-Laden. Käse ebenso. Burata, Scarmorzo, Provola, Asiago (eine lokale Spezialität aus Vicenza) - ein Paradies für Käseliebhaber. Ebenso Wein. Ich würde mal behaupten, dass man hier selbst in Supermärkten bessere Weine für sein Geld bekommt, als bei uns. Klar, es gibt da nur italienische Tropfen, aber wer will es den Italienern verdenken?  Zu guter Letzt dann Fisch und Meeresfrüchte. Auch da übertrifft jeder Supermercato die meisten Fischgeschäfte bei uns. Wenn ich zu Hause spontan Lust auf Muscheln oder kleine Tintenfische bekomme, habe ich meist ein Problem. Hier nicht, da kann man das überall kaufen und das zu vernünftigen Preisen,

Lange Rede, kurzer Sinn ich habe heute der Familie und mir Scampi gegönnt. Also nicht diese Riesengarnelen, die einem in Restaurants oft unter diesem Namen untergemogelt werden, sondern echte. Die erkennt man zum einen an ihrer eher geraden Form - Garnelen sind meist gekrümmt - und ihrer markanten, hummerähnlichen Scheren. Geschmacklich sind sie auch eher krebsig-hummerig und nicht garnelig (gibt es das Wort überhaupt?). Der Kilopreis (20 Tierchen) liegt bei 23 Euro. Das ist, so finde ich, vergleichsweise günstig. Dazu noch ein Beutelchen Vongole, damit die Scampis nicht so einsam sind und man hat ein leckeres Mal.


Für 4 Portionen:
  • 1000 g Scampi (5 pro Portion)
  • 1000 g Vongole
  • 2 - 3 Knoblauchzehen (nach Wunsch)
  • 3 Tomaten
  • Schuss Weißwein
  • Petersilie
  • Salz
  • Pfeffer
  • Olivenöl
  • 350 g Spaghetti oder Linguine
Mengenmäßig klingt das nach viel, man darf aber auch nicht vergessen, dass hier viel Abfall durch Schalen entsteht. Mehr als fünf ausgelöste Scampischwänze und eine Handvoll Muschelfleisch bleibt da nicht über. Ja, es sind "deutsche" Portionen im Sinne eines alleinigen Hauptgerichts. In Italien wäre das ein primo piatto und es würde nur eine kleine Portion gereicht.

Als Wein nehme ich hier den vor der Haustür wachsenden Soave als Classico. Auch hier gibt es durchaus leckere Tröpfchen, die so gar nichts mit der industriellen 1,49 € Plörre aus den unteren Lagen unserer Supermarktregale gemein haben. Für die ganz Neugierigen, die Spaghetti sind alla chitarra, also eckig im Querschnitt.

Knoblauch schälen und fein hacken, Tomaten würfeln.

Muscheln in eine Schale mit Salzwasser geben und wässern. So fangen sie an zu filtern und der sandige Dreck in ihnen wird herausgespült. Die Molusken klar abspülen und abtropfen lassen. Exemplare mit beschädigter Schale entsorgen.

Scampi in der Schale garen schonender, außerdem gibt der Panzer Geschmack ab. Damit das Ganze nachher leichter zu essen ist, kann man den Rücken mit der Schere schon einmal aufschneiden. So lässt sich auch der etwaig vorhandene schwarze Darm entfernen.


Jetzt geht alles wie beim Woken ratzfatz. Garnelen mit dem Knoblauch kurz in Olivenöl anbraten, ...


Muscheln dazugeben, durchrühren, ...


... mit dem Wein ablöschen, Tomaten hinzugeben und mit dem Deckel vier Minuten garen. 


Die Muscheln sollten nun geöffnet sein - alles, was sich nur mit Gewalt öffnen lässt, entsorgen - und die Scampis noch nicht übergart. 


Zwischendurch die Pasta nach Packungsanweisung kochen, ein wenig Wasser abschöpfen und abgießen. Mit der den Meeresfrüchten vermischen und etwas Kochwasser angießen. Beim Servieren Fingerschälchen nicht vergessen.


Geht auch ohne Scampi, nur als Spaghetti vongole.


Friedhof der Kuscheltiere.


Und hier noch mal die gabelfreundliche Version ohne Schalen. Einfach ein Gedicht. Ich werde diese Warenvielfalt und Verfügbarkeit zu Hause vermissen.


Ebenfalls werde ich die Landschaft vermissen. Heute sind wir ein Stück nördlicher gefahren, wo es schon wieder deutlich bergiger wird. In der Gegend von Schio liegt das Dörfchen Arsiero, das mit dem Contrà Pria (Park Pria) eine wunderbare, naturbelassene und vor allem kostenlose Bademöglichkeit in den ruhigen Gewässern des Fiume Astico biete.


Klares Wasser, aber schon kalt, trotzdem (oder gerade deshalb) erfrischend. Es wurde sogar gegrillt. Liegt zwar etwas versteckt, ist aber ein tolles Ausflugsziel, wenn man schon mal in der Gegend ist.
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Flashback:


Heute vor zwei Jahren: Schweden 2016: Alles muss raus!

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